Wer nicht unbedingt ein leidenschaftlicher Landwirt oder Spezialist für verschiedene Getreidearten ist, der wird nicht unbedingt bereits mit dem Begriff „Triticale“ in Berührung gekommen sein. Zwar hört bzw. liest man hier und da auch einmal davon, meist ist das aber nicht unbedingt von so bahnbrechendem Interesse, dass das Thema bei jedem hängen geblieben ist. Aber warum schreibe ich das das alles und was hat das Ganze mit Whiskey zu tun? (zugesandted Testprodukt)*
Triticale ist eine Getreidekreuzung aus Weizen und Roggen. Der Name leitet sich aus einer Kombination der botanischen Namen Triticum aestivum L. (Weizen) und Secale cereale L. (Roggen) ab. Wikipedia verrät hier, dass Triticale vor allem deshalb erfunden wurde, um die Anspruchslosigkeit des Roggens mit der Qualität des Weizens zu verbinden. Erstmalig wurde es bereits im 19. Jahrhundert in Schottland entwickelt. So weit, so gut. Bedenkt man nun, dass Triticale in gar nicht einmal so unbeträchtlichen Mengen weltweit angebaut wird, so wundert es vielleicht schon etwas, dass man bisher so selten über diesen Namen im Zusammenhang mit Spirituosen gestoßen ist. Und genau hier setzt der Whiskey an, um den es heute geht:
Der Dry Fly Straight Triticale Whiskey ist eben genau aus diesem Weizen-Roggen-Hybrid hergestellt worden und stellt somit schon einmal eine Besonderheit dar. Wie auch die anderen Dry Fly Whiskeys (die ich hier, hier und hier vorgestellt habe) stammt der Dry Fly Straight Triticale Whiskey aus Washington State. Er durfte für drei Jahre in amerikanischen Eichenfässern reifen und wurde mit dem Anspruch kreiert, einen Whiskey zu erzeugen, der im Antritt die würzige Charakteristik eines Roggenwhiskeys erfüllen, im Abgang aber durch die Weichheit eines Weizenwhiskeys bestechen soll.
Tja, wie schmeckt ein solcher Whiskey nun in Wirklichkeit? Ich habe ihn probiert und hier sind meine Beobachtungen.
Tasting Notes:
Aroma: In der Nase ähnelt der Dry Fly Straight Triticale Whiskey eher einem Roggen- als einem Wheat Whiskey. Es zeigt sich eine feine Vanille- und Eichennote durch die Fasslagerung, die sich mit einem Potpourri aus Gewürzen verbindet. Pfeffer, Muskat, Zimt, ein Hauch Sandelholz und auch ein wenig kandierter Ingwer sind zu spüren. Ein mehr als interessanter Ersteindruck!
Geschmack: Hier hält der Dry Fly Straight Triticale Whiskey tatsächlich, was er verspricht. Die Gewürzfracht eines Roggenwhiskeys ist nicht zu leugnen, es bestätigt sich der Eindruck von Pfeffer, Muskat und Zimt. Eine schöne Süße von Karamell und eine weiche, ausgeprägte Vanille bahnen sich mit der Zeit den Weg.
Abgang: tatsächlich überraschend weich, dabei aber Eichennoten, Gewürze und etwas Malz. Ein toller, vielschichtiger und obendrein ungewöhnlicher amerikanischer Whiskey, der Lust auf einen weiteren Schluck macht!
Natürlich stellt sich die Frage, wie ein solcher Whiskey in einem Cocktail eingesetzt werden kann. Gerade weil er eben so gezielt mit Würze und Weichheit spielt und ein Whiskey ist, dessen spezifisches Charakteristikum besonders in der Purverkostung zum Tragen kommt, wollte ich einen Cocktailstil wählen, der seinem Wesen genug Raum lässt. Aus diesem Grund habe ich abermals einen Cocktail kreiert, der im Grunde auf dem Old Fashioned basiert. Die Kombination aus Dry Fly Straight Triticale Whiskey und einem infundierten Rhum Agricole mutet vielleicht merkwürdig an, funktioniert hier aber ganz ausgezeichnet! Auch hier haben wir es mit einem schönen, herbstlichen Cocktail zu tun, der zur gegenwärtigen Jahreszeit passt. Die Kombination aus flüssigem Sirup und einem Zuckerwürfel mag vielleicht merkwürdig anmuten, im Grunde macht sie aber Sinn. Für einen Old Fashioned (anders als in meinem Artikel über den Old Fashioned angegeben), verwende ich manchmal einen Zuckerwürfel, den ich zunächst mit Angostura Bitters tränke (so habe ich den Old Fashioned durch Chris McMillian kennengelernt. Das hat den Vorteil, dass weniger flüssige Süße in den Drink gerät als mit Sirup. Zimtsirup hingegen lässt sich schlicht am besten selbst in der Pfanne herstellen, weshalb ich dann doch auch zu flüssigem Sirup gegriffen habe. Wenn auch nur wenig.
Rezept: „Toasted Pecan Triticale Old Fashioned“:
5,5 cl Dry Fly Straight Triticale Whiskey
2 cl mit Pekannüssen infundierter Clément Select Barrel Rhum Vieux Agricole (s.u.)
1 Zuckerwürfel
1 Barlöffel Zimtsirup
2 bis 3 Dashes Angostura Bitters
Mit Pekannüssen infundierter Clément Select Barrel Rhum Vieux Agricole: Auf jeweils 250 ml Clément Select Barrel Rhum Vieux Agricole etwa 200 gramm in der Pfanne angeröstete Pekannüsse geben, luftdicht verschließen und für 5 Tage infundieren lassen. Anschließend Nüsse herausnehmen und so oft durch ein feines Filtertuch filtern, bis die sichtbaren Schwebstoffe aus der Flüssigkeit verschwunden sind.
Zubereitung: Zunächst einen Zuckerwürfel in einen Tumbler geben und mit zwei bis drei Dashes Angostura Bitters tränken. Mit dem Stößel so lange „muddeln“, bis Zucker und Angostura Bitters eine homogene Masse bilden und die Kristalle weitestgehend aufgelöst sind. Anschließend Glas mit Eiswürfeln füllen und restliche Zutaten zugeben. Zuletzt einmal kurz umrühren.
Glas: Tumbler
Garnitur: Pekannüsse
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Der Dry Fly Straight Triticale Whiskey kostet um die 65 Euro und wird mit 44% vol. abgefüllt.
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.