Pure Spirits: Ein Quintett unabhängiger Whiskyabfüllungen aus dem Hause „whic“

Whic - whiskys

Whisk(e)ys bildeten die erste Spirituosenkategorie, mit der ich mich wirklich intensiver auseinander gesetzt habe. Wobei streng genommen eigentlich nur „fast“, denn kurz zuvor entdeckte ich auch meine Leidenschaft für klassische Cocktails anhand des wohl klassischsten aller Cocktails, des Martinis. Daher spielten in meinen „Anfangstagen“ natürlich auch Gin und Wermut eine nicht zu unterschätzende Rolle, aber wirklich intensiv habe ich mich damals zunächst nur mit Whisky beschäftigt. Heute möchte ich deshalb auch einmal wieder einen Artikel ganz im Zeichen des Whiskys veröffentlichen. (Zugesandte Testprodukte*)

Anlass dazu ist die Gelegenheit, nicht nur einen, sondern gleich mehrere Qualität versprechende schottische Single Malts zu verköstigen und mich in die Tiefe der Aromenprofile herein zu riechen bzw. zu schmecken. Die entsprechenden Whiskys sind unabhängige Abfüllungen des Whiskyversandhauses Whic – Whiskycircle, welches natürlich nicht nur unabhängige Abfüllungen aus selbsterworbenen Fässern vermarktet, sondern die komplette Bandbreite schottischer und internationaler Whiskys im Angebot führt. Doch trotzdem sind unabhängige Abfüllungen oft etwas Besonderes, da sie Gelegenheit geben, den Charakter einer Brennerei einmal abseits der Standardabfüllungen kennenzulernen und zudem dem unabhängigen Abfüller erlauben, seine eigene Handschrift zu hinterlassen, da dieser hier oft allein entscheiden darf, wie lang er den jeweiligen Whisky im von der Destille erworbenen Fass reifen lassen möchte. Insgesamt also eine spannende Angelegenheit, bei der so manches Kleinod zu entdecken ist. (Angemerkt sei, dass ich hier allerdings auch schon ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht habe und nicht jede unabhängige Abfüllung automatisch zum Highlight für den Connaisseur mutieren muss).

Whic - whiskys

Zu den Whiskys, die ich hier vorstellen möchte, zählen ein 18-jähriger Ben Nevis, ein zwölfjähriger Port Charlotte, jeweils ein neun- und ein elfjähriger Bruichladdich und ein 20-jähriger Tobermory.

Ben Nevis 1996/2015 (whic)

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Die größte Stadt der westlichen Highlands ist hierzulande wohl eher unbekannt. Die wenigsten haben bereits einmal von Fort William gehört und auch wenn es sich hier um die größte Stadt der westlichen Highlands handelt, reden wir hier von einer Größenordnung um die 5000 Einwohner. Bei diesem Ort liegt auch die Ben Nevis-Destille, welche ihren Namen dem größten Berg Großbritanniens verdankt, an dessen Fuße sie liegt. Von mehreren Produktionsunterbrechungen durchzogen existiert die Destille bereits seit 1825.

Der heute zu verkostende Whisky wurde dort im Juni 1996 gebrannt und in ein einzelnes Hogsheadfass (Hogshead ist ein altes, britisches Flüssigkeitsvolumenmaß) aus amerikanischer Weißeiche abgefüllt, in dem zuvor amerikanischer Bourbon reifen durfte. Das Gerstenmalz wurde nicht über Torfrauch gedarrt und weist daher auch keine rauchigen Aromen auf. Die Flaschenabfüllung erfolgte dann im April des Jahres 2015. Der mit 53,7% vol. abgefüllte Whisky dürfte vor der Flaschenabfüllung nicht weiter verdünnt worden sein und wurde weder kühlgefiltert noch gefärbt. Der Versandhändler gibt hier zusätzlich an, dass lediglich 126 Flaschen dieses Whiskys existieren und da es sich um einen Single Cask-Whisky handelt, existiert logischerweise auch kein weiterer Nachschub. Die 0,7l-Flasche kostet 69,90€ und fällt damit für einen 18-Jahre alten Ben Nevis-Whisky meiner Meinung nach nicht zu hoch aus. Natürlich sollte man wissen, wofür man sein Geld ausgibt, wenn man zu so einer Flasche greift.

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Verkostung:

Aroma: Helle, süße Früchte (Aprikosen, Pfirsiche und etwas Honigmelone), dazu eine satte Vanille mit würziger Eiche und etwas Quark. Die Zugabe von Wasser betont die Vanille noch einmal und kitzelt ein wenig weißen Pfeffer hervor, die Quarkassoziationen verfestigen sich.

Geschmack: süß und intensiv nach Vanille und hellen Früchten (Pfirsiche, Aprikosen mit süßem Quark) mit dezentem Blütenhonig; Wasser holt mehr Eiche in den Vordergrund, betont die Vanille, dazu ein wenig Zimt und Malz.

