Travelling Bars (3): Die Ozone Bar in Hongkong

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Heute möchte ich eine Bar vorstellen, die zwar alles andere als „mal eben“ zu erreichen ist (zumindest von meiner Heimat aus), dafür aber im Hinblick auf Atmosphäre und Stil sicherlich Maßstäbe setzt: Die Ozone Bar. Ein Besuch der Ozone Bar erfordert allerdings nicht weniger als eine Reise in die ehemalige britische Kronkolonie und heute zu China gehörende kantonesische Metropole Hongkong.

Die Ozone-Bar im Ritz Carlton Hotel liegt in der obersten Etage des International Commerce Centre in Kowloon direkt oberhalb der U-Bahn-Station MTR Kowloon Station. Die Location wartet gleich mit mehreren Superlativen auf: zum einen befindet sie sich im höchsten Gebäude der Stadt (dem zur Zeit achthöchsten Gebäude der Welt) und zum anderen handelt es sich bei der Ozone Bar um die höchstgelegene Bar der ganzen Welt. Der Ausblick von dort ist ebenfalls nicht unterhalb des Begriffs „Superlativ“ zu beschreiben, aber dazu gleich mehr.

Bei unserem Besuch hatten wir uns zuvor ein wenig über die Barszene der Stadt informiert, wobei man natürlich nicht an dieser Bar vorbeikommen konnte. Sicherlich haben wir es hier mit keiner kleinen Nischenbar zu tun und den fast schon familiären Charme so mancher Speakeasys sucht man hier ebenfalls vergebens. Stattdessen erwartet den Besucher in der Ozone Bar Hochglanzdesign und mondäne Internationalität. Das finde ich aber überhaupt nicht weiter tragisch, denn ein Aufenthalt in einem solchen Etablissement kann durchaus zu einem fantastischen Abend werden.

So Begann unser Besuch zunächst mit einer Fährüberfahrt von Hong Kong Island nach Kowloon und einem gemeinsamen Spaziergang in der angenehmen Abendluft des kantonesischen Oktobers. Den International Commerce Centre, in dessen obersten 15 Etagen sich das Ritz Carlton Hotel befindet, kann man natürlich zu keiner Zeit übersehen. Bereits von Hong Kong Island aus überragt das riesige Gebäude alle anderen Wolkenkratzer der Stadt und machte so ein Verlaufen schlicht unmöglich. Dennoch brachten wir es fertig, in feiner Abendgarderobe den Weg zum Haupteingang zunächst nicht richtig einzuschlagen und landeten stattdessen in einer Tiefgarage für Warenanlieferungen. Die meisten Gäste reisen ohnehin mit dem Taxi an, was wir jedoch zugunsten eines Abendspaziergangs an diesem Abend nicht getan hatten. Nachdem wir also zwischen einigen ausladenden LKWs hindurch durch die Katakomben des riesigen Gebäudes irrten, fanden wir schließlich den Weg in die im International Commerce Centre gelegene Shopping Mall und von dort aus zum Haupteingang des Hotels.

Die Fahrt mit dem Fahrstuhl gibt einem bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die Höhe, in die man sich begibt, denn man muss zwischendurch in einen zweiten umsteigen, um sein Ziel zu erreichen. Oben angelangt wurden wir vom sehr freundlichen Personal willkommen geheißen und man führte uns zu einem freien Platz direkt am Fenster mit Blick auf Hong Kong Island. Und was soll ich sagen? Der Ausblick ist zunächst so atemberaubend, dass ich gar nicht wirklich auf das Interieur der Bar achten konnte. Ich würde sogar bis heute sagen, dass die Ozone Bar definitiv den besten Ausblick zu bieten hat, den ich je in einer Bar oder einem Restaurant genießen konnte. Das liegt mitunter natürlich auch an der berühmten Skyline von Hong Kong. Jeden Abend um 20 Uhr wird eine absolut sehenswerte Licht- und Lasershow durchgeführt: Wolkenkratzer werden angestrahlt und beleuchtet, blinken in allen möglichen Farben und bestrahlen ihrerseits wiederum umliegende Häuser mit gebündeltem Licht. Da wir unseren Besuch uhrzeitlich abgepasst hatten, fühlten wir uns zu Beginn der Show fast wie in einen opulenten Science Fiction Film versetzt. Man könnte hier ohne Probleme die ganze Nacht sitzen und einfach nur nach draußen schauen. Langweilig würde es nicht!

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Aber nun will ich auch noch ein paar Worte zur eigentlichen Bar verlieren. Die Inneneinrichtung setzt auf wiederkehrende, schwungvoll und modern gestaltete Wabenmuster, die in zahlreichen Lichtfacetten beleuchtet sind. Es finden sich Plätze an der marmornen Bar, in gemütlich zum Verweilen einladenden Couchlandschaften, oder an Tischen und Hockern an den Fenstern. Dabei gibt es einen halboffenen Außen- und einen Innenbereich. Wer direkt am Fenster im Außenbereich sitzt, sollte unter Umständen und abhängig von der Jahreszeit eine etwas wärmere Kleidung wählen, denn der Außenbereich ist nach oben hin offen. Das hat natürlich auch echten Charme, denn man sitzt bei gutem Wetter unter dem nächtlichen Himmel von Hongkong und betrachtet eines der weltweit spektakulärsten urbanen Panoramen.

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Neben einigen asiatischen Tapas und Desserts bietet die Ozone Bar natürlich auch eine Cocktailkarte an. Diese enthält viele Klassiker und einige asiatische Interpretationen davon. Die Auswahl an Signature Drinks fiel zur Zeit unseres Besuches sehr klein aus und manche Spirituosen, die in der Karte ausgewiesen waren, waren nicht mehr vorrätig, aber dennoch wurden wir schnell fündig. Das Personal bereitete die Bestellungen mit routinierten Handgriffen zu und so wurden wir von der äußerst höflichen und zuvorkommenden Bedienung schnell mit unseren Drinks versorgt. Meine Frau entschied sich für einen klassischen Cosmopolitan-Cocktail, während ich mich für einem 12-jährigen Yamazaki entschied. Der Cosmopolitan war solide gemacht, der Yamazaki wurde allerdings im Tumbler (wenn auch immerhin ohne Eis) serviert. Gerne wären wir noch länger in der Ozone Bar geblieben und hätten einige weitere Drinks von der Karte ausprobiert, doch hatten wir an jenem Abend noch einen Termin auf dem „Marco Polo German Bierfest“, wo wir befürchteten, nach dem Genuss mehrerer Cocktails und anschließenden Bieren keine allzu gute Figur mehr abzugeben (das „Marco Polo German Bierfest“, so viel sei hier noch erwähnt, ist für einen gebürtigen Deutschen eine absolut skurrile Veranstaltung). Wir waren jedenfalls beide sehr zufrieden und hätten den Abend dort wirklich gern noch ausgedehnt.

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Alles in allem ist die Ozone Bar definitiv einen Besuch wert! Interieur und Ausblick sind spektakulär, die Cocktails solide und das kulinarische Angebot sehr verführerisch. Zwar würde ich die Bar nicht als Offenbarung in Sachen „Mixed Drinks“ bezeichnen, aber das Gesamtpaket ist absolut stimmig.

(Um andere Gäste nicht zu stören und den Abend auf das Wesentlich konzentriert genießen zu können, haben wir auf Fotos in der Bar verzichtet. Das Copyright der hier gezeigten Bilder liegt bei der Ozone Bar des Hongkonger Ritz Carlton Hotels und wurden mir mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.)

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