Mondino Amaro Bavarese

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Zweifelsohne ist Italien in kulinarischer Hinsicht eine der ersten Adressen auf der ganzen Welt. Auch wenn die meisten Menschen hier sicherlich nicht primär an die flüssigen, alkoholhaltigen kulinarischen Bereicherungen denken, verdanken wir Italien doch auch in dieser Hinsicht eine ganze Menge Innovationen. Ob es nun Kleinigkeiten wie ein guter Limoncello, zahlreiche Wermuts und Grappas oder die aus der Bar nicht wegzudenkenden Amaros (Halbbitter- und Bitterliköre) sind: Italien ist ein Genussparadies. (Zugesandtes Testprodukt)

So verwundert es nicht, dass ausgerechnet Italien die Heimat solch illustrer und diffiziler Bewegungen wie des Futurismus war, der auch heute noch z.B. im römischen Jerry Thomas Project einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Nach so viel Lobhudelei auf Italien wird es vielleicht verwundern, dass die heutige Spirituose gar nicht aus Italien stammt. Vielmehr haben wir es mit einem Bajuwaren zu tun, gewissermaßen einem Bayern im italienischen Pelz. Denn der Mondino ist ein Amaro Bavarese; Fatto a Mano! – Hai capito?

Um ein wenig mehr Aufklärung zu betreiben: Der Mondino Amaro ist ein italienisch inspirierter Amaro, der zwar auf einer italienischen Rezeptur basiert, aber eben nördlich der Alpen gemacht wird. Und zwar in Traunstein im Chiemgau in Südost-Oberbayern. Dort befindet sich nämlich die Familienbrennerei Schnitzer, wo der Mondino hergestellt und in Flaschen abgefüllt wird. Familienmitglied und Brennmeister Hand Schnitzer verbrachte seine Lehrzeit u.a. in Italien und brachte von dort nun auch die Rezeptur für einen klassischen Amaro mit, wie man ihn kennt und schätzt. Doch in der Heimat wurde die Rezeptur nun verfeinert und mit heimischen Kräutern variiert, so dass man nun mit Fug und Recht von einem eigenen, handgemachten (itali. Fatto a Mano) Amaro Bavarese sprechen kann.

Unter den besagten Zutaten findet sich u.a. die Wurzel des gelben Enzians, welche im gesamten Heimatraum beheimatet ist. Zudem gibt der Hersteller Rhabarber aus biologischem Anbau als eine der Hauptzutaten an, welche einen säuerlich-frischen Geschmack in den Mondino mit einbringt. Außerdem ist die italienische Bitterorange „Arancia Amara“ mit von der Partie. Diese oder zumindest artverwandte Zutaten kennt man auch aus ähnlichen Produkten, wie den weltbekannten Amaros Campari oder Aperol. Im Gegensatz zu diesen beiden setzt man in der Brennerei Schnitzer jedoch auf keinerlei künstliche Farbstoffe und färbt seine Spirituose ausschließlich mit Hibiskusblüten ein. Eine sehr löbliche Entscheidung, wie ich finde. Natürlich nimmt ihm das ein wenig der Strahlkraft, mit der andere Hersteller u.a. medial sehr wirksam ihr Produkt bewerben, indem sie beispielsweise Frauen in leuchtend roten Kleidern über den Bildschirm jagen, aber dafür gewinnt der Mondino Amaro dadurch natürlich den überzeugenden Charme des handgefertigten Regionalproduktes. Eigentlich doch die viel gelungenere Inszenierung, wie ich finde.

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Übrigens heißt es, dass der Mondino Amaro bereits seit längerem in seiner Heimatregion einen gewissen Ruhm genoss. Denn über mehrere Jahre wurde er nicht kommerziell vertrieben, wohl aber im Familien- und Freundeskreis ver- und ausgeschenkt. Um die Jahreswende 2014/2015 betrat der Mondino Amaro Baverese aber dann auch die Bühne des kommerziellen Spirituosenmarktes. Mich hat er jedenfalls regelrecht begeistert, wie meine Verkostungsnotizen hoffentlich zeigen. Cin cin und Prosit!

Verkostung:

Aroma: In der Nase zeigt sich sofort eine tiefe, bittere Note von der Enzianwurzel, die auf eine vollreife und bittere Orange trifft. Auch der Rhabarber ist spürbar und die Aromen verschmelzen zu einem tiefgründigen Spiel mit Tönen von Hagebutte, getrockneten Beeren und etwas Minze. Zudem sind da auch Noten von Weihnachtspunsch mit Gewürzen wie Nelken und Zimt.

Geschmack: Im Geschmack zeigen sich zunächst die Fruchttöne mit satter Orangenschale, die aber direkt eingerahmt werden von einer ausgeprägten, aber nicht zu starken Bitternote. Als Halbbitterlikär ist der Mondino Amaro sicherlich nicht der allerbitterste Vertreter seiner Gattung, obwohl er durchaus auch auf diesem Parkett punkten kann. Dabei fällt er sehr wohl aber aromatisch, schon fast sommerlich leicht aus.

Abgang: Im Abgang ist die Bitterkeit des Mondino Amaros am stärksten ausgesprägt. Alles in allem gefällt er mir wirklich sehr gut. Nach meinem Dafürhalten ersetzt er weniger einige seiner berühmten Artverwandten, vielmehr punktet er mit einer völlig neuen Interpretation, die einfach nur als gelungen bezeichnet werden muss. Ob als Cocktailzutat oder pur auf Eis, der Mondino Amaro Bavarese hat definitiv das Zeug zu einem echten Klassiker!

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Bezugsquellen: Der Mondino Amaro wird mit 18% vol. abgefüllt und für ca. 20 Euro kann man eine Flasche bei ausgewählten Fachhändlern oder online erstehen.

3 thoughts on “Mondino Amaro Bavarese

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