Der heutige Artikel thematisiert zwei Dinge: einen Rum und einen Cocktail. Beim Rum haben wir es heute mit dem Mount Gay XO zu tun, einem international mit vielen Preisen überhäuften Melasserum, während der Cocktail ebenfalls ein international bekannter Klassiker ist: Der Royal Bermuda Yacht Club. Beim Royal Bermuda Yacht Club gibt es allerdings die ein oder andere Ungereimtheit und so klärt sich auch im Laufe des Artikels auf, wieso ein Barbados Rum in einem vermeintlichen Bermuda-Cocktail landet (oder auch nicht). (zugesandtes Testprodukt)*
Zunächst will ich aber auf den Mount Gay XO Rum eingehen. Wie bereits in meinem Artikel über den Mount Gay Black Barrel nachzulesen ist, handelt es sich bei der Mount Gay-Destille um eine historisch sehr bedeutsame, da es die wohl älteste noch produzierende Rumbrennerei der Welt ist. Die näheren Informationen und Rahmendetails zur Marke Mount Gay lassen sich auch in Grundzügen im verlinkten Artikel nachlesen. Der Mount Gay XO tritt nun im Vergleich zum Black Barrel mit dem Nimbus an, einen älteren und reiferen Rum zu repräsentieren, weshalb es an dieser Stelle sicherlich sinnvoll ist, die verfügbaren Details über diesen Rum einmal einzusehen.
Der Mount Gay XO ist ein Blend aus verschiedenen, älteren Destillaten. Soweit das Versprechen, mit dem er aufwartet. Beim näheren Hinsehen fällt jedoch schon einmal auf, dass wir nirgends eine genaue Altersangabe auf dem Etikett finden, lediglich die Angabe XO („Extra Old“) fungiert hier als ein dehnbarer Indikator. Recherchiert man nun zu konkreten Jahreszahlen, so findet man verschiedene Angaben, die sich z.T. widersprechen. So habe ich u.a. von 17-jährigen Destillaten und auch mal von zehnjährigen gelesen. Letztlich empfiehlt es sich aber wohl, am ehesten den Angaben auf der Mount Gay-Webseite zu vertrauen, wo von einem Blend von acht- bis 15-jährigen Destillaten gesprochen wird. Gelagert wurden die einzelnen Rums dieses Blends in ehemaligen Bourbonfässern, was natürlich auch entsprechende Aromen verspricht. Die gereiften Destillate bestehen – auch im Vergleich zum Black Barrel – zum überwiegenden Teil aus doppelt destillierten Pot Still-Rums, welche nach der mehrjährigen Lagerung mit Wasser aus brennereieigener Quelle auf eine Trinkstärke von 43% vol. herabgesetzt werden. So weit so gut. Wie schlägt sich der Mount Gay XO in der Verkostung?
Tasting Notes:
Aroma: Man bemerkt die Bourbonfassreifung sofort! Eine schöne, satte Vanille mit feinen Orangentönen, etwas Nelken, dazu reife Bananen, Eiche, ein Hauch Zimt und auch ein wenig Röstkaffee. Dabei bleibt von Anfang an unverkennbar, dass wir es hier mit einem Rum zu tun haben. Ein sehr schöner, vielschichtiger und angenehm zu riechender Rum-Blend.
Geschmack: Am Gaumen ist zunächst ein würziger und vollmundiger Antritt mit viel Eiche durch die lange Lagerung zu verzeichnen. Dann bahnt sich Orange, Vanille und Banane einen Weg. Zimt, Muskat und ein Hauch Kokosnuss leiten den Abgang ein.
Abgang: nicht zu süß, würzig und mit vollen Fassaromen. Ein toller Rum!
Der Mount Gay XO ist wie geschaffen für den Einsatz in einem echten Cocktailklassiker (natürlich auch für den Einsatz in anderen Drinks), der allerdings ein wenig Verwirrung mit sich bringt: dem Royal Bermuda Yacht Club. Denn obwohl Bermuda natürlich auch seinen eigenen Rum herstellt (und mit dem Dark `N‘ Stormy sogar quasi seinen eigenen, urheberrechtlich geschützten Cocktail besitzt), wird im Royal Bermuda Yacht Club explizit nach Barbados Rum verlangt. Und zu allem Überfluss gibt es nicht nur auf Bermuda einen Royal Yacht Club, sondern auf Barbados ebenfalls einen eigenen Barbados Yacht Club. Wieso heißt der Cocktail also nicht Royal Barbados Yacht Club? Wäre doch eigentlich viel passender…
Nun, den genauen Grund dafür kann man leider nicht mehr ermitteln. Erstmalig tauchte der Cocktail in Crosby Gaiges „Cocktail Guide and Ladies Home Companion” im Jahre 1941 auf, wo die Rezeptur sehr variabel gehalten ist und die Süßungsquelle als “Falernum or sugar syrup“ jeden vor die Wahl stellt. Anstelle von Triple Sec wird zudem auch Brandy als Alternative vorgeschlagen. Wie Gaige (oder jemand vor ihm?) auf den Namen für den Drink kam, ob er jemals in Bermuda war und warum es kein Bermuda Rum in diesem Cocktail sein soll…. diese Mysterien werden wohl niemals letztlich geklärt werden können. Die inzwischen weitgehend anerkannte Variante mit Falernum und Triple Sec geht hingegen auf Victor Bergeron alias „Trader Vic“ zurück, der sich 1947 in seinem Bartender’s Guide auf diese beiden Zutaten festlegte. Nun muss man allerdings bedenken, dass die Rezeptur nur eine grobe Richtlinie darstellt, abhängig davon, welchen Falernum und welchen Rum man verwendet. Ich habe mich für das Revolte Falernum entschieden und die Mengenangaben etwas angepasst, da ich den Geschmack so am ausgewogensten finde. Im Grunde handelt es sich beim Royal Bermuda Yacht Club übrigens letztlich um eine Variante des Daiquiri mit einer alternativen Süßungsquelle und gereiftem Rum.
Rezept „Royal Bermuda Yacht Club“:
6,5 cl Mount Gay XO Barbados Rum
2,5 cl Limettensaft
2 cl Revolte Falernum
1 Barlöffel Triple Sec (auch sehr schön mit dem Clément Créole Shrubb)
2 Dashes Angostura Bitters
Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und ins vorgekühlte Glas abseihen.
Glas: Coupette
Garnitur: Limettenzeste
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.