Nach einigen Tagen der besinnlich-familiärsten Zeit des Jahres wird es auch hier wieder Zeit für einen neuen Artikel mit einem neuen Rezept. Ok, letzteres ist im heutigen Fall nun wirklich nicht gegeben, aber zumindest ist es ein neuer Artikel, der sich um einen großen Klassiker der Barkultur dreht. Und dass ich ausgerechnet zu dieser Zeit des Jahres auf die Idee komme, über den Irish Coffee zu schreiben, ist wohl auch kein Zufall: Das Bedürfnis nach einem starken Kaffee mit Schuss kann nach all den Tagen der weihnachtlichen Völlerei durchaus schon einmal aufkommen.
Und damit sind wir auch schon am Anfang der Rezeptur eines Irish Coffees angelangt – und im Grunde auch schon am Ende. Denn letztendlich ist er eigentlich nichts weiter als ein gesüßter Kaffee mit Schuss. Zugegeben, ein paar Besonderheiten muss man schon beachten und um diese soll es auch hier gleich noch gehen. Doch zunächst ein wenig Historisches als Hintergrund für diesen Cocktailklassiker (wobei viele Menschen vermutlich nicht auf die Idee kommen würden, einen Irish Coffee als Cocktail zu bezeichnen). Der verbreitetsten Erklärung nach wurde der Irish Coffee Anfang der 1940er Jahre zunächst auf dem Flughafen Foynes, dem Vorläufer des Shannon International Airports, in Westirland von Joe Sheridan, einem Flughafenrestaurantbesitzer erfunden. Wirklich berühmt wurde er aber als irisch-amerikanischer Cocktail in San Francisco, genauer im Café Buena Vista, wo Eigentümer Jack Koeppler auf die Empfehlung des Pulitzerpreisträgers Stanton Delaplane den Drink nach Sheridans Rezeptur in die Karte aufnahm und fortan servierte.
Obwohl diese Entstehungsgeschichte als relativ gesichert gilt, ist sie nicht ganz unumstritten. Man darf natürlich durchaus anzweifeln, ob nicht schon jemand zuvor auf die Idee gekommen ist, einen Schuss Whiskey in seinem Kaffee mit Sahne zu versenken. Diesen Gedanken greifen auch die Autoren des Dead Rabbit Drinks Manual, Sean Muldoon und Jack McGarry auf (aktuell – Ende 2016 – immerhin nicht weniger als die vermeintlich beste Bar der Welt – noch dazu eine im Geiste der amerikanisch-irischen Bargeschichte), die ironisch anmerken, dass Jonathan Swift im Jahr 1705 bereits in einem Anflug von Genialität Whiskey in seinen Kaffee schüttete. Zudem weisen sie daraufhin, dass er am gleichen Tag bereits auch den Irish toasted cheese und andere Dinge erfunden habe. Jeweils durch das Übergießen mit Whiskey versteht sich. Daher solle man auch beim Zubereiten aufpassen, nicht auf dem mit Whiskey übergossenen „Irish floor“ auszurutschen.
Wie dem auch sei, bei der Zubereitung habe auch ich mich an den Angaben der Dead Rabbit-Bartender orientiert. Allein schon deshalb, weil es definitiv der Ort ist, an dem ich am liebsten einen Irish Coffee trinken würde. Dort macht man sich auch nicht die Mühe, den Zucker über offener Flamme im Glas zu karamellisieren, sondern verwendet einfach Demerarazuckersirup im Verhältnis 1:1 – ich habe beides ausprobiert und finde den Geschmack tatsächlich weitestgehend identisch, im schlimmsten Fall hat er mit dem Gasbrenner sogar leicht verbrannt geschmeckt. Allerdings bin ich noch ein klein wenig abgewichen (darf man das? Von einem Rezept der besten Bar der Welt abweichen?) und habe den Whiskey vor der Zugabe erhitzt (nicht gekocht!). Das muss man nicht machen, wenn man es jedoch weglässt, kann man nicht wirklich von einem heißen Drink reden, denn der zimmertemperierte Whiskey kühlt den Irish Coffee doch merklich herunter. Von größter Bedeutung ist aber die geschlagene Sahne oder „Whipped Cream“. Sie darf für einen Irish Coffee nicht wirklich steif geschlagen sein, weshalb ein Sahnesiphon oder gar Sahnesteif hier nicht in Frage kommen. Es ist also etwas Armschmalz gefragt, bis man die Sahne mit dem Schneebesen so weit schlägt, dass sie zwar am Löffel kleben bleibt, aber noch nicht steif, sondern eben dickflüssig ist. Das ist genau der Zustand, auf den man hier aus sein muss! Das gelingt übrigens gut, wenn man die Sahne in einer Schüssel schlägt, die wiederum ihrerseits in einer größeren Schüssel mit Eiswasser badet. Achja: Während man im Dead Rabbit auf Powers Gold Label Whiskey setzt, habe ich den „The Pogues Whiskey“ verwendet. Das Ergebnis stellt mich sehr zufrieden.
(Noch ein Wort zu den Zutaten: Sowohl Kaffee als auch Sahne sollten natürlich von bestmöglicher Qualität sein. Wer also eine hochwertige Kaffeemaschine sein eigen nennt, kann natürlich auch einen sehr hochwertigen Irish Coffee herbeizaubern!)
Rezept:
1,5 cl Demerarazuckersirup (1:1)
4,5 cl Irish Whiskey (z.B. The Pogues)
ca. 12 cl heißer Kaffee bester Qualität
ca. 3 cl leicht geschlagene Sahne
Zubereitung: Vor der Zubereitung das Glas mit heißem Wasser füllen. Nun die Sahne so lange schlagen, bis sie dickflüssig wird und lang am Löffel kleben bleibt, aber noch nicht wirklich steif ist. Den Whiskey vorsichtig auf dem Herd erhitzen, er darf aber auf gar keinen Fall kochen! Heißes Wasser restlos aus dem Glas abgießen und Whiskey, Demerarazuckersirup und Kaffee hineingeben und verrühren. Nun über die Rückseite des Barlöffels vorsichtig die leicht geschlagene Sahne auf die Oberfläche des Drinks geben, die Sahne sollte sich nicht mit dem Rest des Drinks vermischen! Zuletzt mit Muskatnuss garnieren.
Glas: Irish Coffee Glas / feuerfestes Glas
Garnitur: frisch geriebener Muskatnuss
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online! Hochwertige Sahne erhält man im Idealfall auf Bauernhöfen.
Pingback: Pure Spirits: Clément Créole Shrubb & Spiced Martinique Coffee | Galumbi
Pingback: The Dead Rabbit Irish Whiskey & The Auld Triangle - Galumbi