Über den englischen Bartender Dick Bradsell, der als die größte Barkoryphäe der letzten Jahrzehnte in England gilt, habe ich bereits in anderen Zusammenhängen berichtet. Von ihm stammt z.B. der sehr gehaltvolle und von mir sehr geschätzte Treacle Cocktail, aber auch weniger raffinierte, dafür sehr massentaugliche Drinks wie z.B. der Espresso Martini. Doch über Dick Bradsells persönlichen Werdegang möchte ich hier nicht ein weiteres Mal berichten, dafür aber über einen seiner wohl größten und berühmtesten Drinks, den Bramble.
Der Bramble ist schon vom Namen her sehr vielen Menschen geläufig, oft auch, ohne überhaupt den eigentlichen Cocktail zu kennen. In der schottischen Hauptstadt Edinburgh gibt es sogar eine Bramble Bar, aus der ich auch schon einmal den Bramble’s Mezcal Flip vorgestellt habe. Man muss hier also ein bisschen aufpassen, dass man nicht durcheinander kommt. Doch zum eigentlichen Cocktail. Bramble bedeutet – für alle, die dieses englische Wort nicht aus dem Stegreif parat haben – so viel wie Brombeerstrauch. Und das beschreibt die Programmatik des Bramble Cocktails auch durchaus mit schlichter Eleganz, denn der Bramble vertraut in seinem Aromenprofil voll und ganz auf die dunkle Beere.
Bradsell erfand den Bramble im Jahr 1984 während seiner Tätigkeit in Fred’s Club in Downtown Soho, London. Dieser Club war insofern eine besondere Institution als dass er bereits zur damaligen Zeit eine sehr starke Betonung auf Stil, Ambiente und Service legte. Natürlich war der Club damit nicht der erste seiner Art und auch nicht völlig alleinstehend, doch war es viel weniger die Regel als in heutigen Cocktailbars. Tonangebend war hier der Besitzer, ein ehemaliger ausgebildeter Butler der englischen Schule. Insofern durfte man natürlich erwarten, dass auch der Bramble Cocktail ein wenig hermacht und das war letztendlich auch genau das, was er tat. Zubereitet auf Basis von Crème de Mure, einem Brombeerlikör, stellt er im Grund eine Abwandlung des klasssichen Gin Sours dar. (Eine sehr interessante Variante, die geschmacklich dem Original in nichts nachsteht, aber durchaus etwas anders gelagerte, nicht minder interessante Aromen einbringt, lässt sich übrigens durch den Einsatz von Chambord anstelle von Crème de Mure herstellen.)
Insofern besteht der Bramble aus Gin, Zitronensaft, Zuckersirup und Crème de Mure. Die Wahl eines geeigneten Gins ist hier durchaus eine knifflige, denn man hat verschiedene Optionen. Meist trifft man eher leichtere, zitruslastige Gins in einem Bramble an, da sie die frische Seite des Drinks in den Vordergrund stellen und dem Brombeerlikör einen größeren Platz einräumen. Meiner Meinung nach funktioniert aber auch ein kräftigerer, wacholdertöniger Gin hier durchaus. Das Zusammenspiel erdig, kräutriger Noten mit einem ausgeprägten Wacholder funktioniert mit der Brombeere sehr schön. Einige Rezeptvarianten reduzieren den Anteil von Crème de Mure auf lediglich 1 cl bei 1,5 cl Zuckersirup, ich vertausche hingegen beide Anteil gerne und verwende dafür einen wacholdertönigeren Gin, z.B. funktioniert der aus der ländlichen Idylle Mittelenglands stammende Cotswolds Gin hier sehr schön – und irgendwie passt auch sein Flair zum Bramble Cocktail, wie ich finde. Die Kombination verleiht dem Bramble einfach eine schöne Tiefe und weckt stärkere Assoziationen von schattigen und kühlenden Wäldern im heißen Sommer.
Rezept:
5 cl Gin
3 cl Zitronensaft
1 cl Zuckersirup
1,5 cl Crème de Mure (oder für eine alternative Variante Chambord)
Zubereitung: Der Bramble wird im Glas gebaut. Dafür zunächst alle Zutaten bis auf Crème de Mure ins mit gestoßenem Eis gefüllte Glas geben und umrühren. Schließlich mit weiterem crushed Ice auffüllen und dann mit Créme de Mure floaten.
Glas: Tumbler
Garnitur: Brombeeren und eine Zitronenscheibe oder ein Zitronenschnitz
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder in gut sortierten Supermärkten dürften die essentiellen Zutaten erhältlich sein.
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