Pure Spirits: Revolte Overproof, Revolte Falernum & Der Ranglum Cocktail

Es ist noch nicht besonders lang her, dass ich über den Revolte Rum berichtet habe, der durchaus in der deutschsprachigen Bar- und Cocktailszene für einigen Wirbel gesorgt hat. Nun bin ich ja notorisch nicht unbedingt derjenige, der direkt die heißesten Trends aus erster Hand am Tresen probiert, aber heute freue ich mich umso mehr, auch einmal ziemlich aktuell dabei zu sein. Wer jetzt denkt, ich hätte den Schuss nicht gehört, hier Im Juli 2017 nach solchen Eingangsworten den Overproof Rum aus der Revolte-Reihe vorzustellen, den kann ich beruhigen. Vielmehr meine ich damit den neuen Revolte Falernum, von dem ich mir in der letzten Woche eine Flasche gekauft habe. (zugesandtes Testprodukt)

Doch vorher möchte ich tatsächlich noch auf den Revolte Overproof Rum zu sprechen kommen, der mir freundlicherweise bereits im Vorfeld als Probeexemplar zur Verfügung gestellt worden war und den ich bisher noch keiner Aufmerksamkeit gewürdigt habe. Doch diese Aufmerksamkeit verdient er durchaus, so viel kann ich schon einmal vorweg nehmen. Über die Hintergründe von Felix Georg Kaltenthalers Revolte-Reihe hatte ich ja schon in meinem Artikel über den Revolte Rum berichtet, so dass ich hier heute mehr oder weniger direkt ans Eingemachte gehen kann. Im Gegensatz zum mit 41,5% vol. abgefüllten Revolte Rum kommt der Revolte Overproof nun mit 60% vol. deutlich kräftiger daher, Overproof eben. Auf die Geschichte mit dem Schießpulver oder die unterschiedlichen Proofangaben in Großbritannien und den Vereinigten Staaten verzichte ich an dieser Stelle einfach mal, denn das wurde – glaube ich – sowohl hier als auch andernorts schon mehr als einmal erzählt (und ich kann nicht einmal versprechen, dass ich es nicht in Zukunft doch wieder mal irgendwo einflechten werde).

Tasting Notes „Revolte Overproof“:

Aroma: Ans Eingemachte gehen, das hatte ich eben erst angekündigt und schon greife ich den Begriff wieder auf, denn das, was ich hier zunächst rieche, erinnert mich doch in der Tat stark an eingemachte Früchte. „Eingemachte Rumfrüchte“ bin ich geneigt zu sagen. Vor allem Pflaumen sind deutlich präsent, aber auch ein Hauch von Dattel oder Feige schwingt hier mit. Ein feiner Hauch Milchschokolade, fruchtige Ananas und etwas Kokoswasser zeigen sich mit der Zeit. Im Vergleich zum normalen Revolte Rum erscheinen die Früchte hier eher dunkler und reifer, bei einem nicht-fassgelagerten Rum ist das alles andere als selbstverständlich und setzt hier wirklich ein Qualitätsausrufungszeichen.

Geschmack: Der Alkohol ist keinesfalls so stark, wie man ihn bei 60% vol. erwarten würde. Natürlich kann er sich nicht ganz verstecken, aber 60% vol. machen sich normalerweise schon viel deutlicher bemerkbar. Ein angenehm weiches Trinkgefühl transportiert Noten von Trockenfrüchten, Ananas, auch hier etwas Kokos und subtile Gewürztöne. Ganz so intensiv-fruchtig wie der Revolte Rum fällt er nicht aus, dafür eher trockener und weniger ungestüm, fast bin ich geneigt zu sagen: „weniger rebellisch“, aber das mag ich über einen Rum mit diesem Namen dann doch nicht schreiben.

