Heute ist ein besonderer Tag, denn mit diesem Artikel feiere ich gewissermaßen eine Premiere. Noch nie habe ich mich bei einem Artikel der Verkostung von Schokolade gewidmet. Doch ganz so verrückt ist das Ganze dann doch nicht und ich habe auch nicht auf einmal das Genre gewechselt und werde hier in Zukunft etwa Lindt-Schokoladen vorstellen, nein, die heutigen Schokoladen gehen Hand in Hand mit zwei schönen, klassischen Scotch Single Malt Whiskys. Und das nicht nur, weil sie gut zusammen schmecken. (Zugesandte Testprodukte*)
Die beiden Schokoladen der Marke „Scotlate“ sind nicht nur ein empfohlener Begleiter zu besimmten Single Malt Whiskys, sie enthalten sogar Single Malt Whisky. Und das immerhin zu einem Anteil von 9,5%. Klar, auch ich habe schon Schokolade zusammen mit Single Malt Whisky konsumiert. Und obwohl ich kein großer Schokoladenjunkie bin, der ständig seine Portion vom „braunen Gold“ braucht, kann ich nicht umhin, zuzugeben, dass Single Malts und Schokolade oft ein tolles Paar sind. Nicht nur weil viele Single Malts selber schokoladige Aromen aufweisen, sondern weil Schokolade eben auch zu vielen anderen klassischen Whiskyaromen passt: hellen und dunklen Fruchttönen, eingelegten Rumfrüchten, Vanille und nicht zuletzt auch Rauch und Salz. Eine ähnliche Überlegung steckt auch hinter Scotlate, nur dass hier das Programm noch ein Stückchen weiter gedacht wurde. Warum nicht gleich einen entsprechenden Single Malt in die Schokolade geben? Somit kann man die Schokolade natürlich zu einem Whisky verkosten, aber eben auch pur ohne einen solchen Begleiter – und man muss trotzdem nicht auf den Whisky verzichten.
Die Scotlate-Schokolade wird in der sächsischen Schokoladenmanufaktur Heidenau hergestellt und ist derzeit in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich, die das Aromenprofil sehr beliebter schottischer Whiskystile aufgreifen und sehr unterschiedliche Akzente setzen. Basis ist jeweils eine Zartbitterschokolade, die sogar auf der Oberfläche mit ansprechenden Mustern von Brennblasen und den typischen, pagodenförmigen Schornsteinen vieler Whiskydestillerien verziert ist. Die Scotlateschokolade weist wie bei vielen Schokoladen eine äußere Schokoladenhülle auf, in deren Kern sich eine etwas weichere Kakaomasse befindet, die auch das Whiskyaroma trägt. Man muss also keine Sorge haben, dass man hier in eine Art Mon Chéri mit flüssiger Whiskyfüllung beißt. Auch geschmacklich ist die Schokolade weit davon entfernt, alkoholisch zu schmecken. Im Gegenteil: der verwendete Single Malt ist meiner Meinung nach sehr schön eingebunden und zeigt sich angenehm subtil am Gaumen. Für einen begleitenden Single Malt ist also durchaus noch Platz und ich muss sagen, mir hat die Verkostung auch deutlich besser in Kombination mit dem entsprechenden Single Malt gefallen. Denn da ich nicht urplötzlich unter die Schokoladenblogger gegangen bin, möchte ich nämlich auch auf diese zu sprechen kommen: Obwohl der Hersteller es auf der Verpackung nicht angibt, wird die Schokolade mit der Information verkauft, welcher Whisky verwendet worden ist. Bei der grünen „Lightly peated“-Variante hat man einen zehnjährigen Talisker verwendet (hier sind tatsächlich subtiler Rauch, Meersalz und Küstenaromen zu schmecken), während die rote „Sherry Flavours“-Schokolade einen 12-jährigen Glendronach benutzt (Sherry, dunkle Früchte und ein wenig Eichenaromen zeigen sich hinter dem Mantel aus zartbitterer Schokolade).
Zeit also, diesen beiden Whiskys auch noch einmal ins Glas bzw. ins Fass zu blicken:
Talisker 10 Jahre
Der zehnjährige Talisker stammt aus einer Region, die vermutlich vielen Schottlandtouristen bekannt sein dürfte, denn die Isle of Skye ist nicht nur für die Taliskerbrennerei berühmt, sondern auch für ihre schroffe, malerische Landschaft. Der zehnjährige Talisker stellt für die inzwischen vom weltgrößten Spirituosenkonzern Diageo gehaltene Brennerei gewissermaßen das Flaggschiff der Produktion dar. So wurde er auch in die von Diageo herausgebrachte Serie der „Classic Malts of Scotland“ aufgenommen.
