Fruchtbiere führen oft zu einem skeptischen Stirnrunzeln. Sicherlich manches Mal mit gutem Recht. Doch gibt es auch sehr traditionelle Ausnahmen, die mit ihrem einzigartigen Geschmacksprofil einen unentbehrlichen Platz in der Breitenpalette der Biere dieser Welt bekleiden. Doch wie schlagen sich diese Biere in Cocktails? Dieser Frage will ich heute mit einem Beispiel nachgehen.
Der Cherry Ale Sling klingt nicht nur zufällig so ähnlich wie der weltberühmte Singapore Sling, hat er doch im Aromenprofil einige Gemeinsamkeiten mit dem zu Ruhm gelangten Namensvettern. Doch auf den ersten Blick wirkt er sicherlich etwas unkonventionell: Belgisches Kirschbier, Schlehengin (Sloe Gin), ein Hauch Lakritz… diese Aromenkombination erregte sofort meine Aufmerksamkeit. Kirschen mochte ich schon immer besonders gerne und auch Sloe Gin ist eine sehr schöne Spirituose, die im Zuge des weltweiten Gin-Booms der letzten Jahre wieder immer häufiger verfügbar geworden ist. Beide dunklen Früchte miteinander zu verbinden, verspricht natürlich ein kräftiges Fruchtfeuerwerk. Doch wirklich süß ist der Cherry Ale Sling eigentlich nicht. Kennengelernt habe ich ihn abermals durch das Buch „Cocktailian – Bier & Craft Beer“. Er geht zurück auf Atalay Aktas aus der Schwarze Traube Bar in Berlin
Im Cherry Ale Sling wird Kriekbier als Filler eingesetzt, ein mit fassgelagertes, mit frischen Kirschen mazeriertes Lambicbier aus Belgien (was ein Lambicbier ist, habe ich in diesem Artikel kurz erläutert), dessen Süße meist recht zurückhaltend ist. Es ist also nicht vergleichbar mit einer Berliner Weiße mit Schuss (welche in den USA übrigens als veritabler Biercocktail „with a German twist“ gilt) oder ähnlichen Kreationen. Der Sloe Gin wartet neben der fruchtigen Schlehe natürlich auch mit floralen Gintönen auf, die dem Drink gerade im Zusammenspiel mit dem ebenfalls verwendeten trockenen Sherry zusätzliche Tiefe verleihen. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang aber die Lakritzbitters, die hervorragend mit der Kirsche harmonieren und hier wirklich unverzichtbar sind.
Entgegen gängiger Gewohnheiten erfolgt bei der Zubereitung dieses Drinks ein „Dry Shake“ erst nach dem Schütteln auf Eis, was die Schaumbildung insgesamt noch verstärkt. Wenn der fertige Cocktail dann zuletzt mit Kriek aufgegossen wird, erhält man eine besonders voluminöse und dichte Schaumkrone. Eine weitere Garnitur des Cocktails wird somit überflüssig und ist auch gar nicht mehr nötig.
Rezept:
2 cl Sloe Gin
2 cl trockener Sherry
1 Eiweiß
1 Dash Lakritzbitters
Kriek (etwa 7cl)
Zubereitung: Alle Zutaten bis auf das Kirschbier / Kriek kräftig aus Eis schütteln. Dann abseihen und nochmals kräftig ohne Eis schütteln. Nun durch ein Teesieb in das vorgekühlte Glas abseihen und mit Kirschbier / Kriek aufgießen.
Glas: Tumbler
Garnitur: keine
Bezugsquellen: Sloe Gin und Kriek findet man im jeweiligen Fachhandel oder online. Letzteres ist in Belgien natürlich in jedem Supermarkt erhältlich. Lakritzbitters sind meist nur online verfügbar, vereinzelt findet man sie aber auch in Barfachgeschäften. Einen ordentlichen trockenen Sherry kann man auch in gut sortierten Supermärkten erstehen. In Spanien und Portugal hingegen so ziemlich an jeder Ecke.