Keine Frage, es gibt sie: jene Drinks, die allein von ihrer Optik her für neugierige Blicke sorgen und nach denen deshalb auch häufiger als nach anderen verlangt wird. Das hängt natürlich immer auch davon ab, welches Bild man vom Inbegriff des Cocktails in seinem eigenen Kopf hat. Für viele Menschen ist das eben nach wie vor das bunte, opulente Glas mit allerlei ausgefallenen Dekoelementen. Der heutige Cocktail bildet hier gewissermaßen einen Kompromiss, denn er kommt zwar nur mit wenig Dekoration aus (von der Espumakrone einmal abgesehen), ist aber dennoch ein echter Hingucker. Und geschmacklich ist er eine Wucht.
Das liegt vor allem an seinen kraftvollen Komponenten: Mezcal, Agavendicksaft, Limette, Passionsfrucht, Campari, Mango und Chili. Hier kriegt man also eine gehörige Portion an Intensität geboten: Frucht, Rauch, Schärfe, Exotik und eine feine Bitternote. Wie die Zutaten eines klassischen Abenteuerfilms. The Darkening Sun of Oaxaca ist im Grunde eine Hommage an mexikanisch-südamerikanische Geschmackswelten und verbindet typische Aromen dieses Teils der Welt miteinander. (Auch wenn die Mango ursprünglich aus Asien stammt, so wird sie doch schon lange in großem Stil auch in Mexiko und Teilen Südamerikas angebaut.)
Der Drink weist im Grunde das klassische Genom eines Sours auf (durch die Passionsfrucht könnte man noch über einen gewissen „Smash-Einschlag“ diskutieren), der allerdings mit ein wenig Espuma nicht nur einen optischen Akzent erhält, sondern auch geschmacklich eine ganz andere Dimension eröffnet. Und es ist nicht etwa irgendein Espuma, sondern Mango-Chili-Espuma! Um dieses herzustellen benötigt man allerdings den Saft der Mango, was mitunter einen Entsafter erfordern kann. Zwar kann man ihn auch im Tetra Pak erstehen, aber meist handelt es sich dabei um Mangonektar mit einem gehörigen Anteil an Zucker oder anderen Säften. Nichtsdestotrotz kann man auch einen solchen Nektar verwenden, 100% Mangosaft wirkt aber schöner und geschmacklich tiefer, wie ich finde.
Mit dem Darkening Sun of Oaxaca wollte ich schlicht einen intensiven Cocktail mit Massenpotential bieten. Ob mir das gelungen ist, sei einmal dahingestellt, denn Rauch und Schärfe des Drinks sind dann vielleicht doch nicht jedermanns Sache. Wer aber vor diesen beiden Charakteristika nicht zurückschreckt, der wird mit diesem Drink sicherlich seine Freude haben.
Rezept:
4,5 cl rauchiger Oaxaca Mezcal (z.B. Del Maguey Vida)
1 Passionsfrucht
3 cl Limettensaft
2 cl Campari
1 cl Agavensirup
Mango-Chili-Espuma (s.u.)
Mango-Chili-Espuma: 250 ml Mangosaft (oder –nektar, s.o.) mit zwei Bird’s Eye oder Thai Chilis in einem Mixer „blenden“ und in eine Schüssel füllen. Etwa einen halben Teelöffel Xanthan hinzugeben und mit einem Schneebesen einrühren, bis keine Klümpchen mehr vorhanden sind und alles etwas viskoser geworden ist. Schließlich in ein Sahnesiphon füllen, mit zwei N2O-Kapseln laden und vor Gebrauch für mindestens 30 Minuten kalt stellen.
Zubereitung: Die Passionsfrucht aufschneiden und das Innere zusammen mit allen anderen Zutaten bis auf das Espuma kräftig auf Eis schütteln und doppelt ins vorgekühlte Glas abseihen. Zuletzt mit Mango-Chili-Espuma toppen.
Glas: Tumbler / Single Old Fashioned
Garnitur: eine Bird’s Eye Chili- / Thai Chili-Schote
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
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