Storywood Tequila & Bitter Juan

Nachdem ich nun leider zum zweiten Mal eine Coronainfektion durchgemacht und eine Weile auf Alkohol verzichtet habe, freue ich mich auf den heutigen Artikel ganz besonders, denn es kommen einige sehr vielversprechende Dinge zusammen, auf die ich entsprechend auch unglaublich gespannt bin. Es geht um Tequila (welchen ich sehr schätze), um zwei Reposados genau genommen (was im Grund meine Lieblingskategorie ist), einer davon sogar mit stolzen 53% vol. abgefüllt (trifft man bei Tequila nicht so häufig an) und obendrein sind beide in sehr spannenden und für mich in diesem Kontext auch neuartigen Fässern gelagert worden. (zugesandte Testprodukte)*

Dass wir in Deutschland nun auch die Möglichkeit haben, solch besondere Tequilas zu probieren, verdanken wir dem auf mexikanische Spirituosen spezialisierten Tequila-Kontor bzw. der dahinter stehenden fifteenlions GmbH, die den Tequila importiert. Aber nun zum eigentlichen Produkt:

Die Tequila-Abfüllungen hören auf den Namen Storywood Tequila Reposado Sherry (mit einem Reifungsalter von sieben Monaten) und Storywood Tequila Reposado Speyside (ebenfalls mit einem Alter von sieben Monaten). Man hört bereits am Namen, dass hier nicht die gewohnten Ex-Bourbon-Fässer zum Einsatz kamen, sondern eher aus dem Whisky-Segment bekannte Ex-Oloroso-Sherry-Fässer aus europäischer Eiche bzw. Fässer, in denen zuvor Speyside Single Malt (welcher genau, wird nicht verraten) reiften. Überhaupt findet man keine ungelagerten Blanco Tequilas unter dem Namen Storywood, was auch mir so gänzlich neu ist. Gebrannt wurde der Storywood Tequila von der La Cofradia-Destille (NOM 1137). Von dort kommen zahlreiche Tequilamarken (hier findet man eine Übersicht), worunter Casa Noble sicherlich eine der bekanntesten ist.

Basis der Storywood Tequilas sind zehn Jahre alte Weberagaven, welche nach der dreitägigen Röstung und der anschließenden Extraktion für sieben bis zwölf Tage mit wilden Hefen fermentieren dürfen. Dann erfolgt die doppelte Destillation auf Copper Pot Stills.

In der Reihe existieren einige spannende Abfüllungen, u.a. noch eine Speyside Añejo-Variante, ein Double Oak- Añejo und ein höherprozentiger Speyside Reposado mit 53% vol.

Heute geht es aber eben um die bereits genannten Abfüllungen: den Storywood Tequila Reposado Sherry mit 53% vol. und den Storywood Tequila Reposado Speyside mit klassischen 40% vol., welche ich natürlich im Anschluss auch einem Cocktailtest unterziehen werde.

Beginnen wir mit dem Storywood Tequila Reposado Speyside und schauen mal, wie das Zusammenspiel von Scotch-Fass und Tequila so funktioniert.

Tasting Notes „Storywood Tequila Reposado Speyside (40% vol.):

Aroma: Oh ja, das ist direkt sehr interessant und ansprechend. Es ist eindeutig ein Reposado-Tequila, was man an den typischen erdigen Agaventönen bemerkt, die noch gegen den durchaus präsenten, aber noch nicht übermäßig starken Fasseinfluss dominieren. Mineralsalz, etwas Kalk, eine frisch geöffnete Dose Fleur de Sel, feine Kräuter, aber dann eben auch eine feine Vanillenote (fast Vanillepudding) mit blumig-fruchtigen Anklängen, wie man sie von Speysidewhiskys kennt. Ich finde ein wenig Pfirsich, vielleicht auch Pflaume, was zu einem sehr spannenden Gesamtbild verschmilzt. Dieser Tequila schmeckt keinesfalls nach Speyside Whisky, was man trotz des Namens also wirklich nicht erwarten sollte. Vielmehr entsteht ein sehr schöner Tequila mit einem besonderen Aroma.

Geschmack: am Gaumen ein äußerst spannendes Potpourri aus Fruchtnoten von hellen Früchten (v.a. Pfirsich) mit Vanille, wieder Mineralsalz und erdige Agave, dazu immer deutlicher werdende Noten von Mandarinenschalen, die mich überraschen, aber auch total begeistern. Das habe ich so noch nie getrunken! Er ist nicht übermäßig komplex, aber sehr süffig und gefällig. Ein schöner, nicht zu komplizierter und dennoch neuartiger Tequila, gefällt mir richtig gut!

Abgang: mittellang, immer noch Mandarinenschalen und Agaven, ein klein wenig Holz

Tasting Notes „Storywood Tequila Reposado Sherry (53% vol.):

Aroma: Eindeutig sind diese beiden Tequilas miteinander verwandt. Agaventöne, die mineralische Note mit Kalkeinschlag und die Assoziationen von Salz fallen sehr ähnlich aus. Allerdings zeigen sich auch einige Unterschiede, die Fasslagerung und Alkoholgehalt geschuldet sind: die Aromen werden insgesamt wuchtiger und dominanter präsentiert, zudem tritt die Vanille sehr stark in den Hintergrund und wird von weinig-fruchtigen Noten abgelöst. Auch ist das Aromenbild eine Spur mehr von Holztönen geprägt.

Geschmack: Oh ja, die 53% vol. machen sich natürlich bemerkbar – und zwar rundum positiv! Was für eine Granate am Gaumen mit wunderbarem Wechselspiel aus Frucht, Eiche, feiner Bittere, erdiger Agave, Mineralsalz und Früchten. Die Mandarinen finde ich auch hier, sie gehen aber Hand in Hand mit dunkleren Tönen wie Kirsche, Pflaume oder auch Traube. Vanille ist ebenfalls zugegen, aber eher subtil und hintergründig. Der Alkohol ist natürlich spürbar, aber eben voller Geschmack und Ausdruck.

Abgang: langanhaltend mit Eiche, kräutriger Agave und Früchten

Als Drink habe ich mich fürs erste für einen Bitter Juan entschieden. Zum Storywood Tequila Reposado Sherry werde ich in den nächsten Tagen ebenfalls einen eigenen Drink veröffentlichen. Wem nun der Name des Cocktails nichts sagt, muss sich nicht groß wundern, denn es handelt sich schlicht um eine Abwandlung. Er ist dem Bitter Jean aus dem Soho House in London nachempfunden, in welchem eigentlich ein Speyside Single Malt, Islay Single Malt, Wermut, Creme de Cassis und Bitters miteinander kombiniert werden. Im Bitter Juan finden aber schließlich der Storywood Tequila Reposado Speyside und ein rauchiger Mezcal zueinander und übernehmen so die Rolle von Speyside und Islay Malt. Zudem habe ich mich für Creme de Mure anstelle von Creme de Cassis entschieden, weil ich Brombeernoten in Kombination mit Tequila einfach schöner finde. Der relativ hohe Anteil an Bitters bleibt hingegen gleich und macht den Bitter Juan eben zu einem solchen.

Rezept „Bitter Juan“:

5,5 cl Storywood Tequila Reposado Speyside (40% vol.)
1,5 cl Oaxaca Mezcal
1,5 cl Crème de Mure
2,5 cl roter Wermut
8 Dashes Angostura Bitters

Zubereitung: Alle Zutaten im Rührglas auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Coupette

Garnitur: zwei Griottines-Kirschen

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online beim Tequila-Kontor.

*Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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