Der Drink, den ich heute hier vorstellen möchte, ist im Grunde aus einer Spielerei entstanden. Ich habe mich hier ein wenig von Farbassoziationen leiten lassen und kurzerhand entschieden, das einfach mal zuzulassen und zu schauen, wohin mich die Reise führt. Im Endeffekt bin ich bei einer etwas abgewandelten Variante eines Klassikers gelandet, was aber auch nicht weiter tragisch ist, da es doch oft die Klassiker sind, die Quell für neue Ideen sind. So auch beim Tobiume Cocktail.
Der Klassiker, an den der heutige Cocktail angelehnt ist, ist der Aviation. Vermutlich kommt man sehr schnell darauf, wenn man sich das Bild anschaut und mit dem Aviation vertraut ist. Seine charakteristische, himmelblaue Farbe bleibt jedem in Erinnerung, der ihn einmal gesehen hat. Und wer ihn getrunken hat, dem bleibt sein herrlich floral-erfrischender Geschmack im Gedächtnis. Auf die Idee, eine Variante des Aviations mit Zwetschgenbrand zu kreieren, hat mich tatsächlich die violett-bläuliche Farbe der Zwetschge gebracht. Ich wollte gerne einen optisch interessanten Drink kreieren und dachte mir: Warum eigentlich nicht Zwetschgenwasser mit Creme Violette kombinieren? So lange man es mit den Veilchen nicht übertreibt, ist das durchaus eine vielversprechende Kombination. Also war der Gedanke schnell geboren, einen solchen Drink auszuprobieren. Allerdings stand ich vor zwei Problemen, wovon ich eines lösen konnte, das andere im Grunde genommen aber noch immer im Raum steht. Das erste Problem war, dass Zwetschgenwasser in seiner geschmacklichen Ausrichtung definitiv zu wenige Kräutertöne aufweist, um wirklich den Gin im Aviation zu ersetzen. Es fehlte einfach etwas Entscheidendes. Also musste hier ein Helfer ins Spiel, den ich in einem Strega gefunden habe. Die kräutrigen Töne des Strega fangen das Zwetschgenwasser gekonnt auf und verleihen dem Cocktail das Momentum, was er einfach zuvor entbehrte. Das zweite Problem hingegen konnte ich nicht ganz lösen: Wer kein Zwetschgenwasser mag, für den ist dieser Drink nur schwer vermittelbar. Gut, ganz so dramatisch ist dieses Problem nicht, denn im Grunde trifft es auf sehr viele klassische Pre-Prohibition Cocktails (und auch spätere) zu: Wer die Basisspirituose nicht mag, für den ist der Cocktail nunmal nichts. Das gilt eben auch für Gin.
Da der von mir hier verwendete Zwetschgenbrand aus der Reihe Feiner Kappler von sich aus schon eine gewisse Zitrusnote mitbringt, habe ich hier den Zitronensaftanteil auf ein Minimum reduziert. Achja: der Name dieses Cocktails geht auf ein Schwert aus einem japanischen Mangacomic zurück, das ich mir einmal vor einem Langstreckenflug zur Einstimmung gekauft habe. Ich mag allerdings eigentlich überhaupt keine Mangas und bin auch alles andere als ein Experte in dieser Thematik. Auch der besagte Comic aus der Reihe „Bleach“ hat mich nicht wirklich begeistern können. Das besagte Schwert Tobiume bedeutet übersetzt allerdings „Fliegende Pflaume“. Und das erschien mir hier doch sehr passend zu sein (und klingt allemal besser als sämtliche Wortkombinationen mit „Zwetschge bzw. Pflaume“ und „Aviation“, die einem so in den Sinn kommen). Warum ich mich an dieses zugegebenermaßen etwas schräge Detail erinnere? Ich habe keine Ahnung!
Rezept:
4,5 cl Feiner Kappler Zwetschge (oder ein anderes Zwetschgenwasser)
2 cl Liquore Strega
0,5 cl Zitronensaft
1 Dash Maraschino
2 Barlöffel Creme de Violette
Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.
Glas: Martini
Garnitur: Trockenpflaume
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online