Guna-Guna Cocktail

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Tiki-Cocktails sind so eine Sache für mich. Es gibt einige wirklich herausragende darunter und wenn man es mit einer Bar zu tun hat, die das Tikithema wirklich raffiniert und mit Anspruch interpretiert, dann ist sogar die ganze Tikikultur etwas, mit dem ich mich richtig gut anfreunden kann. Trotzdem finden sich fast in keinem anderen Bereich der Cocktailwelt so viele schlechte Adaptionen und lieblose Interpretationen. Wenn ich irgendwo noch nie gewesen bin und einen Mai Tai bestelle, bin ich immer etwas nervös, was mich wohl erwartet. Der heutige Cocktail ist dabei einer, der vermutlich in auf lieblose und saftig-süße Obstsalatcocktails ausgelegten Tikibars eher weniger glänzen würde, denn er ist ein eher ein Grenzgänger.

Der Guna-Guna Cocktail schlägt sich nämlich definitiv auf die dunkle Seite des Tiki-Genres. Und damit meine ich hier explizit nicht etwa die schlechte Seite, sondern eine Seite, die auf bittere, komplexe und etwas reifere Geschmackswelten zielt. Bereits der Name des Drinks ist dabei programmatisch, denn Guna-Guna bedeutet so viel wie „schwarze Magie“. Interessanterweise entstammt dieser Begriff der indonesischen Sprache, was viel mit der Basisspirituose des Guna-Guna Cocktails zu tun hat: Batavia Arrak. Batavia Arrak ist ein klarer indonesischer Arrak (Batavia ist der alte, koloniale Name Jakartas). Arrak hingegen ist eine am ehesten mit Rum vergleichbare Spirituose, die aus reinem Palmsaft und / oder Zuckerrohr sowie Reismaische destilliert wird. Er ist in gut sortierten Spirituosenhandlungen oder online problemlos erhältlich. Die Entscheidung, hier nicht auf klassischen Rum zu setzen, ist ein weiterer Grund dafür, dass ich diesen Cocktail als Grenzgänger bezeichnet habe. Den geschmacklichen Charakter als Tiki-Grenzgänger verdankt er aber eher der Zugabe von Fernet Branca, welcher in purer Form für viele Menschen eine Herausforderung ist (ich liebe den Geschmack von Fernet hingegen). Zusammen mit fruchtigem Pfirsichlikör, Orgeat, Zitronensaft und Angostura – sowie dem betörenden, schön mit dem Fernet harmonierenden Duft frischer Minze – wähnt man sich geschmacklich wahrlich schnell in einem dunklen, exotischen Ritual an einem nebelverhangenen Palmenstrand bei Nacht. Die Aromen greifen toll ineinander über und der Fernet spielt im Hintergrund gekonnt seine komplexe Bitterkeit aus, welche sich wiederum wunderbar in das Gesamtkonzept aus Arrak und tikitypischen Noten einbindet.

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Der Cocktail stammt aus dem Shaker des New Yorker Bartenders Jason Walsh, welcher das – inzwischen leider geschlossene – Grata an der 1st Avenue betrieb und auf seiner Webseite cocktaillogic.com in Zukunft sicher noch von sich hören bzw. lesen lassen wird. Eine sehr dankbare Eigenschaft des Rezeptes sind die gleichen Teile der Zutaten, welche aber wirklich keinen Grund zur Beanstandung geben. Der Drink ist perfekt ausbalanciert.

Rezept:

2,5 cl Batavia Arrak
2,5 cl Fernet Branca
2,5 cl Pfirsichlikör
2,5 cl Zitronensaft
2,5 cl Orgeat
Einige Dashes Angostura Bitters (s.u.)

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf die Angostura Bitters im Shaker kräftig auf Eis schütteln und in ein mit gestoßenem Eis gefülltes Pilsglas geben. Zuletzt mit mehreren Dashes Angostura floaten (ca. 0,3 cl bis 0,4 cl)

Glas: Pilsener

Garnitur: Minze

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Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

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