Pure Spirits: Luxardo Bitter & Thyme for a Spritz!

Auch heute möchte ich im Reich der italienischen Liköre verweilen. In meinem letzten Artikel habe ich einen Fernet als besonders bitteren und würzigen Vertreter der Amarokategorie vorgestellt, weshalb es diesmal ein wenig anders zugehen soll. Nicht nur farblich, sondern auch geschmacklich. Ob wir es hier allerdings überhaupt mit einem Amaro zu tun haben, ist dabei oft Gegenstand von Diskussionen. (zugesandtes Testprodukt)*

Gut, wer einen Blick in den oben verlinkten Artikel geworfen hat, in dem ich auch einige kurze Hintergrundinformationen zum Begriff Amaro bzw. den Amari präsentiert habe, der wird sich vielleicht fragen: Wie kann eine Flasche mit der Aufschrift „Bitter“ kein Amaro sein? Amaro heißt doch schließlich nichts anderes als „Bitter“. Und mit diesem Argument sind wir dann im Grunde auch schon mitten in der Debatte, den so ganz abtun kann man diesen Einwand in der Tat nicht. Wohl kann man aber auf die historisch unterschiedlichen Entstehungskontexte verweisen. Während die dunklen Kräuterliköre, die gemeinhin als Amari bezeichnet werden, in Italien unter diesem Namen allgemein bekannt sind, würde ein Italiener einen Vertreter wie den heutigen Luxardo Bitter am ehesten als Aperitivo oder Aperitivo-Likör bezeichnen.

Tatsächlich ist auch diese Kategorie alles anderes als trennscharf umreißbar, denn längst nicht jeder Aperitivo ist von roter Farbe, aber eben doch eine ganze Reihe dieser Liköre. Die Marke Campari hat es hier sicherlich zum weltweit größten Bekanntheitsgrad gebracht und setzt die Farbe Rot auch gezielt als Erkennungsmerkmal in Werbespots und allgemeinen Marketingkampagnen ein. Doch Campari steht hier nicht allein, sondern ist nur ein Vertreter der roten Bitterliköre. Diese sind in Italien historisch einmal mit den sog. Cochenilleschildläusen rot gefärbt worden, heute haben die meisten Hersteller jedoch von dieser Praxis Abstand genommen, da die meisten Verbraucher nicht so positiv auf die Verwendung von Insekten reagieren. Darüber hinaus handelt es sich um aus verschiedenen Kräutern, Wurzeln und Rinden hergestellte Bitterliköre, die durchaus auch große Überschneidungen mit so manchem Amaro bieten. Oft weisen sie eine gewisse Orangennote auf, sind aber vor allem eines: bitter! Alles andere wäre für einen Bitter ja auch irgendwie albern.

Die heutige Flasche wird von der italienischen Marke Luxardo vertrieben, welche unter den italienischen Spirituosenherstellern eine durchaus prestigeträchtige und traditionsreiche Position einnimmt. Weit vor der Einigung Italiens war es ein Genuese namens Girolamo Luxardo, der mit seiner Familie 1821 im damals bestehenden Königreich Dalmatien, einem Kronland der Habsburger Donaumonarchie, in der Stadt Zadar eine Destille gründete und dort Maraschino herstellte. Zwar wurde nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns die Stadt Zadar als Zara Teil Italiens, doch wurden Stadt und Destille im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört. Nach dem Krieg wurde die Destille jedoch in Torreglia in der Provinz Padua neu aufgebaut.

Bis heute ist der Maraschino das internationale Aushängeschild der Marke Luxardo geblieben und fast jeder Spirituosenfreund wird beim Namen Luxardo zunächst an diesen Likör denken. Doch im Hause Luxardo produziert man inzwischen deutlich mehr als nur Maraschino. Unter anderem eben auch den Luxardo Bitter. Dieser wird durch die Infusion von Agraralkohol mit verschiedenen Kräutern und Früchten hergestellt, darunter Orangen, Bitterorangen, Minze, Rhabarber Majoran und Thymian. Abgefüllt wird der Luxardo Bitter mit 25% vol.

Tasting Notes:

Aroma: In der Nase zeigt sich zunächst ein würziger, ein wenig erdiger Eindruck, der von einer schweren und süßlichen Unternote getragen wird. Rhabarber und Orangen lassen sich erkennen, aber auch Trockenfrüchte und ein Hauch von Nelken und subtilem Sternanis.

Geschmack: Natürlich fällt der Luxardo Bitter am Gaumen auch bitter aus, dennoch zeigt sich seine Bitterkeit vielschichtig mit Bitterorange, Rhabarber und einem kräutrigen Einschlag. Wieder finde ich ein wenig Nelke, aber auch der Majoran macht sich bemerkbar. Die Bitterkeit wird von einer schönen Süße im Rahmen gehalten, die durchaus auch fruchtige Noten von Orangen und subtilen Beeren mit sich bringt.

Abgang: bitter und fruchtig mit Noten von Orangenschalen

Tja, natürlich lässt sich dieser Aperitivo bzw. Bitter erstklassig als Cocktailzutat einsetzen, was ich sicherlich in Zukunft auch noch tun werde, doch heute möchte ich im Grund hier ein „Rezept“ vorstellen, das in seinen Grundzügen wahrscheinlich ohnehin jedem bekannt ist und manchen vielleicht mit den Augen rollen lässt. Man mag mir sogar Fantasielosigkeit vorwerfen, mich an einem einfachen Spritz zu orientieren, doch manche Drinks brauchen schlicht nicht viel, um zu überzeugen. Wer einmal im Sommer in italienischen Großstädten gewesen ist, für den wird der Anblick von Weingläsern mit prickelnd-rotem Inhalt und einer Orangenscheibe nichts Ungewöhnliches sein und auch wenn der Spritz bei manchem Bartender etwas verpönt sein mag, so kann ich diesem schlichten Drink doch eine Menge abgewinnen, wenn er gut gemacht ist. Naja gut, ganz so fantasielos ist die untenstehende Variante vielleicht doch nicht, denn immerhin kommt ein Sodasiphon zum Einsatz (wahlweise auch ein Sodastream o.ä) und mit dem Mulassano Bianco auch ein italienischer Wermut. Und man muss ein wenig Vorbereitung durchführen, aber im Grunde ist das Rezept wirklich schlicht. In diesem Sinne: „Thyme for a Spritz!“

Rezept „Thyme for a Spritz!“:

6 cl Luxardo Bitter
2 cl Mulassano Bianco (oder ein anderer weißer, nicht zu trockener Wermut)
10 cl Thymiansoda (s.u.)
1 Dash Orange Bitters

Thymiansoda: Zunächst aus Wasser und frischem Thymian einen Tee kochen (etwa zwei Hand voll frischer Thymian auf einen halben Liter Wasser – kurz aufkochen und für ca. 20 Minuten ziehen lassen) und dezent süßen (zwei Barlöffel Zuckersirup auf jeweils 500 ml). Abkühlen lassen und schließlich in einen Sodasiphon füllen (oder einen Sodastream o.ä.), mit einer CO2-Kapsel laden und karbonisieren.

Zubereitung: Luxardo Bitter, Wermut und Orange Bitters in ein mit frischen Eiswürfeln gefülltes Weinglas geben und kurz verrühren. Mit Thymiansoda aufgießen, noch einmal vorsichtig rühren und Orangenscheibe ins Glas geben.

Glas: Weinglas

Garnitur: Orangenscheibe, optional frische Thymianzweige

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

2 thoughts on “Pure Spirits: Luxardo Bitter & Thyme for a Spritz!

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