Raspcano

Heute möchte ich einmal eine Lanze für ein manchmal leider leidiges Thema brechen: Das Infundieren bzw. die Infusionen. Jeder, der sich eine Weile mit dem Thema Cocktails beschäftigt, stößt irgendwann in Rezepten, Beschreibungen oder Blogbeiträgen wie diesem auf das Thema und stellt sich unweigerlich oft die Frage: Muss das sein? Auf Barkarten finden wiederum viele das Thema interessant und ansprechend, dort erwartet man schließlich meist etwas, was man zu Hause nicht einfach mal so macht. Doch ganz so schlimm ist die Sache eigentlich nicht!

Bedenkt man, dass kaum jemand ein Problem damit hat, sich gezielt Spirituosen zu kaufen, um ein bestimmtes Rezept oder mehrere bestimmte Cocktails mixen zu können, so wird klar, dass man im Grund ständig im Vorhinein plant. Kaum jemand verspürt Lust auf einen Drink am Abend und fährt dann erst los in Richtung Spirituosenhändler oder Supermarkt. Man kauft i.d.R. im Voraus ein und im Endeffekt ist der zeitliche Aufwand des Infundierens vor diesem Hintergrund eigentlich auch nicht anders. Und besonders anstrengend ist es auch nicht, ein paar Früchte oder Kräuter in eine Flüssigkeit zu schmeißen. Obendrein wartet tatsächlich eine tolle Belohnung: Einzigartige und geschmacklich so nicht anders herzustellende Spirituosen, die gänzliche neue Drinks ermöglichen!

Klar, ständig und andauernd mache ich das auch nicht, aber fast jedes Mal, wenn ich zwei oder mehr Tage im Voraus eine Infusion angesetzt habe, hat es sich am Ende wirklich gelohnt. Ein wenig tückisch sind oft die Mengenangaben, die man für den Heimgebrauch meist herunterrechnen muss, doch mit ein wenig Dreisatz ist auch das kein unüberwindliches Hindernis. Überzeugt? Wenn ja, freue ich mich, wenn nein, dann will ich zumindest einen Drink präsentieren, der vielleicht doch als schlagendes Argument herhalten kann.

Raspcano heißt der Cocktail, der heute die Lanze brechen soll und er ist wirklich ein außergewöhnlicher Drink, der auch eigentlich nicht besonders schwierig herzustellen ist (Der Name ist eine Kombination aus Raspberry und Volcano). Die Basis bildet ein mit Himbeeren und einer Habanero-Chili infundierter, klassischer Gin. Hier kann mein dem persönlichen Geschmack folgen, ich habe einen Cotswolds Gin benutzt, weil ich ihn als klassischen Genrevertreter sehr schätze. Die genaue Anleitung zur Infusion findet man unten. Auf den Bildern sieht man das Alkemista Infusion Vessel, eine mit einem japanischen Teesieb versehen Glasflasche, die ich bei einer Kickstarterkampagne unterstützt und erworben habe. Es geht aber auch einfach mit einer normalen Flasche und einem Filtertuch.

Der Raspcano ist im Grunde eine Variante des Gin Sours, aber er hat eben mehr zu bieten: feine Himbeeren, feurig-fruchtige Schärfe von der Habanero (Vorsicht, wer kein scharfes Essen mag, für den ist dieser Drink vielleicht zu herausfordernd!), Süße, Frische und einen tollen, komplexen Verstärker durch Rhubarb Bitters und die fruchtig-süße Note eines Ruby Port-Floats im Stile eines New York Sours.

Scharf, fruchtig, würzig, komplex und erfrischend. Ein großartiger Drink. Ich habe ihn mehreren Gästen zum Probieren gegeben und alle waren begeistert!

Rezept „Raspcano“:

6 cl mit Himbeeren und Habanero infundierter Dry Gin (s.u.)
3 cl Zitronensaft
3 cl Zuckersirup
1 Dash Fee Brothers Rhubarb Bitters (ersatzweise Angostura Bitters)
3-4 Barlöffel Ruby Port

Mit Himbeeren und Habanero infundierter Dry Gin: Auf 350ml Dry Gin 100g Himbeeren und eine zuvor halbierte Habaneroschote geben und für 48 Stunden infundieren lassen. Danach durch ein Filtertuch filtrieren, bis keine sichtbaren Schwebstoffe mehr enthalten sind.

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf den Portwein kräftig auf Eis schütteln und ins mit frischen Eiswürfeln gefüllte Glas geben. Zuletzt mit Ruby Portwein floaten.

Glas: Tumbler

Garnitur: keine

Bezugsquellen: im Fachhandel oder online.

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