Pure Spirits: Compagnie des Indes Jamaica 5 Years Old Navy Strength & The Persephone

Wenn man sich ein wenig näher mit Rum beschäftigt, dann führt in diesen Tagen sicherlich kaum ein Weg an den Compagnie des Indes Rums vorbei. Hinter dem klangvollen, an die kolonialen Ostindienkompanien (die britische East India Company ist hier sicherlich die bekannteste) angelehnten Namen verbirgt sich ein unabhängiger Abfüller aus Beaune im Département Côte-d’Or in Frankreich. Neben allgemeinen Informationen zur Reihe soll heute aber vor allem ein intensiv-aromatischer Vertreter der Compagnie des Indes-Reihe im Vordergrund stehen. (zugesandtes Testprodukt*)

Bei diesem Vertreter handelt es sich um einen Blended Rum, also einen Verschnitt verschiedener Rums. Und es waren auch durchaus die Blends, mit denen die Compagnie des Indes Rums sich zunächst einen guten Namen gemacht haben. Inzwischen sind es aber v.a. auch besondere Einzelfassabfüllungen aus verschiedenen karibischen Ländern (darunter durchaus auch ein paar seltener anzutreffende „Exoten“ wie z.B. Rum aus Belize), die von sich reden machen und den qualitativen Anspruch der Compagnie des Indes Rums unterstreichen. Der unabhängige Abfüller erwirbt unterschiedliche Rumfässer verschiedener Destillerien quer durch die Karibik (teilweise auch darüber hinaus, beispielsweise auch aus Indonesien) und kann so ein recht breites Portfolio aus der Welt des Rums anbieten. Ein großer Pluspunkt der Reihe besteht sicherlich auch darin, dass hier weder mit Zuckercouleur nachgefärbt wird, noch – wesentlich entscheidender – mit der nachträglichen Zugabe von Zucker beim Geschmack nachgeholfen wird (wie es ja bei vielen Rums in durchaus sehr starkem Maße betrieben wird).

Die Flasche, die ich heute vorstellen möchte, ist der Compagnie des Indes Jamaica 5 Years Old Navy Strength. Ein langer Name, hinter dem sich ein sehr klassischer und kraftvoller Rum verbirgt. Wer an jamaikanischen Rum denkt, erwartet in der Regel aber auch genau das: einen kraftvollen, intensiven „High Ester“-Rum mit ausgeprägten Fruchtnoten und einem vollen Körper. Und genau dieses Profil bietet der Compagnie des Indes Jamaica 5 Years Old Navy Strength. Es handelt sich dabei um einen Blended Rum (wie eingangs bereits erwähnt), der aus Rums verschiedener jamaikanischer Destillen kreiert wurde. Alle verwendeten Rums haben gemein, dass sie für mindestens fünf Jahre in Eichenfässern reifen durften. Und zwar handelt es sich ausnahmslos um ehemalige Bourbonfässer, was durchaus eine gewisse Vanille bzw. Karamellnote verspricht, die sich in das Orchester der Ester- und Fruchtnoten einreihen könnte. Mit 57% vol. haben wir es hier zudem mit einem Tropfen zu tun, bei dem man sich auch keine Sorgen machen muss, dass etwaiges durchnässtes Schießpulver nicht mehr entzündbar wäre. Und sicherlich auch keine Sorgen, dass der Genuss dieses Rums spurlos an einem vorüber zieht. Im Purgenuss kann also die Zugabe von etwas Wasser durchaus sinnvoll sein.

Tasting Notes

Aroma: Keine Frage, hier wohnt ein echter Jamaikaner in der Flasche! Eine kraftvolle und intensive Geruchswelt eröffnet sich, sobald man die Nase über das Glas bewegt. Fruchtige Noten von Ananas und etwas Banane vermischen sich mit einer schönen Karamellnote, die auch Anklänge von Schokolade mit sich bringt. Zuckerrohr, ein wenig Eiche und sogar ganz subtile Assoziationen von Rauch finden sich. Mit etwas Wasser werden vor allem die fruchtigen Töne betont, die Rauchassoziationen verschwinden ganz.

Geschmack: Die 57% vol. kann der Compagnie des Indes Jamaica 5 Years Old Navy Strength natürlich nicht gänzlich verbergen, dennoch tritt er zunächst überraschend sanftmütig an. Dann aber entfaltet sich auch am Gaumen der kraftvolle Charakter mit den oben beschriebenen Fruchtnoten von Ananas und Banane, einer feinen Vanille, Melasse, Honig, etwas Eiche, Kuchenteig und Gewürzen. Auch hier werden vor allem die fruchtigen Töne durch die Zugabe einiger Tropfen Wasser betont.

Abgang: langanhaltend mit Früchten, Gewürzen und Karamell

Ein wirklich schöner Jamaikaner, keine Frage! Und gerade weil dieser Rum so schöne, intensive und kraftvolle Noten bietet, habe ich mich dazu entschieden, ihn in einem Cocktail einzusetzen, der sein Naturell auch zu schätzen weiß. Klar, es wäre naheliegend, einfach eine potente Tikirezeptur heranzuziehen und auf die dunklen Götter der karibisch-polynesischen Welt anzustoßen, aber ich wollte hier lieber einen anderen Weg gehen.

Der Drink hört auf den Namen Persephone, da er schlicht eine Abwandlung des Demeter’s Daughter Cocktails ist, welchen Jamie Boudreau in Seattle kreiert und auch in seinem Blog vorgestellt hat. Während in Demeter’s Daughter neben Appleton V/X, Ramazotti und Bitters auch ein Granatapfellikör zum Einsatz kommt, habe ich mich in meiner Version für eine ganze Reihe verschiedener Bitterliköre entschieden. Ich liebe es, mit Amaros zu experimentieren und manchmal ist es eben gerade die richtige Mischung, die ein einzigartiges Aroma erzeugt. Man mag mir unterstellen, ein unnötig kompliziertes Rezept zusammengetragen zu haben, aber dem kann und muss ich letztlich einfach das geschmackliche Ergebnis entgegenhalten. Statt Granatapfellikör habe ich übrigens Granatapfelsirup verwendet.

Achja: Persephone ist, man ahnt es, „Demeter‘s Daughter“. Denn natürlich gebührt der Löwenanteil der Cocktailidee immer noch Jamie Boudreau!

Rezept „Persephone“:

4,5 cl Compagnies des Indes Jamaica 5 Years Old Navy Strength
1 cl Granatapfelsirup (z.B. Darbo)
1 cl Amaro Montenegro
0,75 cl Amer Picon
0,75 cl Amaro di Angotura
2 Barlöffel Fernet Branca
1 Dash The Bitter Truth Jerry Thomas’ Own Decanter Bitters

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Martini

Garnitur: Zitronenzeste

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Eine Flasche Compagnie des Indes Jamaica 5 Years Old Navy Strength kostet um die 45 Euro.

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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