Fickt nicht mit dem Raketenmensch

Fickt nicht mit dem Raketenmensch

Es ist inzwischen schon etwas mehr als zwei Jahre her, dass ich durch einen Mixology-Artikel auf den heutigen Cocktail aufmerksam geworden bin. Der Titel des Drinks trug natürlich sein Übriges dazu bei. Doch hinter dem Drink mit dem bizarr-reißerischen Namen versteckt sich ein absolut genialer Cocktail!

Persönlich bin ich ein sehr großer Freund des New York Sours, die Komposition aus Rye Whiskey und trockenem Rotwein macht diesen Sour einfach sehr aromatisch und komplex. Und genau dieses Prinzip steckt auch hinter dem „Fickt nicht mit dem Raketenmensch“: Hier wird Bourbon mit Lambrusco und einer Balsamicoreduktion in Kombination mit Erdbeermarmelade inszeniert. Zusätzliche Aromentiefe liefern zudem noch ein Walnusslikör (z.B. Nocello) und Angostura Bitters. Was auf den ersten Blick ziemlich abgefahren klingt, wird regelmäßigen Restaurantbesuchern sicherlich dann doch nicht ganz so unbekannt vorkommen. Denn Erdbeeren mit einer Balsamicoreduktion trifft man schon recht häufig an. Eine Geschmackskombination, die natürlich auch in einem Cocktail großartig funktionieren kann. Das dachte sich auch Phoebe Esmon aus der inzwischen geschlossenen Emmanuelle Bar in Philadelphia, aus der dieser Drink stammt.

Ok, die Frage nach dem Namen steht natürlich noch im Raum, daher will ich auch dazu noch kurz etwas Aufklärung leisten: Es handelt sich dabei um ein Zitat aus dem während und um den 2. Weltkrieg angesiedelten Buch „Gravity’s Rainbow“ (deutscher Titel „Die Enden der Parabel“) von Thomas Pynchon aus dem Jahre 1973. Im Buch tritt ein Soldat auf, der angesichts einschlagender V2-Raketen in London unerklärliche Erektionen bekommt. Das klingt sehr skurril, dennoch wird das Buch allgemein als sehr vielschichtig und natürlich auch seriös rezipiert. Das Time Magazine wählte das Buch gar in die Reihe der besten 100 englischsprachigen Romane zwischen 1923 und 2005.

Leider konnte ich nicht herausfinden, wie der Cocktail im Englischen in der Emmanuelle Bar verkauft worden ist. Allerdings stieß ich auf mehrere Quellen, die nahelegen, dass der Cocktail tatsächlich auch in Philadelphia unter dem deutschen Namen auf der Karte stand. Warum genau, weiß ich allerdings nicht – möglicherweise aus Anspielung auf die deutschen V2-Raketen (oder weil „Raketenmann“ eines dieser schönen deutsch-klingenden Trashwörter ist).

Rezept:

6 cl Bourbon
1,5 cl Walnusslikör
1,5 cl Balsamicoreduktion (s.u.)
1 gehäufter Barlöffel Erdbeermarmelade
2 Dashes Angostura
Lambrusco

Balsamikoreduktion: Einfach zu gleichen Teilen Balsamicoessig und Zucker in einer Pfanne erhitzen und köcheln lassen, bis der Zucker aufgelöst ist und sich die Flüssigkeit etwas reduziert hat. Dann abkühlen lassen und ggf. in Flaschen abfüllen.

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf den Lambrusco kräftig auf Eis schütteln und ins mit Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen. Zuletzt Orangenzeste dazugeben und mit Lambrusco toppen.

Glas: Highball

Garnitur: Orangenzeste

Bezugsquellen: In gut sortierten Supermärkten kann man vermutlich alle benötigten Zutaten finden. Alternativ hilft ein Besuch im Fachhandel oder eine Onlinebestellung.

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