Nach dem Aloha Gin aus Heilbronn folgt heute noch ein weiterer Artikel über einen Gin. Diesmal stammt er allerdings wahrlich nicht aus heimischen Gefilden, sondern hat – ganz im Gegenteil – bereits so einiges an Flugmeilen auf dem Rücken, bevor er Deutschland erreicht. Und dennoch ist er gewissermaßen ein Verwandter eines anderen Gins, den ich hier bereits vorgestellt habe. Ich denke dabei an den peruanischen GIN’CA, der aus der gleichen peruanischen Destille stammt wie der heutige Gin, welcher auf den klangvollen Namen „Amazonian Gin Company Cantinero Edition“ hört. (Zugesandtes Testprodukt*)
Bereits im Artikel über den GIN’CA hatte ich kurz beschrieben, dass die Kolonnendestillieranlage der peruanischen Inca Distillery, aus der beide Wacholderbrände stammen, aus deutscher Manufaktur stammen. Nun informiert der Amazonian Gin ferner auf seiner Flasche, dass dem Produktionsprozess intensive Gespräche zwischen Chefdestillateur Eric Röthig-Lopez und der Ärztin und Ginenthusiastin Leonille Schweizer mit den in der peruanischen Hauptstadt Lima sehr bekannten Barkeepern Luis Flores und David Romero vorausgingen. Da in Peru natürlich Pisco mit Abstand die erste Geige spielt, war die Idee, einen Gin mit Amazonasbotanicals zu produzieren, zunächst einmal ungewöhnlich und erforderte gründliche Sondierung. Schließlich gelang es dem Quartett jedoch, mit Hilfe zahlreicher völlig neuartiger Botanicals einen denkbar innovativen Gin zu kreieren, der mit Sicherheit seinesgleichen sucht. Wie auch beim GIN’CA stammt der Wacholder allerdings nicht aus der Region, da er dort schlicht nicht wächst.
So weit, so gut. Doch was heißt das nun genau? Bereits beim GIN’CA wusste ich bei einem guten Teil der Botanicals nicht, worauf ich mich einzustellen hatte. Dieses Gefühl wird nun vom Amazonian Gin noch auf die Spitze getrieben. Aber letztlich hat mir der GIN’CA wirklich außerordentlich gut gefallen und als Freund innovativer und exotischer Spielereien, bin ich mehr als gespannt auf die heutige Flasche. Werfen wir also mal einen näheren Blick auf das, was uns bei diesem Gin erwartet. Der Basisalkohol wurde – wie beim GIN’CA – aus Zuckerrohr gewonnen. Sehr ungewöhnlich für einen Gin. Zu den genannten Botanicals zählen also u.a.: Amazonas-Zitrusfrüchte, Aguaymanto, Camu-Camu, Paranüsse und Sacha Inchi. Dazu werden noch Amazonaskastanien genannt. Alle aus lokaler Produktion. Tja, im Grunde lässt mich diese Liste nun genau so schlau zurück wie zuvor. Zwar interessiere ich mich schon sehr lang für die Welt des Kulinarischen und auch für Gewürze und Kräuter, aber hier muss ich schlicht passen. Entsprechend habe ich auch überhaupt keine Ahnung, wie sich das Ganze im finalen Produkt niederschlagen würde. Gut, ein bisschen von dem, was ferner im kleinen Halsetikett genannt wird, kenne ich doch: Physalis (mag ich sehr gern), Zedratzitronen und Limette.
Der Amazonian Gin wird mit 41% vol. abgefüllt und kostet um die 35 bis 40 Euro. Man kann ihn als New Western Gin kategorisieren. Die Flasche selbst verzichtet auf sämtliche Angaben wie London Dry oder gar auf das Wörtchen Dry, so dass hier nur minimale Anforderungen zu erfüllen waren. Andererseits bin ich mit den rechtlichen Anforderungen Perus an einen Gin nicht vertraut.
Tasting Notes:
Aroma: Die Nase ist vielleicht eine der „zitruswürzigsten“, die ich je erlebt habe. Meine erste Assoziation war sofort „Limette“, aber dahinter verbirgt sich ein komplexes Gebilde von Gewürzen und Kräutern, das ich auf Anhieb nicht zuordnen kann. Ich denke an Szechuanpfeffer, Kiefernöl, Nelken, etwas Menthol und auch an Wacholder. Letzterer ist aber eher dezent und nicht der Ersteindruck. Eine genaue Zuordnung zu den verwendeten Botanicals vermag ich mangels detaillierter Kenntnis nicht zu leisten. Der aromatische Eindruck ist aber zweifelsohne imposant!
Geschmack: Wow, der Amazonian Gin ist wirklich intensiv-würzig, wieder denke ich an Szechuanpfeffer mit seiner leicht prickelnden Schärfe, würzige und kraftvolle Limette, dazu zeigen sich wieder „waldige“ Noten von Kiefern, Tannenharz und Wacholder. Schließlich dann wieder Zedratzitronen. Auch hier kann ich nicht den Gesamteindruck adäquat zuordnen respektive verbalisieren.
Abgang: trocken, exotisch und würzig.
Zunächst wollte ich instinktiv zum Fever Tree Mediterranean Tonic greifen, aber dann dachte ich mir: das hast du schon beim GIN’CA benutzt. Naja und weil ich noch ein wenig in Yuzustimmung bin, habe ich hier mit dem Goldberg Japanese Yuzu Tonic ein weiteres Yuzu-Tonic verwendet. Die exotische Würzigkeit der Yuzufrucht gefällt mir in diesem Tonic nicht nur pur, sie funktioniert auch wirklich außerordentlich gut mit den ebenfalls zahlreichen exotisch-würzigen Klängen im Amazonian Gin. Und einen exotischeren Gin & Tonic wird man wohl kaum finden. Für progressive Seelen also genau das Richtige!
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)
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