Blue Moon Cocktail

Blue Moon Cocktail

Blaue Cocktails – das ist für manch einen gar kein so ungewohnter Anblick, waren doch viele der bunt beschirmten Cocktails, die viele aus den Bars der 80er und 90er Jahre kennen, mit Blue Curacao blau, türkis oder in Kombination mit anderen Farbgebern grünlich eingefärbt. Dazu noch ein halber Obstsalat am Glasrand und fertig ist der Archetyp des Cocktails. Am besten genossen unter den Blättern einer von Halogenstrahlern beleuchteten Kunstpalme im karibischen Ambiente einer leicht verranzten Tiki-Bar.

Inzwischen ist all das zum Glück zu einem No-Go geworden und die Rückbesinnung auf den historisch-klassischen Geist der Cocktailbewegung hat solche Drinks zwar nicht völlig ausmerzen können, aber dennoch wird man derartige Drinks in renommierten Bars inzwischen vergeblich suchen. Auch auf Stil und Raffinesse setzende Tiki-Bars interpretieren ihre Cocktails gänzlich anders. Zum Inbegriff dieses dunkleren Kapitels der Cocktailgeschichte ist jedoch der blaue Cocktail geworden. Auf vielen Barkarten sucht man daher vergeblich nach einem Drink in dieser Farbe und Blue Curacao gilt oft als verpönte Zutat (obwohl der echte Curacao of Curacao durchaus auch in der blauen Variante erhältlich ist und geschmacklich als Zutat absolut taugen kann).

Trotzdem geht es heute um einen blauen Drink: Der Blue Moon Cocktail ist eng mit der Geschichte des Veilchenlikörs Crème de Violette und dem Aviation Cocktail verwandt. Letzterer ist ein lange Zeit in der Versenkung verschwundener Klassiker, der heute sicherlich der berühmteste Drink mit Zugabe von Crème de Violette ist. Dagegen ist der Blue Moon Cocktail weitaus weniger bekannt und in den Weiten des Internets finden sich unter diesem Namen sogar grauenhafte Mixturen auf der Basis von blauem Curacao in waghalsigen Kombinationen.

Crème de Violette erfreute sich in den 1890ern einer sehr großen Beliebtheit, verschwand aber spätestens seit den 1930ern aus den Produktionspaletten der großen Hersteller, so dass mit ihr hergestellte Cocktails in der Versenkung verschwanden. Mit der Cocktailrenaissance der Jahrtausendwende erhält man sie inzwischen wieder sehr gut. Eine weitere, inzwischen auch allmählich wieder erhältliche Variante ist die Crême Yvette. Im Grunde handelt es sich dabei auch um eine Art Crème de Violette, allerdings mit einem subtileren Veilchenaroma, dem vordergründig Zitrus-, Gewürz- und Vanillenoten beigegeben sind.

Der Blue Moon Cocktail wird in der Rezeptur Hugo R. Ensslins von 1917 mit Crême Yvette zubereitet, er lässt sich aber auch mit Crème de Violette herstellen. Somit ähnelt er dem Aviation, setzt aber statt auf Maraschino auf Wermut und erhält eine zusätzliche Komponente durch Orangenbitters. Wer den Aviation mag, sollte den Blue Moon unbedingt probieren! Er ist grundlegend anders, aber ein echter Genuss!

Rezept (adaptiert nach Hugo. R. Ensslins Recipes for Mixed Drinks, 1917):

6 cl Gin
3 cl Französischer Wemut (z.B. Noilly Prat)
1 Dash Orange Bitters
1-2 Dashes Crême Yvette (alternativ Crème de Violette)

Rotwein (optional)

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis in einem Rührglas kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen. Mr. Ensslin gibt nun noch ein klein wenig Rotwein auf den Cocktail. Ich habe noch einen Spritzer Crème de Violette hinzugegeben.

Glas: Martini

Garnitur: traditionell keine (ich habe jedoch eine Zitronenzeste zugegeben. Das Zitronenöl macht sich sehr gut im Drink, besonders, wenn man statt der Crême Yvette Crème de Violette verwendet.)

Bezugsquellen: Gin und Wermut findet sich im Fachhandel oder in gut sortierten Supermärkten. Für Crème de Violette und Orange Bitters ist ein Besuch im Fachhandel sicherlich nötig. Alternativ – wie immer – online.

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