1653 Old Barrel Rum & Wood Old Time

Manchem Gin-Freund wird der Swiss Gin sicherlich ein Begriff sein. Dieser wird von dem über ein Jahrhundert alten Spirituosenunternehmen Studer & Co AG auf den Markt gebracht und kann als durchaus erfolgreiches Produkt betrachtet werden. Ansonsten sind es vor allem traditionelle Obstbrände- und Liköre, die aus eben jenem Hause stammen. Ein schweizerischer Rum hingegen ist sicherlich nichts, was viele auf dem Zettel haben. (zugesandtes Testprodukt)*

Doch genau einen solchen schickt man im Hause Studer eben auch an den Start: den 1653 Old Barrel Rum. Tja, beim Namen 1653 Old Barrel Rum runzelt man natürlich schon auch irgendwie die Stirn. Was ist denn genau im Jahre 1653 passiert, dass die Zahl so prominent auf dem Flaschenetikett prangt? Ich habe zunächst irgendetwas in Richtung früher Rumgeschichte vermutet, musste direkt an Mount Gay denken, dann fiel mir aber auf, dass die barbadische Destille nach eigenen Angaben seit 1663 Rum produziert und eben nicht seit 1653. Und überhaupt wäre mir die Querverbindung zu diesem Rum auch schleierhaft gewesen.

Die Antwort liegt vielmehr in der Schweizer Geschichte und Folklore. Im Jahre 1653 fand der Bauernkrieg statt und dort war ein Mann namens Christian Schybi als Anführer der Entlebucher Rebellen aktiv, der mit Maria Studer verheiratet war, einer Urahnin der Brennerfamilie Studer. Damit ist also auch klar, dass hier auch nicht etwa irgendein Fass seit 1653 in irgendeiner Ecke liegt (auch wenn eine solche Fehlannahme sicherlich lächelnd von der Marketingabteilung des Hauses Studer in Kauf genommen wird).

Hergestellt wird der 1653 Old Barrel Rum in Entlebuch im Kanton Luzern aus südamerikanischer Melasse. Nach Herstellerangaben wird er doppelt im Dampfbrennverfahren gebrannt und reift schließlich für einige Jahre in Eichenfässern (manche Quellen sprechen von 3-6 Jahren). Abgefüllt wird schließlich mit vielversprechenden 44,8% vol.

Tasting Notes:

Aroma: Die Nase ist durchaus interessant und ansprechend. Nüsse, Vanille, Heidekraut und ein satter Honig gehen hier Hand in Hand. Zwischenzeitig muss ich fast an Whisky denken. Außerdem ist eine ausgeprägte Note von (grünlichem) Holz zugegen.

Geschmack: Am Gaumen überraschend kräutrig, mit einer fast schon an exotische Früchte erinnernden Süße. Tatsächlich bin ich hier etwas skeptisch, ob nicht ein wenig Zucker zugegeben wurde, ein regelrechter Süßrum ist dieser Rum jedoch definitiv nicht. Gewürze, wieder Heidekraut, Zedernholz und helle Fruchtnoten sind dauerpräsent, aus irgendeinem Grund kommen mir Assoziationen von Saunaaufgüssen. Der Alkohol ist spürbar, trägt aber die Aromen sehr intensiv, so dass hier eine überraschende, aromatische Wucht entsteht. Mir gefällt dieser Rum wirklich gut!

Abgang: süßlich mit Zedernholz und Honig

Mit diesem soliden und ansprechenden Rum kann man natürlich auch im Shaker etwas anfangen. Bzw. im Rührglas, denn ich habe mich für eine Old Fashioned-Variante entschieden, die ganz darauf aufgebaut ist, die holzig-würzigen Noten in den Vordergrund zu stellen und mit bitter-würziger Tiefe abzurunden. Daher wird der Drink auch in einem japanischen Masu-Becher serviert – nicht etwa, weil der Drink irgendwie japanisch wäre, sondern weil ein Masu einen wunderbaren Holzduft verströmt und damit fantastisch den Drink unterstreicht. Es macht wirklich einen immensen Unterschied! Den Drink habe ich einfach „Wood Old Time“ genannt. Im Grund ist dieser Cocktail ein Paradebeispiel dafür, wie sehr man einen Geschmack mit dem passenden Duft unterstreichen, verstärken und letztlich verbessern kann. Ein Teil unserer Geschmackswahrnehmung erfolgt ohnehin letztlich über den Geruchssinn – unser Gehirn bastelt daraus einen Gesamteindruck, den wir irrtümlich einzig den Geschmacksnerven zuordnen. Wer es nicht glaubt, sollte es ausprobieren!

Rezept „Wood Old Time“:

5,5 cl 1653 Old Barrel Rum
1,5 cl Suze
2 Dashes The Bitter Truth Orange Bitters
2 Dashes The Bitter Truth Lemon Bitters
1 Barlöffel Zuckersirup
6 Tropfen Salztinktur (s.u.)

Salztinktur: Wasser und Salz (etwa im Verhältnis 3:1 mischen) und verrühren. Am Boden sollte sich etwas Salz absetzen, dann handelt es sich um eine gesättigte Salztinktur. Die klare Salztinktur abgießen und in einem luftdicht verschließbaren Behälter sammeln, den Salzbodensatz mit einem Sieb oder Filtertuch auffangen und entsorgen.

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und auf einen massiven Eiswürfel in einen japanischen Masu-Becher abseihen.

Glas: Masu (hölzerner Sake-Becher)

Garnitur: keine

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online, z.B. bei Conalco.

*Die Flasche für dieses Review wurde mir von der Conalco Spirituosen UG zur Verfügung gestellt. Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet jedoch nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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