Pure Spirits: Plantation Guyana 2005 Vintage Edition & Créole Fruit Shrubb

Es ist mal wieder Zeit für einen Rum hier im Blog! Und abermals steht ein Rum aus einer Serie von Rums auf dem Prüfstein, die mich bisher eigentlich immer von sich überzeugen konnte, weshalb auch heute meine Erwartungen durchaus positiv sind. Aber mit hohen Erwartungen geht eben auch ein höheres Enttäuschungspotential einher, dessen man sich bewusst sein sollte. Noch dazu wenn es um einen Rum aus einer so prestigeträchtigen Rumnation wie Guyana geht. (zugesandtes Testprodukt)*

Guyana liegt relativ zentral an der Nordküste des südamerikanischen Kontinents und weist eine niederländische, eine kurze französische und v.a. eine britische Kolonialgeschichte auf, die auch mit der Produktion von Zuckerrohr zusammenfällt. Vor allem die Region rund um den Fluss Demerara wird seit vielen Jahrhunderten zum Anbau von Zuckerrohr genutzt und hat seitdem einige größere Veränderungen durchlaufen. Vor allem die Zahl der einzelnen, voneinander abgetrennten Plantagen ist stetig geschrumpft. Eine gewisse Agrarzentralisierung ist somit das Ergebnis wirtschaftlicher Entwicklungen, die natürlich auch auf die Rumproduktion ihre Auswirkungen hatte. Während bereits im 17. Jahrhundert zahlreiche Plantagen ihren eigenen Rum gebrannt haben, waren am Ende des zweiten Weltkrieges nur noch einige wenige davon übrig geblieben. Inzwischen existiert nur noch eine einzige produzierende Destille, welche jedoch nun auf zahlreiche Destillationsanlagen und andere Produktionsfaktoren ehemaliger Destillen zurückgreift und somit fast schon eine Art Schmelztiegel aus mehreren stillgelegten Brennereien bildet.

Die sogenannte Diamond Distillery gehört dem Unternehmen Demerara Distillers Ltd und stellt ihren Rum aus auf eigenen Zuckerrohrplantagen am Demerarafluss gewachsenen Rohstoffen her. Es handelt sich hierbei um Melasserums, die jedoch unter dem Namen „Demerara Rum“ international bei Rumgenießern einen einen guten Klang haben. Bekannt ist vor allem die hauseigene Rummarke „El Dorado“, es wird aber auch eine beträchtliche Menge der Rumproduktion (bis zu stolzen 26 Millionen Litern im Jahr) an externe Unternehmen wie unabhängige Abfüller oder Blender verkauft.

So wird es auch beim heute vorliegenden Rum aus der Plantation-Reihe sein. Wie auch bei einigen anderen in der Vergangenheit hier vorgestellten Plantation Rums, z.B. dem Plantation Jamaica 2002 und dem Plantation Trinidad 2003, sei kurz erwähnt, dass Plantation relativ offen mit Praxis einer kleinen Zuckerzugabe umgeht, die sie als „Dosage“ bezeichnen. Der Rum wurde in der Diamond Distillery auf einer doppelten, hölzernen Pot Still namens „Port Mourant“ gebrannt, die ursprünglich aus einer Destille aus dem Jahr 1732 stammt. Der Plantation Rum Guyana 2005 gehört ebenfalls zur Grand Terroir-Subserie der Plantation Rums, welche die besonderen Charakteristiken der jeweiligen Rumnationen in den Vordergrund stellen soll. Zunächst lagerte der Rum für sieben Jahre in Guyana in ehemaligen Bourbonfässern, bevor er dann in Frankreich für 24 Monate in ehemaligen Cognacfässern nachreifen durfte. Abgefüllt wird er mit 45% vol.

Tasting Notes:

Aroma: Aus dem Glas steigen sehr schöne und sehr komplexe Aromen empor: Die für Guyana-Rums typischen Fruchttöne sind unverkennbar, sie werden allerdings begleitet von z.T. ungewöhnlichen Noten. Tatsächlich findet sich Leder und Salz, etwas Honig und Vanille. Im Hintergrund zeigen sich schwer bestimmbare Wiesenkräuter und ein unverkennbarer Einfluss von Eichenholz.

Geschmack: Am Gaumen zeigt dieser Rum dann wirklich, was er kann. Und er kann wahrlich einiges: exotische Früchte treffen auf eine ausgeprägte Süße von Zuckerrohr, die von subtilen Zitrustönen ausbalanciert wird. Ein voller Körper wartet mit Gewürzen, Kräutern und Trockenobst auf. Assoziationen von dunkler Schokolade und gerösteten Kakaobohnen unterstreichen die Vielschichtigkeit dieses Rums und machen definitiv Lust auf den nächsten Schluck!

Abgang: lang anhaltend mit Eicheneinflüssen, Schokolade und Waldhonig

Ein aromatisch so ausdrucksstarker Rum hat in jedem Fall das Zeug dazu, sich auch gegen andere Einflüsse in einem Cocktail zu behaupten und so mit seiner individuellen Charakteristik einen Cocktail sogar maßgeblich zu prägen. Inspiriert wurde ich von einem Drink namens Creole Rum Shrubb (der namentlich nicht ganz zufällig an den Clément Créole Shrubb erinnert) des britischen Bartenders Ian Goodman aus der OXO Tower Bar – und ein wenig auch vom Bombay Crushed. Meine Variante wartet im Grunde mit einer breiteren Fruchtoffensive auf, was dem Drink sehr gut zu Gesicht steht, wie ich finde. Ansonsten habe ich die Süße etwas reduziert, um dem Rum mehr Platz zur Entfaltung zu geben. Es ist also quasi ein Créole Fruit Shrubb.

Rezept „Créole Fruit Shrubb“:

4,5 cl Plantation Guyana 2005 Rum
1,5 cl Clément Créole Shrubb
0,5 cl brauner Zuckersirup
2 Dashes The Bitter Truth Creole Bitters
3 Himbeeren
3 Kumquats, halbiert
2 Brombeeren
2 eingelegte Kirschen (z.B. Griottines)
2 Limettenviertel
2 kleine Stücke Orange (ca. 2cm x 2cm)

Zubereitung: Die Früchte und Fruchtstücke zusammen mit dem Zuckersirup ins Glas geben und mit dem Muddler zerdrücken. Anschließend restliche Zutaten zugeben, mit gestoßenem Eis auffüllen und verrühren. Ggf. noch etwas Eis obenauf geben.

Glas: Großer Tumbler / D.O.F.

Garnitur: frische Minze

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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