Abgang: mittellang und würzig mit Vanille und ganz subtilen Nüssen. – Ich finde diesen Malt sehr gut!

Port Charlotte 2003/2015 (whic)

Whic - whiskys

Eingangs hatte ich erwähnt, dass ich heute hier zwei Bruichladdichwhiskys vorstellen würde. Das ist im Grunde eigentlich falsch, denn auch dieser Whisky ist ein Bruichladdich, was schlicht daran liegt, dass es keine Port Charlotte-Destille gibt. Das heißt, es gibt sie nicht mehr bzw. noch nicht. Bevor das zu Verwirrung bei denjenigen führt, die mit der Materie nicht vertraut sind, sei kurz erklärt, dass die eigentliche Port Charlotte-Destille, eigentlich bekannt unter dem Namen Lochindaal, bereits im Jahr 1929 die Produktion eingestellt hat. Die ehemaligen Gebäude der Destille samt Lagerhäusern im Küstenörtchen Port Charlotte auf der Hebrideninsel Islay liegen gerade einmal fünf Autominuten von der Bruichladdich-Brennerei entfernt. Es existieren auch bei Bruichladdich jedoch schon seit Längerem Pläne, Port Charlotte wieder als eigenständige Destille zu reaktivieren, was nun auch in diesem Jahr noch geschehen soll, nachdem der Bruichladdicheigentümer Rémy Cointreau dies genehmigt hat (bzw. das Geld locker gemacht hat). Bis dahin existiert jedoch Port Charlotte lediglich als Serie von Bruichladdich und der entsprechende Whisky ist auch dort gebrannt worden.

Der nun verkostete Whisky erfüllt zumindest schon einmal in einer Hinsicht die Erwartungen: er ist stark rauchig, da das Gerstenmalz über Torfrauch gedarrt wurde und ist somit ein typischer Whisky der für ihre rauchigen Whiskys berühmten Hebrideninsel Islay. Auch hier wurde nicht kühlgefiltert und gefärbt, sowie mit kräftigen 56% vol. abgefüllt. Wie beim Ben Nevis reifte auch dieser Whisky in einem ehemaligen Bourbon-Hogshead, dies allerdings für zwölf Jahre (Juli 2003 bis September 2015), der Whisky ist auf 180 Flaschen limitiert. Er kostet 89,90€ pro Flasche.

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Verkostung:

Aroma: Intensiver Rauch wie von einem Lagerfeuer mit Asche, Räucheraal und ein wenig würzigem Tabak. Dahinter subtile, florale Noten, die aber erst nach minutenlangem Riechen spürbar werden.

Geschmack: Eine rauchige Aromabombe mit speckigem Räucherschinken und Pfeffer, ein wenig Salz und Meeresassoziationen.

Abgang: sehr lang und intensiv – gefällt mir sehr gut. Ich mag intensiv rauchige Malts sehr gern und dieser ist wirklich gelungen.

Bruichladdich 2006/2015 (whic) und Bruichladdich 2003/2015 (whic)

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Die Bruichladdich-Brennerei liegt ebenfalls an der Loch Indaal-Bucht auf der Hebrideninsel Islay, ist aber in vielerlei Hinsicht eher untypisch. Manche bezeichnen sie gar als den Paradiesvogel der Islaydestillen, da hier sehr viele verschiedene Stile gefahren werden und viel mit Fassreifungen herumexperimentiert wird. Nicht von ungefähr gibt sich die Brennerei selbst den Untertitel „Progressive Hebridean Distillers“. Über lange Jahrzehnte zeichnete die Whiskylegende Jim McEwan als Production Director und Master Blender der Destille für das Portfolio von Bruichladdich verantwortlich, bevor er schließlich im letzten Jahr in den Ruhestand ging.

Die beiden Abfüllungen aus der Bruichladdich-Destille repräsentieren auf gewisse Weise den Charakter der Brennerei sehr anschaulich, da hier zwei verschiedene Fassreifungen zugrunde liegen, die obendrein beide nicht auf über Torfrauch gedarrtem Malz basieren und somit als Islay-Whiskys absolut aus der Reihe tanzen (gut, als Bruichladdichwhiskys dann wiederum nicht). So ist der etwas jüngere der beiden im Mai 2006 gebrannt worden und durfte danach für neun Jahre bis zum August 2015 in einem ehemaligen Bourbonfass aus amerikanischer Weißeiche reifen. Der mit 55,2 % vol. abgefüllte Whisky ist lediglich in einer Stückzahl von 48 Flaschen verfügbar. Er liegt bei 82,90€, für einen Neunjährigen ein stolzer Preis.

