Ein Scotch Single Malt, dessen Name zu keiner bekannten Destille passen will? Was vielleicht manch einen Einsteiger in die Materie verwirren wird, ist für den Freund schottischen Whiskys ein ziemlich normaler Umstand: Unabhängige Abfüller kaufen Fässer einer bestimmten Destille (oder als Vertragsinhalt gleich ganze Abfüllungen) und entscheiden selbst, wie lange der Whisky im Fass verweilen soll, ob er noch ein Finish in anderen Fässern erhält, mit anderen Malts der gleichen Destille verschnitten wird und wann er schlussendlich als eigener Single Malt abgefüllt werden darf. (zugesandte Testprodukte)*
Allerdings wird bei einem solchen Vorgehen nicht immer gleich verfahren. Es gibt neben namhaften Abfüllern, die meist oder ausschließlich auf volle Transparenz setzen, auch immer wieder solche, die mit der produzierenden Destille Stillschweigen über die Herkunft des Whiskys vereinbart haben. Man erfährt also nicht, aus welcher Destille der entsprechende Single Malt stammt. Wohl aber meist, in welcher schottischen Whiskyregion er beheimatet ist.
So verhält es sich auch bei den heutigen Single Malts, die auf den Namen „The Torran“ hören. Alle schottischen Whiskydestillen namentlich zu kennen, ist schon sicherlich eine Kunst für sich, aber wer sich mit der Materie intensiv befasst hat, der wird zumindest hier schnell einen externen Vertragsabfüller im Verdacht haben. Denn eine „The Torran“-Destille gibt es in der Tat nicht. The Torran wird für die Firma London & Scottish International Ltd. hergestellt (die immerhin im Jahr 2007 durch den Prince of Wales als Hoflieferant ausgezeichnet wurde) und ist ein Highland Single Malt Whisky. Es existieren derzeit drei unterschiedliche Abfüllungen: Der Standardmalt unter den dreien ist der The Torran Oak Cask, zudem gibt es noch den The Torran Port Wood und den The Torran Sauternes Finish.
Die Whiskys tragen allesamt keine Altersangabe und sind mit 40% vol. abgefüllt worden. Es bleibt also zu vermuten, dass man es noch mit relativ jungen Single Malts zu tun hat und die maximal mögliche Reduktion der Trinkstärke hier vielleicht auch gewisse Spuren der Jugend überdecken soll. Der relativ günstige Preis der Abfüllungen (um die 30 Euro) deutet ebenfalls in diese Richtung. Über eine nachträgliche Färbung der Whiskys oder eine Kühlfiltrierung findet man weder auf der Verpackung, noch darüber hinaus verlässliche Informationen, so dass davon auszugehen ist, dass sowohl ein wenig bei der Farbe nachgeholfen als auch eine Kühlfiltrierung wurde.
Der The Torran Oak Cask ist ein klassischer Ex-Bourbonfass-Single Malt. Mit Spekulationen über die tatsächlich Destille hinter dem Malt möchte ich mich lieber zurückhalten. Stattdessen lasse ich lieber die Tasting Notes sprechen:
Tasting Notes „The Torran Oak Cask“:
Aroma: Wir haben es zwar mit einem zum Teil aus über Torfrauch getrocknetem Gerstenmalz hergestellten Whisky zu tun, aber übermäßig stark fällt der Rauch in Nase nicht aus. Ich würde ihn eher im unteren Mittelfeld des Spektrums ansiedeln. Der Rauch vermischt sich mit krautigen Noten (Heidekraut, eine Nuance von Fenchel), dazu eine schwache Süße von Honig, Vanille und eine frische Zitrusnote.
Geschmack: Am Gaumen ist durchaus ein würziger Antritt konstatierbar, schwacher bis mittelstarker Rauch vermischt sich mit etwas Vanille, trotz des mutmaßlich jungen Alters durchaus spürbarem Eicheneinschlag und wieder etwas Heidekraut. Der befürchtete metallische und alkoholisch-scharfe Einschlag, den viele junge Malts aufweisen, findet man hier zum Glück so gut wie nicht.
Abgang: mittellang mit Rauch und Gewürzen
Der The Torran Port Wood reifte zunächst ebenfalls in ehemaligen Bourbonfässern (nach Angaben des Herstellers zu einem großen Teil in First Fill-Ex-Bourbonfässern) und erhielt anschließend ein Finish in ehemaligen Portweinfässern. Über die genauen Längen der Reifezeiten erfahren wir auch hier nichts.
Tasting Notes „The Torran Port Wood“:
Aroma: Die Portweinfässer machen sich zweifelsohne bemerkbar! Der Rauch tritt etwas mehr in den Hintergrund (es mag allerdings auch an der sukzessiven Gewöhnung während dieser Verkostung liegen), die charakteristischen Töne von Heidekraut, Vanille und Zitrusfrucht werden ergänzt um Nuancen von Erd- und Himbeeren, die mich ein wenig an Rotweinschaumdesserts denken lassen.
Geschmack: Am Gaumen machen sich die Portweinfässer weniger stark bemerkbar. Zwar sind auch hier feine Beerennoten mit von der Partie und eine etwas stärker ausgeprägte Bitterkeit ist zugegen, die Nähe zur Originalabfüllung ist geschmacklich jedoch größer als im Aroma.
Abgang: mittellang, Eiche und leichter Rauch
Das jüngste Mitglied der Serie ist seit dem Jahr 2017 der The Torran Sauternes Finish, der nach einer Reifung in Ex-Bourbonfässern für ca. (!) sechs bis zwölf Monate in ehemaligen Sauternes-Süßweinfässern reifen durfte. Hier gibt es also immerhin ein kleines bisschen Transparenz.
Tasting Notes „The Torran Sauternes Finish“:
Aroma: Helle Fruchtnoten und ein ausgeprägterer Honig zeichnen diese Abfüllung in der Nase aus. Auch hier ist natürlich leichter Rauch, Heidekraut und Vanille zu vernehmen, der Malt wirkt jedoch floraler, leichter und etwas filigraner als bei den anderen beiden Varianten.
Geschmack: Leichter Rauch, etwas Birne, Sanddorn, Mirabellen, Honig und ein schwacher Eicheneinschlag zeichnen den The Torran Sauternes Finish aus.
Abgang: mittellang mit Rauch, Gewürzen und Honigsüße
Das Preis-Leistungsverhältnis der The Torran-Single Malts ist durchaus solide. Natürlich darf man hier nicht die größte Offenbarung der schottischen Whiskykultur erwarten, aber für das mutmaßlich junge Alter der Abfüllungen finde ich sie doch mehr als passabel. Es macht diese Malts aber vor allem auch für die Verwendung in Cocktails interessant, denn vor diesem Schritt schrecken zahlreiche Whisky-Puristen noch immer zurück. Bei sehr hochpreisigen und alten Malts kann ich das auch nach wie vor verstehen, doch gibt es einfach auch verdammt gute Drinks auf der Basis eines schönen Single Malts und die Möglichkeiten sind hier längst nicht ausgeschöpft. Aus diesem Grund werde ich in den nächsten Tagen auch noch drei passende Cocktails hier vorstellen.
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
*Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
Pingback: The Godfather, River Runs Red & Easy Peasy | Galumbi