Cathedral Cocktail

Cathedral Cocktail

In verschiedenen Zusammenhängen habe ich bereits auf die sensible Thematik „Bier in Deutschland“ hingewiesen. Gerade vor dem Hintergrund der wachsenden Craft Beer-Welle diskutieren viele Leute über Sinn und Unsinn des deutschen Reinheitsgebotes. (Persönlich befürworte ich eine Reformierung des Reinheitsgebotes, etwa im hier vorgestellten Sinne). Am überaus konservativen Bierstandort Deutschland nun mit Bier in Cocktails um die Ecke zu kommen, ist da vielleicht schon ein zu gewagter Schritt.

Sei es drum, ich versuche diesen Schritt zu gehen. Während ich bei der Michelada noch auf den traditionellen Kulturkontext Mexikos rekurrieren konnte, soll es heute tatsächlich um einen gänzlich progressiven und innovativen Cocktail gehen, den ich allerdings nicht ganz umsonst ausgewählt habe. Er schmeckt mir nämlich dermaßen gut, dass ich ihn für geeignet halte, das schwierige Feld der Biercocktails hier im Blog um eine weitere Facette zu bereichern. Es handelt sich dabei um den Cathedral Cocktail von Matt Seiter aus der Sanctuaria Bar in St. Louis, Missouri, USA. Aufmerksam wurde ich auf den Drink durch den Band „Cocktailian – Bier & Craft Beer“, der den dritten Teil der im Tre Torri-Verlag erschienenen Cocktailianreihe bildet. Auch dieses Buch ist absolut empfehlenswert und für jeden, der sich vertiefend mit der Materie befassen will, sei es sudwarm ans Herz gelegt.

So soll der Cocktail entstanden sein, als ein Bartester nach einer ungewöhnlichen und innovativen Kreation verlangte. Und das Ergebnis kann sich schmecken lassen! Bierkomponente ist das traditionelle Witbier. Über eine bekannte Marke habe ich z.B. hier bereits einen kurzen Artikel geschrieben. Hinzu kommen Orangen- und Zitronensaft, Agavendicksaft, frisches Koriandergrün, Old Tom Gin und ein Eiweiß. Das Ergebnis ist geschmacklich wirklich umwerfend: Wie eine Wolke mit süßlich fruchtiger Kräuternote. Cremig, schaumig, mit Orange und Zitrustönen vor frischen Kräutern, aus denen der Koriander und der Wacholder des Gins herausstechen. Sollte man unbedingt probieren.

Rezept:

3 cl Old Tom Gin (z.B. Tanqueray Old Tom)
1,5 cl Orangensaft
1,5 cl Zitronensaft
1,5 cl Agavendicksaft
1 Eiweiß
5 Zweige Koriander
ca. 6 cl Witbier

Zubereitung: Zunächst mit allen Zutaten außer dem Bier einen “Dry Shake” im Shaker durchführen (also ohne Eis kräftig durchschütteln). Dann Eis hinzugeben und nochmals kräftig schütteln (ruhig etwas länger, da Eiweiß verwendet wird. Zuletzt den Inhalt durch ein feines Sieb doppelt ins vorgekühlte Glas abseihen und dann mit dem Witbier toppen.

Glas: Coupette

Garnitur: Orangenrad und Korianderzweig

Bezugsquellen: Old Tom Gin ist nicht immer ganz so leicht erhältlich, weshalb man ihn eher im Fachhandel oder im Internet beziehen muss (man kann ihn im Notfall auch durch normalen Gin ersetzen). Witbier erhält man in Märkten mit modernen Craft Beer-Abteilungen (in Belgien und den Niederlanden in so ziemlich jedem Supermarkt), im Fachhandel oder online. Frisches Koriandergrün kaufe ich gerne in türkischen Supermärkten, dort ist das Preisleistungsverhältnis meist deutlich besser. Agavendicksaft erhält man im Reformhaus.

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