Wenn die Bezeichnung „Single Malt“ fällt, denkt wohl kaum jemand ernsthaft zuerst an die Vereinigten Staaten von Amerika. Vor allem nicht, wenn es um rauchige Whisk(e)ys im Stile der Islay Scotches geht. Und doch stammt der heutige Whiskey eben aus den USA. Was zunächst vielleicht irgendwie unorthodox klingt, ist dabei gar nicht mal so neu. Und ich treibe das Unorthodoxe noch einmal einen Schritt weiter und mache auch noch einen Cocktail daraus.
Aber zunächst einmal der Reihe nach. McCarthy‘s Oregon Single Malt Whiskey ist gewissermaßen ein Tribut an die schottische Whiskytradition, ins Leben gerufen durch den ehemaligen Master Mind der Clear Creek Distillery in Portland, Oregon, Steve McCarthy. Manch einen wird dabei sicherlich überraschen, dass dies bereits im Jahr 1990 geschah, also durchaus einige Jahre vor dem Aufflammen des derzeitigen Whisk(e)yenthusiasmus. Inzwischen ist dieser Single Malt längst nicht mehr der einzige amerikanische Single Malt, doch er ist ein ganz besonderer.
Das verwendete, über Torfrauch getrocknete Gerstenmalz importiert die Clear Creek Distillery eigens aus Schottland. In Oregon wird der Single Malt dann für drei Jahre in Ex-Sherryfässern gereift, um dann noch einmal ein finales Finish in amerikanischen Eichenfässern aus dem Bundesstaat Oregon zu erfahren. Das Ergebnis ist ein sehr voluminöser und rauchiger Whiskey mit 42,5% vol., wie man ihn blind wohl sofort der Hebrideninsel Islay zuordnen würde. In seiner Charakteristik erinnert mich der McCarthy’s Oregon Whisky definitiv an einen Lagavulin (der im Grunde mein Lieblingswhisky ist) oder einen in Sherryfässern gelagerten Bowmore.
Ein Foto der originalen Flasche habe ich leider selber keines anfertigen können, da ich den McCarthy’s Oregon Single Malt lediglich in einer Probenflasche vorliegend hatte. Die Flasche sieht wie folgt aus:
Hier meine „Tasting Notes“:
Aroma: deutlich spürbarer Rauch (Räucherspeck), subtile Noten von Thymian mit Assoziationen von Salz; dazu Rumfrüchte und eine feine Süße
Geschmack: Kräftig und rauchig-holzig mit einer öligen Süße, dunkle Bitterschokolade und eingelegte Früchte.
Abgang: lang und kräftig
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Doch wie bereits angekündigt, habe ich mich auch an den von vielen Puristen als Sakrileg betrachteten Versuch gewagt, diesen Single Malt in einem Cocktail zu verwenden. Mit einem für mich sehr erfreulichen Ergebnis. Gerade weil dieser Whiskey aus den USA stammt, erschien mir eine Kombination mit typisch amerikanischen Noten durchaus interessant. Doch da es nun einmal ein hochwertiger Single Malt ist, lag auf der anderen Seite ein Drink nahe, der die Ausgangsspirituose nicht groß verfälscht und ihren eigenen Charakter lediglich ein klein wenig hervorhebt und mit zusätzlichen Aspekten versieht. Keine ganz leichte Herausforderung, da insbesondere auf Basis rauchiger Whisk(e)ys eher wenige Cocktailrezepte im Umlauf sind.
Doch bereits vor einiger Zeit stieß ich auf einen Cocktail mit dem klangvollen Namen „Smoking Scotsman“, der aus der Bar eines New Yorker Steakhouses mit dem Namen „American Cut“ stammt. Er kombiniert rauchigen Scotch mit Ahorn Bitters und dem Rauch von Ahornholz. Diese Kombination schien die Anforderungen zu erfüllen, die ich an einen Cocktail hatte, der einen so noblen Tropfen wie den McCarthy’s Oregon Single Malt als Hauptbestandteil aufweist. Da hier aber nunmal kein Schotte im Glas ist, habe ich den Namen kurzerhand verändert und so hatte ich eben einen „Smoking Yankee“ im Glas. Im Grunde eine Variante des Old Fashioned.
Der Smoking Yankee ist ein überaus aromatischer, eher puristischer Cocktail, der den Rauchcharakter des McCarthy’s mit neuen, komplexen Noten erweitert und eine interessante Tiefe mit subtilen Nussaromen hinzufügt (Die Maple Bitters habe ich durch Fee Brothers Black Walnut Bitters ersetzt). Definitiv eine verdammt coole Sache! Die Zubereitung ist zudem sehr aufsehenerregend, denn um das Glas mit dem Rauch zu aromatisieren, kann man entweder mit einem Flambierbrenner ein Stück Ahornholz anzünden und den entstehenden Rauch mit dem Glas einfangen, oder etwas Ahornholz in ein Hilfsinstrument (wie z.B. die Smoking Gun) geben.
Rezept (in US-typischen Unzenangaben):
2,5 oz McCarthy’s Oregon Single Malt
Ahornholzrauch
3 Dashes Fee Brothers Black Walnut Bitters
Zubereitung: Das Glas mit dem Holzrauch aromatisieren (dazu Rauch unter dem umgestülpten Glas sich sammeln lassen und nach kurzer Zeit wieder verfliegen lassen) und mit Eiswürfeln füllen. McCarthy’s Oregon Single Malt mit den Walnut Bitters auf Eis kalt rühren und anschließend über das mit Eiswürfeln gefüllte und mit Rauch aromatisierte Glas abseihen.
Glas: Tumbler
Garnitur: keine
Bezugsquellen: Fee Brothers Black Walnut Bitters findet man im Fachhandel. Der McCarthy’s Oregon Single Malt ist nicht immer überall verfügbar, findet sich aber für ca. 60-70 Euro im Fachhandel. Wenn Sie selbst Fachhändler sind, so kann ich für den McCarthy’s Oregon Single Malt auch folgende Bezugsquelle empfehlen.