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Verkostung:

Aroma: Tatsächlich reife Birnen, fast schon süßlich vergoren mit floralen Noten, ein wenig weißem Pfeffer und gekochtem Steinobst (wie bei der Herstellung von Kompott). Mit etwas Wasser werden vor allem Birne und Kompott betont, zudem ein wenig Zitrusfrucht.

Geschmack: Auch hier finden sich die Fruchtnoten wieder, sehr ausgeprägte Eichentöne, wieder der weiße Pfeffer und Vanille. Das vom Abfüller beschriebene Rosenwasser kann ich beim besten Willen nicht finden. Mit etwas Wasser wird der Whisky weicher mit mehr Vanille und weniger Eiche, dafür aber noch mehr Birne.

Abgang: mittellang bis lang – Für einen neunjährigen überraschend komplex!

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Der Bruichladdich 2003/2015 wurde hingegen für einen etwas längeren Zeitraum im Fass gelagert, insgesamt für elf Jahre. Er wurde im November 2003 gebrannt und im August 2015 in die Flasche abgefüllt. Das Fass ist hier jedoch ein Sherry-Hogshead, wurde also aus europäischer Eiche hergestellt und nach dem vormaligen Gebrauch als Sherryfass aus Spanien importiert. Das verspricht gerade im direkten Vergleich eine zu weiten Teilen anders gelagerte Aromenfracht, die allerdings auch den eigentümlichen Brennereicharakter wiederum als Gemeinsamkeit herausstellen dürfte. Der Whisky ist mit 46% vol. etwas in seiner Trinkstärke herabgesetzt worden, wurde aber, eben so wenig wie der Neunjährige, weder gefärbt noch kühlgefiltert. Hier sind sogar lediglich 36 Flaschen im Angebot. Er liegt bei 109,90€ pro Flasche. Beide Bruichladdichs kann man preislich also schon dem Premiumsegment zuschreiben.

Whic - whisky

Verkostung:

Aroma: in der Nase kein absolut typischer Sherrymalt, eher zitruslastig mit leichterer Fruchtnote. Der Abfüller spricht von Erdbeermarmelade, damit kann ich durchaus etwas anfangen, zumal sie hier den nur dezent sich bemerkbar machenden Sherry ganz gut beschreibt. Eine etwas schwerer geartete Süße und ein wenig Eiche. Florale Töne erinnern ein wenig an den oben beschriebenen Bruichladdich.

Geschmack: Hier eindeutig ein Sherrymalt: Dunkle Früchte, Rosinen, ein leichter Rauch, viel Eiche und wieder etwas Erdbeermarmelade.

Abgang: mittellang und kraftvoll

Tobermory 1995/2015 (whic)

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Nominell der älteste Whisky des heutigen Quintetts stammt aus der Tobermory-Brennerei in der gleichnamigen Stadt auf der Hebrideninsel Mull. Auch diese Brennerei ist mit dem Gründungsjahr 1798 schon sehr alt, wurde aber auch über lange Zeiträume nicht betrieben. Der Tobermory 1995/2015 ist somit ein klassischer Inselmalt (die Hebrideninsel Islay bildet hingegen eine eigene Whiskyregion), welche oft durch eine leichte bis mittlere Rauchigkeit und maritime Noten überzeugen. Und tatsächlich hat man auch hier auf leicht geräuchertes Malz gesetzt bzw. eine Mischung aus geräuchertem und nicht geräuchertem Malz verwendet. Der Whisky wurde im Juli 1995 gebrannt (man muss sich einmal, um die Dimensionen zu verdeutlichen, fragen, was man im Juli 1995 gemacht hat…) und schließlich im August 2015 in Flaschen abgefüllt. Davon gibt es 132 Stück an der Zahl. Der Tobermory 1995/2015 ist nicht gefärbt oder kühlgefiltert und kommt mit 54,8% vol. ebenfalls in Fassstärke daher. Für diesen alten Whisky aus ehemaligen Bourbon-Hogsheads liegt man mit 94,90€ sogar in einem Preissegment, das auch hätte höher ausfallen können.

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Verkostung:

Aroma: Zunächst einmal tatsächlich viel Eiche und etwas Apfel. Dann tiefe, würzige Noten mit einer tollen Süße von Kirschenkuchen. Das vom Abfüller beschriebene Moos finde ich vielleicht mit viel Fantasie, grüne Tomaten hingegen nicht. Der Malt wirkt insgesamt aber sehr vielschichtig und komplex, kein Wunder bei diesem Alter.

Geschmack: Wirklich sehr voluminös und würzig mit Vanille, ölig-maritimen Tönen von Seetang und salziger Brise mit ein wenig Wasserminze. Gefällt mir außerordentlich gut!

Abgang: sehr lang und trocken. Ein wirklich schöner Malt, der mir von allen am besten gefallen hat.

Bezugsquellen: Alle der fünf Single Malts lassen sich hier bestellen.

*(Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

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