Ich gebe zu: es ist wirklich lange her, dass ich hier einen Artikel über Bier verfasst habe. Aber anstatt nun hier groß auszuholen und diese Zeitspanne zu rechtfertigen, will ich lieber Taten folgen lassen und einfach mal wieder über ein Bier (d.h. eigentlich zwei Biere) einen kleinen Artikel aufs imaginäre Papier bringen. Die Reise führt mich dazu an einen Strand nach Düsseldorf. An den Stadtstrand Düsseldorf, um genau zu sein. Denn dort kann man das Strandhase Pale Ale und das Strandhase Lager erstehen.
Die Geschichte beginnt allerdings eigentlich schon im Jahr 2018, in welchem zwei Bierfreunde aus Düsseldorf und dem Ruhrgebiet beschlossen, ihr eigenes Bier zu brauen. Einer der beiden, ein studierter Chemiker, hatte bereits hobbymäßig einige Erfahrung im Brauhandwerk gesammelt und als das selbst kreierte Pale Ale bei einer Verkostung begeisterten Anklang fand, war der Entschluss gefasst: ein eigenes Bier sollte auf den Markt gebracht werden.
Zunächst braute man das Bier auf einer kleinen, privaten Anlage selbst. Doch schnell wurde klar, dass die Kapazitäten der Anlage so nicht ausreichen würden, weshalb man nach Abschluss des Feintunings am Rezept an eine Auftragsbrauerei herangetreten ist, die das unter dem Namen „Strandhase“ firmierende Bier seitdem braut. Der Name Strandhase entstand dabei im Zusammenspiel mit besagtem Stadtstrand in Düsseldorf. Die Betreiber des Stadtstrands waren ebenfalls angetan vom Pale Ale und man ging eine Kooperation ein, durch die das Strandhase-Bier final an den Start gehen konnte.
Was mir persönlich so gut an diesem Bier und der Geschichte dahinter gefällt, ist der kurze Weg vom Hobby zum vermarkteten Bier, der ganz im Geiste des Microbrewings steht und einmal mehr zeigt, dass auch das deutsche Brauhandwerk inzwischen den Weg aus dem industriellen Monopol herausgefunden hat. Klar, kleine, traditionelle Brauereien hat es schon immer gegeben, aber der Enthusiasmus, mit dem immer mal wieder hier und da ein neues Bier im zunächst privaten Braukessel das Licht der Welt erblickt, ist ein sehr schönes Phänomen der letzten Jahre.
Apropos Hobby und Brauen: Ende des Jahres, vielleicht aber auch erst zu Beginn des Jahres 2021 (Corona macht eine Prognose nicht wirklich möglich), soll dann auch im eigenen Ladenlokal in Düsseldorf Flingern der Besuch von Braukursen möglich werden, wo man unter sachkundiger Anleitung selbst zum „Braumeister“ werden kann und auch mal experimentellere Sude herstellen (und natürlich auch verkosten) können wird.
Nun aber zum eigentlichen Bier: Inzwischen sind in der Strandhase-Range zwei verschiedene Biere erhältlich: ein kräftigeres, obergärig gebrautes Pale Ale im Stile eines amerikanischen Pale Ales. Die genaue Rezeptur wird natürlich nicht verraten, aber aromatisch wird hier voll auf den Cascade-Hopfen gesetzt, der dem Bier knackige Bitteraromen verleihen soll. Abgefüllt wird mit 5,5% vol.
Daneben gibt es noch das etwas leichtere, untergärig gebraute Strandhase Lager. Hier ist es vor allem der Citra-Hopfen, der für das Geschmacksbild verantwortlich zeichnet. Abgefüllt wird hier mit einer Stärke von 5,1% vol.
Tasting Notes „Strandhase Pale Ale“:
Aroma: Der Duft eines Korbes voller Zitrusfrüchte steigt aus dem Glas empor, v.a. Grapefruit, Zitronen, Assoziationen von Mango und Maracuja. Dazu gesellen sich sofort ausdrucksstarke Noten von Getreide und Hopfen. Ebenfalls mit von der Partie sind subtile, erdige Töne, ein ganz feines Karamell und Malztöne. Mit der Zeit wandeln sich die Fruchtnoten ein wenig mehr in Richtung einer Orange.
Geschmack: Ja, der Hopfen bringt hier einiges mit: fruchtige Noten von Grapfruit, Orangen, Zitronen und einer Nuance Maracuja, aber eben auch eine knackige Bittere, die im Zusammenspiel mit einem schönen, malzigen Einschlag zu gefallen weiß. Die Gesamtbalance bleibt dabei ebenfalls sehr angenehm, das Bier ist nicht überfordernd, aber eben doch charakterstark. Ein wenig erinnert es mich an ein Sierra Nevada Pale Ale. Mit der Zeit zeigen sich auch hier wieder feine Karamellnoten und gehen in einen schönen, trockenen Abgang über.
Tasting Notes „Strandhase Lager“:
Aroma: In der Nase finde ich eine schöne, frische Zitrone, dazu Noten von Quitten, Maracuja und weiteren, diffusen Assoziationen heller, exotischer Früchte. Leichte Hopfennoten mit durchaus würzigem Charakter sind zu vernehmen. Auch wenn das hier die leichtere Variante ist, läuft man keineswegs Gefahr, geschmacklich in zu ausdruckslose Fahrwasser abzudriften.
Geschmack: Auch geschmacklich nicht zu leicht, eine immer noch ausgeprägte, gefällige Hopfenbittere zeigt sich, wenn auch nicht so stark wie im Pale Ale, Zitronenschalen, mineralische Töne von Steinsalz, wieder Quitten und eine Nuance grüne Mango, Anklänge von Sauerteig. Das Strandhase Lager kommt erfrischend und sehr gut ausgewogen daher. Gefällt mir wirklich sehr gut.
Bezugsquellen: Derzeit am Stadtstrand Düsseldorf oder online.