Bereits vor einiger Zeit berichtete ich hier im Blog über den The Choya Single Year, einen Umeshu, der innerhalb der Range der Branchengröße Choya das Premium Segment bekleidet. Und auch mit dem Choya Umeshu Gold Edition hatte ich jüngst einen sogar mit Goldflocken veredelten Premium-Umeshu im Glas. Heute folgt nun ein weiterer Vertreter aus der Gattung der japanischen Traditionsliköre, die dabei sind, mehr und mehr auch die Welt der Bar zu erobern. (zugesandtes Testprodukt)*
Der „The Choya Aged 3 Years“ folgt seinem kleineren Bruder, dem The Choya Single Year in Richtung fester Altersangaben, was eine im Umeshu-Bereich nicht unbedingt weit verbreitete Tradition ist. Und auch hier haben wir es lediglich mit einem Gemisch aus Zuckerrohrshōchū, Zucker und der japanischen Nanko-Umefrucht zu tun (die eigentlich eine Aprikose und keine Pflaume ist), was diesen Umeshu zu einem reinen Honkaku Umeshu macht. Für genauere Hintergrundinformationen zum Thema Umeshu möchte ich an dieser Stelle jedoch auf einen früheren Artikel verweisen. (Und wer sich auch ein wenig mehr mit Shōchū beschäftigen möchte, wird hier Wissenswertes finden.)
Der The Choya Aged 3 Years zeigt abermals durch den Artikel „The“ an, dass hier durchaus eine gehörige Portion Stolz auf das Produkt im Marketing mitschwingt. Für die Herstellung werden Umeshus in Reifungstanks für drei Jahre gelagert und anschließend werden die „drei besten Batches“ miteinander vermählt, so schreibt es der Hersteller (was mit den anderen Batches passiert, erfahren wir leider nicht). Auch wenn ich Medaillenauszeichnungen im Spirituosenbereich inzwischen mehr als kritisch gegenüberstehe, so sei dennoch erwähnt, dass dieser Umeshu bei der International Spirits Challenge im Jahr 2016 eine Goldmedaille gewonnen hat und somit zum ersten international derartig prämierten Umeshu avancierte. Also durchaus Vorschusslorbeeren, die mich gespannt auf die Verkostung sein lassen.
Tasting Notes:
Aroma: In der Nase bestechen weinige Fruchttöne, die nach wie vor jede Menge Anklänge von Pflaumenaromen aufweisen, dazu gesellen sich aber auch hellere Zitrustöne. Durchaus auch Anklänge von Aprikosen sind auszumachen, ebenso wie ein schöner, reichhaltiger Honig und eine schwere Süße von Trockenobst vor einem feinen Hintergrund aus orientalischen Gewürzen. Tatsächlich erinnert dieser Umeshu ein wenig an einen spanischen Brandy in der Nase, was mir sehr gut gefällt.
Geschmack: Am Gaumen entfaltet sich parallel zur schweren, öligen Süße dieses Umeshus eine komplexe Charakteristik aus dunklen Fruchtnoten, eingelegten Rumfrüchten, Trockenobst und etwas ausbalancierender Säure. Honig, kandierte Zitronenschalen, Assoziationen von Nelken und etwas Piment runden ein sehr schönes Geschmackserlebnis ab. Ein Umeshu zum Entdecken, der auch als Sipping-Likör bestens geeignet ist.
Abgang: überraschend trocken mit allmählich in helle Früchte übergehender, lang anhaltender und öliger Süße
Angesichts des beschriebenen Aromenprofils mag es nicht unbedingt auf der Hand liegen, zu einem eher bitteren Aperitif-Cocktail zu tendieren. Doch die ölige, facettenreiche Süße des The Choya Aged 3 Years mit ihren feinen Gewürz- und Säurenoten hat durchaus das Zeug dazu, in eben einem solchen Drink zu brillieren. Kurzerhand habe ich daher einen Cocktail kreiert, in welchem neben Campari und Tokiwa Mugi Shōchū noch etwas Jinzu Gin und Tonic Bitters eine Rolle spielen. Im Grunde ein Negroni mit japanischem Einschlag, den ich Shōjō Negroni getauft habe. Shōjō (猩々) ist ein Naturgeist der japanischen Mythologie mit einer Vorliebe für Alkohol, zudem hat er lange, rötliche Haare, was gut zur Farbe des Cocktail passt. In diesem Sinne: Kanpai!
Rezept „Shōjō Negroni“:
2 cl The Choya Aged 3 Years
2 cl Campari
1,5 cl Tokiwa Mugi Shōchū
1 cl Jinzu Gin
1 Dash The Bitter Truth Tonic Bitters
Zubereitung: Alle Zutaten in einen mit frischen Eiswürfeln gefüllten Tumbler geben, kurz verrühren, fertig.
Glas: Tumbler (oder alternativ ein japanisches Keramikschälchen)
Garnitur: keine
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.