Heute stelle ich einmal eine Eigenkreation vor, mit der ich bislang sehr zufrieden bin: den Miyajima Pond. Die Idee zu diesem Cocktail hatte ich durch einen Drink in der Londoner Nightjar-Bar (über die ich hier in naher Zukunft ebenfalls noch einige Zeilen schreiben werde) namens Little Entente. Beim Little Entente handelt es sich zwar um einen deutlich anderen Drink, aber das Zusammenspiel der Zitrusaromen mit dem leicht asiatischen Einschlag hat mir irgendwie sehr gut gefallen.
Zudem hatte ich schon seit längerem vor, ein wenig mit Sake herum zu experimentieren. Für den Cocktail habe ich einen Honjozosake verwendet, es sind jedoch auch andere Varianten möglich. Die sehr subtilen Noten des Sake werden in einem Cocktail natürlich stark verändert und z.T. überdeckt, so dass es schon ein sehr hohes Maß an Konzentration erfordert, einzelne Nuancen heraus zu schmecken. Wenn man hier aber auf ein harmonisches Geschmacksprofil achten möchte, sollte man weniger erdige oder pfeffrige Sakesorten auswählen und sich stattdessen eher den floralen und leichteren Varianten zuwenden. Bei der Zubereitung des Cocktails auf dem Foto fiel meine Wahl auf einen Akashi-Tai Honjozo, einen recht trockenen Sake mit Zitrus- und Stroharomen. Er passt wirklich hervorragend zu den restlichen Zutaten.
Die im Drink verwendete Gewürzmischung Shichimi tōgarashi lernte ich erstmalig auf einer Japanreise kennen. In der japanischen Küche findet sie vielseitig Verwendung und ist ein sehr gutes Beispiel für die sehr von subtilen Aromen lebende Küche des Landes. Vor allem die Mandarinenschalen und die feine Schärfe des Sansho-Pfeffers sind Bestandteile der Gewürzmischung, die sehr gut im Miyajima Pond funktionieren.
Der Miyajima Pond ist ein Drink mit herb-floralen Noten und komplexen Bitterzitrusaromen. Die frischen, floralen Züge von Gin und Sake ergänzen sich ausgezeichnet mit den Zitrustönen aus Limettensaft, Orange bitters, Triple Sec und Zitronengras. Wie in einem klassischen Sour bildet Ingwersirup eine Balance zur Säure, die ihrerseits jedoch mit der frischen Schärfe des Ingwers eine sehr interessante, zusätzliche Facette mit einbringt. Eingeschlossen von weißem Tee rundet eine Prise Shichimi tōgarashi den Drink ab.
Der Drink ist benannt nach einem malerischen kleinen Tümpel unter einer kleinen japanischen Holzbrücke auf der heiligen Shinto-Insel Miyajima vor der Küste Hiroshimas. Während unserer Japanreise rasteten wir kurz an diesem Teich und waren völlig erschlagen von der Atmosphäre, die wie aus einem Märchen erschien. Fast zu schön, um wahr zu sein. Hätte mir damals noch jemand diesen Cocktail serviert, würde ich bestimmt immer noch auf Miyajima sitzen.
Rezept:
2 cl Gin (Tanqueray No.Ten)
2 cl Sake (Honjozo)
3 cl White Tea & Lemon Grass Infusion
2 cl Limettensaft
2 cl Ingwersirup
1 Barlöffel Triple Sec
2 Spritzer Orange Bitters
1 Prise Shichimi tōgarashi
White Tea & Lemon Grass Infusion:
Einfach eine Tasse weißen Tee mit einem längs aufgeschnittenen Halm Zitronengras aufbrühen und mindestens 20 Minuten ziehen lassen.
Zubereitung:
Sämtliche Zutaten in einem Shaker auf Eis kombinieren und kräftig schütteln. Anschließend in das vorgekühlte Glas oder eine vorgekühlte (und zweckentfremdete) Tokkuri-Karaffe (s. Foto – Sakepuristen und –traditionalisten mögen mir verzeihen) geben.
Glas: Tumbler
Garnitur: Limettenscheibe und Zitronengrashalm (Auf dem Foto ist zu erkennen, dass ich auf die Limettenscheibe noch etwas vom Shichimi tōgarashi gegeben habe. So kann man nach persönlichem Gusto ggf. noch den Drink ein wenig nachwürzen. Das ist nicht erforderlich, aber es kann dem Drink ein wenig zusätzliche Schärfe verleihen.)
Den würde ich gern mal probieren :-)!
Kann ich nur empfehlen! Lässt sich sicher arrangieren. 😉