Gestern hatte ich es bereits angekündigt – und daher möchte ich heute auch liefern! Nach Verkostung des Stauning Rye und einem passenden Cocktailvorschlag geht es nun um den Stauning Curious aus der „Research Series“ der Stauning-Brennerei. Inwiefern wir es hier mit etwas mehr als einem bloßen White Dog zu tun haben, werde ich im Folgenden kurz umreißen. (zugesandtes Testprodukt)*
Denn dieser White Dog ist eine Besonderheit, denn es handelt sich hier nicht einfach nur um die Abfüllung des ungereiften, auf Trinkstärke herabgesetzten Rohbrands, wie man es vielleicht erwarten könnte. Stattdessen wird eine Getreidemischung aus 70% gemälztem Roggen und 30% gemälzter Gerste nochmals separat nach dem Mälzen über Torffeuer getrocknet, so dass ein rauchiger Geschmack gezielt Einzug ins Endprodukt findet. Der Hersteller wirbt hier mit einem an Mezcal oder einige Grappas erinnernden Geschmacksprofil, was mich wirklich ausgesprochen neugierig macht. Eine ebensolche Einsatzempfehlung für Cocktails wird ebenfalls ausgesprochen. Aber bevor ich mich an einen Cocktail wage, soll der mit 43% vol. in die Flasche gefüllte Stauning Curious natürlich zunächst einmal zeigen, was er pur so kann.
Tasting Notes „Stauning Curious“:
Aroma: Ein überraschend satter Rauch ziert “die Nase” des Stauning Curious. Dieser weist eher warme Noten eines Lagerfeuers auf und lässt mich an etwas Räucherspeck denken, minimale Noten von Rohöl mischen sich darunter. Als Referenz für die Freunde rauchiger Islay-Malts würde ich hier am ehesten einen Vergleich in Richtung Bowmore unternehmen. Von der Intensität eines Lagavulin ist der Stauning Curious doch etwas entfernt und die kalt-phenolige Asche- und Benzinbombe, die ein Laphroaig aufbietet, sucht man hier vergebens. Mir gefällt das Raucharoma dieses White Dog allerdings sehr gut. Dahinter finden sich pfeffrig-erdige Noten (tatsächlich ist der Mezcalvergleich nicht ganz aus der Luft gegriffen), zudem etwas Moos, Roggen und Anklänge von Trockenfrüchten.
Geschmack: Auch hier zeigt sich zunächst ein Rauch mit Räucherspecknoten, vielleicht sogar schon etwas Räucheraal. Die offiziellen Verkostungsnotizen sprechen von Plastik, was natürlich beim Lesen intuitiv etwas irritiert – aber tatsächlich finden sich leichte Plastiknoten im Gesamtbild… und sie stören nicht etwa, sie fügen sich harmonisch ins Bild ein. Eine ölige Süße belegt die Zunge und bringt Nuancen von Süßholz zum Vorschein, aber auch etwas Vegetales.
Abgang: lang mit aromatischem Rauch, gebratener Speck mit Ahornsirup
Der Cocktail, in dem ich diesen außergewöhnlichen Tropfen zum Einsatz bringe, ist im Grunde genommen eine Spielart des Knickerbocker Cocktails, allerdings mit der ein oder anderen Abwandlung an verschiedenen Stellen. Die Gründe, warum es ausgerechnet eine Knickerbockervariante geworden ist, waren dabei vor allem zwei: zum einen verbinde ich mit Dänemark (wie auch mit anderen skandinavischen Ländern) eine ausgesprochene Liebe zu Beeren. Als ich als Kind das erste Mal in Dänemark war, fielen mir besonders die vielen Beeren bei den Frühstücksbuffets auf, von denen ich einige nicht einmal kannte. Auch gab es dort zig verschiedene Beerentees, was mich schon damals fasziniert hat. Und der Knickerbocker versteht es ganz gut, Beerennoten aromatisch ansprechend in Szene zu setzen. Anstelle des Himbeerschwerpunkts im Original habe ich in meinem Knickerbocker på Dansk allerdings mehr auf die Brombeere gesetzt, da sie mit ihrem etwas kräftigeren Aroma ganz schön mit dem Stauning Curious harmoniert, der sich wahrlich nicht in einem Cocktail verstecken will. Ein wenig Orange als Konterpunkt kommt zudem durch etwas Pierre Ferrand Dry Curacao ins Spiel, während eine Nuance Feuer durch die fruchtigen Bittermens Hellfire Habanero Bitters ihren Weg in den Drink finden. Der andere Grund, der für den Knickerbocker spricht, ist sein sehr elegantes Spiel mit den Zutatenmengen. Obwohl wir hier im Grunde auch die Struktur eines Sours vor uns haben, fällt der Saftanteil doch sehr gering aus und erlaubt so der Basisspirituose einen viel ausdrucksstärkeren Auftritt. Nicht, dass der Stauning Curious solche Schützenhilfe nötig hätte, aber dennoch schmeichelt ihm der Drink auf eine ganz schmackhafte Art und Weise. Aber nun genug der Worte, hier das Rezept für den Knickerbocker på Dansk.
Rezept „Knickerbocker på Dansk“:
5 cl Stauning Curious
1,5 cl Crème de Mure
2 Barlöffel Pierre Ferrand Dry Curacao
2 Dashes Bittermens Hellfire Habanero Shrub
Saft von ½ Limette
Zubereitung: Alle Zutaten in einen Shaker geben und mit gestoßenem Eis füllen. Die ausgepresste Limettenhälfte ins vorgekühlte Glas geben. Kräftig schütteln und den kompletten Inhalt des Shakers ohne zu strainen ins Glas mit der Limettenhälfte geben.
Glas: Tumbler
Garnitur: ein paar frische Beeren
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
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