Pure Spirits: Edelstahl Dry Gin

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Wer meinen Blog bereits eine Weile verfolgt, der wird wissen, dass ich selbst ein Kind des Ruhrgebiets bin und auch hier lebe. An der ein oder anderen Stelle habe ich mich über meine Heimat auch durchaus einmal skeptisch geäußert und das nicht etwa, weil ich nicht gern hier lebe, sondern weil sie für die Thematik meines Blogs nicht zur Gänze der ideale Standort ist. Doch auch das ist nur eingeschränkt richtig, gerade in Bezug auf Bier hat das Ruhrgebiet – und insbesondere meine Geburtsstadt Dortmund – eine sehr große Tradition und auch im Zuge der wachsenden Bewegung handwerklich hergestellter Biere, wie ich sie in der Kategorie „Aus dem Braukessel“ gelegentlich vorstelle, ziehen zunehmend auch Brauer aus dem Ruhrgebiet mit. (Zugesandtes Testprodukt)

Aber im Hinblick auf den Schwerpunkt von Cocktails, Barkultur und Spirituosen ist das hierzulande so eine Sache. Oft macht der Begriff der „Diaspora“ die Runde, wenn es darum geht, das Ruhrgebiet unter barkulturellen Aspekten zu betrachten und man kann leider nicht wirklich umhin, zuzugeben, dass diese Bezeichnung ein gewisses Maß an Berechtigung in sich birgt. Es gibt hierzulande einfach zu wenig renommierte Bars mit gehobenem Anspruch und der richtigen Begeisterung für Cocktails und deren Geschichte. Das ändert sich in letzter Zeit etwas, aber nur sehr schleichend. Leider passiert im Zuge dessen auch das, was man auch aus anderen Branchen kennt, es kommt nämlich zu Trittbrettfahrerei: Profitinteressierte Gastronomieinvestoren eröffnen mitunter Bars, die sich als Teil der international und national aufstrebenden Begeisterungswelle für Cocktail- und Barkultur gerieren, letztlich aber leider diesem Anspruch nicht immer gerecht werden. Gewollt ist eben nicht immer unbedingt auch gekonnt. Aber ich möchte hier auch keineswegs zu sehr von oben herab urteilen und kann dem Ganzen auch insofern etwas abgewinnen, als dass dadurch allmählich zumindest ein größeres Publikum entsteht und sukzessive die Ansprüche steigen.

Ein Lichtschein in der hiesigen Spirituosenlandschaft blitzt nun seit kurzem am Rande des Ruhrgebiets auf, in der Stadt Hagen, die auch als „Tor zum Sauerland“ bezeichnet wird. In der dortigen Märkischen Spezialitätenbrennerei destilliert Klaus Wurm mit dem Edelstahl Gin einen besonderen Tropfen, der im Jahr 2015 bei der IWSC mit einer Silbermedaille prämiert wurde. Doch ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass nur dieser Gin Erwähnung verdiene. Die Märkische Spezialitätenbrennerei produziert neben erstklassig bewerteten Bränden und Likören u.a. auch einen vielbeachteten Whisky; vielleicht werde ich in Zukunft auch hier einmal in der Lage sein, auf andere Produkte aus der Range einzugehen. Doch heute soll es eben um den Edelstahl Gin gehen.

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Der Edelstahl Gin ist Teil einer gleichnamigen Reihe von diversen „Trendspirituosen“ verschiedenster Couleur. Der Name unterstreicht dabei natürlich das regionale Flair des Ruhrgebiets und spielt gleichsam auch auf die häufigen Edelmetallprämierungen in der Branche an. In Hagen hält man es also typisch bodenständig mit Edelstahl. Doch wer hier jetzt einen plumpen Industrieschnaps erwartet, der wird eines besseren belehrt: Der Edelstahl Dry Gin basiert auf Getreide und Quellwasser und wird mit 20 Botanicals hergestellt. Unter den Botanicals befinden sich nach Angaben des Herstellers u.a. Kardamom, Orangenschalen, Veilchen, Sternanis, Kümmel und Fenchel. Eine echte Besonderheit ist aber die Zugabe von Schlehen, welche gemeinhin ja in Sloe Gins Verwendung finden. Hier bilden sie auch einen sehr interessanten Teil eines Dry Gins. Der Edelstahl Gin wird mit der interessanten Stärke von 44,6% abgefüllt, welche verspricht, die Aromen des Produktes schön hervorzuheben.

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Verkostung:

Aroma: In der Nase zeigt sich zunächst ein klar strukturierter und schöner Wacholder, der aber nicht zu intensiv ausfällt und ebenfalls einer feinen und aromatischen Zitrone, die ein wenig Richtung Orange ausschlägt, Platz lässt. Vielleicht liegt der Schwerpunkt ein wenig mehr beim Wacholder, aber ich würde nicht so weit gehen, ihn als wirklich wacholderlastig zu beschreiben. Fenchel und Veilchen sind subtil im Hintergrund zu verspüren. Die Schlehe kann ich zumindest in der Nase nicht wirklich isolieren. Das Aroma ist das eines klassischen, sehr gelungenen Dry Gins.

Geschmack:  Auch hier ein wenig mehr Wacholder als Zitrone, aber insgesamt durchaus ausbalanciert. Tatsächlich bemerke im nach kurzer Zeit auch eine gewisse Fruchtsüße hinter dem trockenen Antritt des Edelstahl Gins. Hier könnte sich tatsächlich die Schlehe zeigen, welche mit wachsender Konzentration tatsächlich spürbar wird. Der Wacholder fällt vielschichtig und schön aromatisch aus, ein wenig Anis ist ebenfalls da. Ein schöner, solider Dry Gin!

Abgang: mittellang und trocken

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Als Gin & Tonic macht er ebenfalls eine gute Figur. Hier habe ich mich für das Goldberg Bone-Dry  Tonic entschieden, was mir definitiv sehr gut gefallen hat. Es fängt den balancierten und klassischen Charakter des Edelstahl Dry Gins gut auf und bietet eine akzentuiert trocken-erfrischende Geschmackserfahrung, die auch das Flair des Edelstahl Gins sehr gelungen betont, wie ich finde.

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

One thought on “Pure Spirits: Edelstahl Dry Gin

  1. Pingback: Pure Spirits: Bodos & Lonis Dortmund Dry Gin | Galumbi

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