Rye Whiskey ist immer so eine Sache. Prinzipiell liebe ich diese vor allem aus den USA stammende Spielart des Whiskeys, die zumeist aus roggenhaltiger Maische gebrannt wird. Ich schreibe deshalb „zumeist“, weil man hier tatsächlich genauer hinschauen muss. Nicht immer ist alles Gold, was glänzt.
Wenn es um Rye Whiskey geht, spielt nämlich die Herkunft des Whiskeys eine große Rolle. Bei aus den USA stammendem Rye Whiskey kann man sich sicher sein, dass mindestens 51% des zugrundeliegenden Getreides Roggen sein muss. Es gibt jedoch auch Whiskeys, die explizit damit werben, dass sie aus 100% Roggenmaische hergestellt wurden. Ganz anders sieht die Situation bei kanadischen Whiskeys aus. Diese wurden historisch stets mit einem sehr hohen Roggenanteil gebrannt, so dass sich dort im Laufe der jüngeren Geschichte die Bezeichnung „Canadian Whiskey“ quasi synonym zu „Rye Whiskey“ entwickelt hat. Rechtlich dürfen sich deswegen alle kanadischen Whiskeys Rye Whiskey nennen, was besonders absurd ist, wenn man bedenkt, dass heutzutage viele Hersteller überhaupt keinen Roggen mehr verwenden. So kann man also tatsächlich Rye Whiskeys antreffen, in denen kein einziges Korn Roggen enthalten ist.
Der heutige Whiskey hat damit glücklicherweise wenig zu tun, da er nicht aus Kanada stammt, sondern aus Pennsylvania. Dort besteht bereits seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert eine große Tradition des Roggenwhiskeys, da die dortigen Bauern so ihren Ernteüberschuss des Getreides zu verarbeiten wussten. Pennsylvania Rye Whiskey war daher lange Zeit ein Gütesiegel für Whiskey dieser Machart. Ein Ende setzte dem schließlich die Prohibition in den 1920er und frühen 1930er Jahren, seitdem ist die Rye Whiskey-Produktion in Pennsylvania bis heute nur noch ein Schatten ihrer früheren Größe. Doch in den letzten Jahren machen sich mehr und mehr Destillen daran, dies zu ändern. So auch der Dad’s Hat Rye Whiskey, der in der Mountain Laurel Spirits Brennerei in Bristol, Pennsylvania hergestellt wird. Hinter dem Namen Dad’s Hat steht die Geschichte des Vaters des Gründers Herman Mihalich, dessen Vater – man ahnt es bereits – sehr gern Hüte getragen hat. Fertig war die Marketingidee. Und eine praktische noch dazu, denn das Andenken an die Hüte des Vaters zusammen mit der emblematischen Abbildung eines Hutes auf der Flasche verleiht der Marke den Anstrich von Tradition und Geschichte. Auf der Webseite des Herstellers findet sich auch nirgends eine Information über das Gründungsjahr, was wohl auch nicht wirklich zum Markennimbus passen würde, denn tatsächlich ist der Dad’s Hat Rye Whiskey erst im Jahr 2012 an den Start gegangen.
Trotzdem, der noch junge Rye Whiskey gewann bereits einige Auszeichnungen, darunter die Silbermedaille bei der Worlds Spirit Competition in San Francisco im Jahr 2015 und eine Goldmedaille beim Chicagoer Beverage Tasting Institute. Der in frischen, getoasteten Quarter Casks (kleinere Fässer, die ein intensiveres Aroma abgeben) gereifte Dad’s Hat Rye basiert lediglich auf Roggen- und Gerstenmalz. Er wird mit 45% vol. abgefüllt.
Tasting Notes
Aroma: Man merkt sofort, dass man einen Rye im Glas hat: betont würzig kündigt sich des Vaters Hut hier an, nur um dann gleich mit feiner und ausgeprägter Vanille und Eichenaromen nachzurücken. Dazu gesellen sich Noten von kandierten Schwarzkirschen und etwas Zimt.
Geschmack: ein würziger, fein süßer Rye, der auch hier mit feiner Vanille und Zimt zu überzeugen weiß. Insgesamt überraschend weich, dazu aromatische Roggentöne und etwas Eiche. Schmeckt mir tatsächlich sehr gut!
Abgang: mittellang und würzig.
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Wenn Sie selbst Fachhändler sind, so kann ich für den Dad’s Hat Pennsylvania Rye Whiskey auch folgende Bezugsquelle empfehlen.