Abgang: sehr lang und trocken mit Gewürzen und Trockenfrüchten

Und auf eben diesem Rum basiert nun auch das Revolte Falernum, welches gewissermaßen derzeit brandaktuell sein Marktdebüt hinlegt. Falernum erlebt derzeit wieder einen kleinen Aufwind, da im Zuge eines sich weiter ausdehnenden Bewusstseins für gute Drinks und Bartraditionen auch wieder vermehrt die Tiki-Kultur aus der zwischenzeitlichen Schmuddelecke herausdrängt. Ein Falernum ist im Grunde ein Gewürzlikör auf Rumbasis, der meist weniger für den Purgenuss als eher als Sirup gedacht ist. Es gibt auch komplett alkoholfreie Varianten, die dann tatsächlich nur noch als reiner Sirup zu betrachten sind. Bislang habe ich meist mit Velvet Falernum gearbeitet und auch wenn ich bisher nicht auf die Idee gekommen war, ein Falernum so zu genießen, habe ich das Revolte Falernum auch pur verkostet. Mit für ein Falernum sehr stattlichen 24% vol. versprechen Zitronenverbene, Pandan (ein asiatisches Gewürzkraut), Cranberries, Ingwer, Piment und Zimt eine sehr würzig-aromatische Geschmackserfahrung.

Tasting Notes „Revolte Falernum“:

Aroma: In der Nase zeigen sich vergorene Früchte mit einem deutlich herb-süßlichen Einschlag, bekannte Aromen des Revolte Overproof Rum steigen auf. Dazu unverkennbar der Ingwer, Assoziationen von Ananasschalen und eindeutig Kamillentee mit Gewürzen.

Geschmack: Süßlich frische Zitrustöne mit einer gewissen Schärfe des Ingwers, es zeigen sich Honignoten und Gewürze. Auch hier kann sich die Rumbasis nicht gänzlich verstecken. Ein sehr angenehmes Geschmacksbild, gefällt mir ausgesprochen gut und macht einen deutlich frischeren, fruchtigeren, aber auch herberen Eindruck als ich es von anderen Falernums kenne.

Abgang: bittersüß, fast etwas an Bitterliköre erinnernd

Tja, und wenn man nun einen weißen Overproof Rum und ein Falernum in der Hand hält, schweifen die Gedanken recht schnell zu einem Drink, den man wohl inzwischen getrost als modernen Klassiker bezeichnen kann: den Ranglum. Erfunden ursprünglich vom Berliner Bartender und inzwischen Inhaber des wirklich sehr zu empfehlenden und erlebenswerten Buck and Breck, Gonçalo de Sousa Monteiro, ist der Ranglum eine sehr harmonische Verbindung eben dieser beiden Zutaten in Kombination mit Limette und dunklem Rum. Fast wundert man sich, dass der Drink bei dieser klassisch und eher schlicht anmutenden Liste an Ingredienzen ein Kind des 21. Jahrhunderts ist. Kennengelernt habe ich den Drink ursprünglich durch ein Video über das Hamburger Le Lion, in dem Torben Bornhöft, heute u.a. Autor bei Trinklaune, zu dieser Zeit noch gearbeitet hat. Das Video füge ich unten an. Achja, noch zwei etwas unsystematisch aneinandergereihte Fakten über den Ranglum Cocktail: 1. Der Name des Drinks ist eine Kombination aus dem Wort Falernum und dem Namen des jamaikanischen Jazzmusiker Ernest Ranglin, dessen Musik während der Geburtsstunde des Cocktails lief 2. Der Cocktail ist verflucht stark, also mit Vorsicht und Bedacht genießen!

Rezept „Ranglum“:

5 cl dunkler Bermudarum
1,5 cl Revolte Overproof Rum
2 cl Revolte Falernum
0,5 cl Zuckersirup
2,5 cl Limettensaft

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig aus Eis schütteln und ins mit frischen Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: zwei Limettenschnitze

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

4 thoughts on “Pure Spirits: Revolte Overproof, Revolte Falernum & Der Ranglum Cocktail

  1. Habe nun schon so viel Gutes über den Revolte Rum gelesen, muss jetzt wohl echt auch mal mir einen zulegen. Schöne Tasting Notes!

  2. Pingback: Pure Spirits: The Amber Falernum & The Corn ’n‘ Oil | Galumbi

  3. Pingback: Pure Spirits: Plantation Vintage Edition Fiji 2009 & The Viti Levu Ocean Potion | Galumbi

  4. Pingback: Revolte Dry Curaçao & ein Milk Punch namens "Revolte con Leche" - Galumbi Revolte Dry Curaçao & ein Milk Punch namens "Revolte con Leche"

Schreibe einen Kommentar zu Frank Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert