Irischer Whiskey hat bisher in meinem Blog eine eher untergeordnete Rolle gespielt, was vor allem auch daran liegt, dass ich i.d.R. persönlich einen guten Scotch vorziehe. Als Pauschalaussage will ich das zwar so nicht verstanden wissen, denn natürlich gibt es auch unter den irischen Whiskeys große Unterschiede und natürlich ist nicht generell jeder schottische Whisky besser als ein irischer, in der Breite würde ich das aber tendenziell schon so für mich sagen. Trotzdem bin ich auf den heutigen Whiskey sehr gespannt. (zugesandtes Testprodukt)*
Die Gründe sind dabei relativ schnell und klar umrissen: Der Jameson Caskmates Stout Edition Whiskey stammt aus der wohl bekanntesten irischen Whiskeybrennerei, deren Besichtigung kaum ein Dublin-Tourist auslässt, das Preisleistungsverhältnis dieser Flasche verspricht zunächst sehr gut zu sein, die Nachreifung in Craft Beer-Fässern ist sicherlich zeitgemäß-innovativ und vielversprechend (vor allem, da ich Stouts und Porter liebe) und als Zutat für die Verwendung in Cocktails scheint der Whiskey zudem viel Potential zu bieten.
Ein paar Abstriche muss man allerdings natürlich bei der heutigen Flasche akzeptieren: Eine Altersangabe bietet der Whiskey nicht, eine Kühlfiltrierung hat stattgefunden und gefärbt ist er obendrein auch noch. Wer nun also mit den gehobenen Erwartungen eines Single Malts an diesen Blend herangeht, wird zunächst einmal enttäuscht. Beim Flaschenpreis von ca. 25€ ist das allerdings auch irgendwo erwartbar und akzeptabel. Wie lange der Jameson Caskmates Stout Edition letztlich in Stoutfässern gefinished wurde, bleibt ebenso wie das Gesamtalter ein Geheimnis. Und wer nun bei Irland, Dublin und Stout sofort an Guinness denkt, der liegt hier ebenfalls falsch, denn die Stoutfässer stammen aus der in der Stadt Cork gelegenen Franciscan Well Brewery. Abgefüllt wird schließlich mit den mindestens vorgegeben 40% vol.
Tasting Notes:
Aroma: Der Ersteindruck weist noch nicht sofort auf eine Nachreifung in Stoutfässern hin. Eher vernimmt man typische Noten eines Jameson: feine Vanilletöne, dahinter grünes Apfelholz und leichte, florale Noten. Nach einiger Zeit bahnt sich jedoch auch etwas Eiche den Weg, die mit malzigen und entfernt an Schokolade erinnernden Tönen einhergeht. Ich stelle mir unweigerlich die Frage, was hier noch alles mit einer viel längeren Nachreifung möglich gewesen wäre.
Geschmack: Auch hier zeigt sich zunächst eine feine und milde Vanille, dann wieder etwas grüner Apfel und Birne und etwas Kakao. Es ist kein besonders vieldimensionaler Whiskey, der aber einen sehr gefälligen Geschmacksakzent durch die Stoutfässer bietet.
Abgang: eher kurz mit Eiche, Gewürzen und hier am deutlichsten hervortretender Schokolade
Tja, der Jameson Caskmates Stout Edition ist definitiv ein interessanter und Potential besitzender Tropfen, den ich aber sehr gerne in einer etwas älteren Version probiert hätte. Aber wer weiß, was man im Hause Jameson hier in Zukunft noch vorhat. Als Cocktailzutat weiß mich der Whiskey allerdings auch jetzt schon voll zu überzeugen, denn hier lässt sich der feine Anklang der Stoutfässer durchaus schön aufgreifen. Ich habe ihn in einer Variante eines eigentlich auf den Namen „Scotch Apple“ hörenden Cocktails eingesetzt (daher der Name „Stout Irish Apple“) und dabei ein wenig an der Akzentuierung des Drinks gebastelt. Neben dem Jameson Caskmates Stout Edition kommt Calvados (hier habe ich mich für den Daron Fine entschieden), etwas Zitronensaft, Zimtsirup und Zuckersirup (um den Zimteinschlag nicht zu dominant werden zu lassen) sowie ein Dash Orange Bitters und etwas Stout zum Einsatz. Das mag vielleicht eher herbstlich klingen (und ich bin mir sicher: im Herbst schmeckt er auch großartig), aber auch an einem etwas regnerischen Frühlingstag schmeckt der Drink wirklich ausgezeichnet.
Rezept „Stout Irish Apple“:
4,5 cl Jameson Caskmates Stout Edition
2 cl Calvados
2 cl Zitronensaft
0,5 cl Zimtsirup
0,5 cl Zuckersirup
1 Dash Orange Bitters
ca. 2 cl Stout oder Imperial Stout
Zubereitung: Alle Zutaten (bis auf das Stout) in einem Shaker kräftig auf Eis schütteln und in einen mit Eiswürfeln gefüllten Tumbler abseihen. Zuletzt mit etwas Stout floaten.
Glas: Tumbler
Garnitur: keine
Bezugsquellen: im Fachhandel oder online.
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
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