Wer sich ein wenig mit Spirituosen und Cocktails beschäftigt, der wird sich sicher ganz automatisch oft die Frage gestellt haben, was womit idealerweise kombinierbar ist. Und sehr oft lässt man sich bei diesen Fragen nicht nur vom Geschmack, sondern mehr oder weniger bewusst auch vom Flair mancher Zutaten leiten. So gibt es zweifellos die Tendenz, regional naheliegende Zutaten zu kombinieren oder innerhalb einer bestimmten Kultursphäre Akzente zu setzen. Ob klassischer Südstaatencocktail, italienischer Wermutdrink oder karibisch-polynesischer Tikidrink – das Prinzip ist im Grunde allgegenwärtig.
Auch ich habe in den vergangenen Beiträgen vermehrt japanisch-inspirierte Cocktails vorgestellt und in diesem Zusammenhang mich mehr oder weniger an klassisch japanischen Geschmäckern orientiert. Beim heutigen Cocktail wollte ich es jedoch auch einmal anders machen. Geschmacklich geht er vielleicht eher in eine Richtung, die man dem orientalischen Raum zuordnen würde. Dennoch kommen mit dem Tokiwa Kome-Shōchū und dem Choya Royal Honey zwei genuin japanische Zutaten zum Einsatz. In einem weit gefassten Sinne könnte man also hier den Begriff „Orient“ auch auf den fernen Osten ausdehnen, was durchaus historisch auch einmal der Fall war, bis sich schließlich eine Bedeutungsverschiebung durchgesetzt hat, die heute eher den Nahen Osten sowie den persischen, arabischen und indischen Raum beschreibt (alles natürlich ausschließlich aus einer westlichen Perspektive).
Der Oriental Fashioned kombiniert mehrere Geschmäcker miteinander, die ein sehr schönes, vielschichtiges und dennoch unverfälschtes Geschmackserlebnis bieten. Herber Kakao, Sesam, ein Hauch Kaffee, Gewürze, Feige und ein klein wenig Citrus. Dazu habe ich mich abermals für eine Infusion entschieden und den Tokiwa Kome-Shōchū mit Kakaonibs und gerösteten Sesamsamen infundiert. Eine sehr aromatische und tolle Sache, die für solch leichte und filigrane Spirituosen wie den Tokiwa Kome eine durchaus gelungene Art darstellt, sich etwas mehr „Gehör“ in Cocktails zu verschaffen.
Rezept „Oriental Fashioned“:
5,5 cl mit Kakao und geröstetem Sesam infundierter Tokiwa Kome-Shōchū (s.u.)
1,5 cl Choya Royal Honey Umeshu
3 Barlöffel Kahlúa
2 Barlöffel Feigensirup (s.u.)
2 Dashes The Bitter Truth Lemon Bitters
1 Dash The Bitter Truth Xocolatl Mole Bitters
Mit Kakao und geröstetem Sesam infundierter Tokiwa Kome-Shōchū: auf 250 ml Tokiwa Kome-Shōchū ca. 4 Esslöffel rohe Kakaonibs und 2 Esslöffel geröstete Sesamsamen geben und für mindestens 48 Stunden infundieren lassen. Anschließend durch einen Kaffeefilter oder ein Filtertuch filtrieren bis keine Partikel mehr im Shōchū schweben.
Feigensirup: 250 g Zucker mit 200 ml Wasser in einer Pfanne erhitzen und kurz aufkochen. Für ca. 10 Minuten auf schwacher Hitze simmern lassen. Anschließend vier geachtelte Feigen mit in den Sirup geben und ca. 5 Minuten mitsimmern lassen. Luftdicht verschließen und Sirup für mindestens 24 Stunden ziehen lassen. Anschließend Feigenreste durch ein Feinsieb herausfiltern (sie werden vermutlich zerfallen sein).
Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und in ein mit gestoßenem Eis gefülltes Glas abseihen.
Glas: Tumbler / Double Old Fashioned (ich habe mich für einen japanischen Keramikbecher entschieden)
Garnitur: frische Feige und frisch geriebener Muskatnuss
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Der Tokiwa Kome-Shōchū ist über das Berliner Sake-Kontor erhältlich.