Der Talisker 10 wurde nach Brennereiangaben zu 100% in ehemaligen amerikanischen First-fill- und Second-fill-Hogsheads gereift, in denen zuvor amerikanischer Bourbon gereift ist. Das Malz für den Talisker ist über Torffeuer gedarrt worden, was ihm in Kombination mit der Lagerung seine typischen, rauchig-maritimen Aromen verleiht. Mit 45,8% vol. füllt die Taliskerbrennerei ihren Whisky etwas stärker als viele andere ab und verfolgt diese Entscheidung auch schon deutlich länger als andere, auf den Trend aufgesprungene Brennereien.
Verkostung:
Aroma: Mittelstarker, aber deutlicher Torfrauch vor etwas Zitronenschale und einer feinen Süße. Dahinter etwas helle Frucht, Meersalz und maritime Assoziationen. Ein Inselwhisky erster Güte.
Geschmack: Rauchig und prickelnd scharf wie von Ingwer oder Cayenne-Pfeffer; dazu frische Noten von Zitrusfrüchten und Eiche.
Abgang: lang, würzig-rauchig und noch etwas Pfeffer
Glendronach 12 Jahre
Von ganz anderem Charakter ist der zwölfjährige Glendronach, der in der Scotlate-Reihe den Vertreter für die große Whiskyregion der Highlands markiert. Er stammt aus der Region um Huntly in Aberdeenshire in den schottischen Highlands und wird dort für 12 Jahre in ehemaligen Pedro Ximenez- und Olorosofässern aus europäischer Eiche gereift. Und das merkt man auch, denn hier kommt die volle Sherryfracht samt fruchtiger Noten und aromatischer Bitterkeit zum Tragen, die die Verwendung solcher Fässer mit sich bringt. Mit 43% vol. fällt er kaum merklich leichter aus als der zehnjährige Talisker, ist aber im Gegensatz zum Talisker weder gefärbt noch kühlgefiltert. Dieser Whisky steht allgemein stellvertretend für den Ruf der Glendronach-Destillerie als Produzenten ausgesprochen sherrytöniger Malts. Das stimmt zwar nicht durchweg, kommt aber hier trotzdem deutlich zum Vorschein.
Verkostung:
Aroma: Deutlicher Sherry mit einem Potpourri aus Steinobst, dazu süßes Malz, etwas Birne und feine Vanille.
Geschmack: Wieder Sherry mit einem deutlichen Anteil von würziger Eiche und dunkleren Früchten. Vielleicht etwas Kirsche.
Abgang: Lang und trocken
Bezugsquellen: Die Scotlateschokolade wie auch den Whisky findet man z.B. hier. Mit knapp 4,50 € für eine 50g-Tafel fallen diese zwar nicht ganz günstig aus, aber wenn man sie als hochklassigen Begleiter zu einem Whisky mit hochklassigen Zutaten begreift, ist dieser Preis im Vergleich doch recht angemessen.
*(Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)
Sehr schön, die Textur der Schokolade erinnert an die Schokoladenplättchen die es in meiner Kindheit immer im Adventskalender gab 😉
Coole Idee auch mit der Schokolade zum Whisky, ich finde zum Talisker 10 die 80% zartbitter von Lindt Excellence super (die gibt’s normalerweise auch in jedem Supermarkt)
Stimmt, die erinnern tatsächlich ein bisschen an die alten Adventsplättchen! 🙂 Nur sind die Scotlateschokoladen ein bisschen wuchtiger und nicht so dünn. Aber auf den Vergleich wäre ich wohl trotzdem nicht gekommen. 😉
Zu einem Talisker kann man auch mal eine Chilischokolade versuchen, immerhin unterstreicht das die leicht scharfe Note des Single Malts. Mein persönliches Highlight im Hinblick auf Whisky & Schokolade hatte ich mal mit einer 60%-Schokolade und einem zwölfjährigen Cardhu. Der ist aber leider schon sehr lange aufgebraucht, müsste ich mir eigentlich mal wieder zulegen. Werde Deinen Tipp aber auch mal beherzigen, wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe!
Ich finde das Zartbitterschokolade mit Zusätzen wie Espresso, Chili, Orangen und Meersalz sehr gut zu Whisky passen.
Für einen Talisker 10 Jahre finde ich persönlich Schokolade mit Chilli oder rosa Pfeffer am besten.
Oder Schokolade mit Orangenzesten mit einem Sherry-fassgelagertem Speyside Whisky. Rauchige Torfmonster sollten mal mit Meersalzschoko ausprobiert werden.
Gruß Benno