Umeshu Cocktail

Nachdem der gestrige Artikel z.T. einige Wellen geschlagen hat, da das Produkt eine gewisse Nähe zu einem viel diskutierten Discounterprodukt (bzw. Nachahmerprodukt) aufweist, fühle ich mich heute schon fast verpflichtet, hier noch einmal klarzustellen, dass ich natürlich kein ausgemachter Fan von Discounterprodukten bin oder gar den Ausverkauf handwerklich hergestellter Premiumspirituosen propagiere. Allerdings stellt ein solches Produkt ob seines Preises für eine sehr große Zahl an Menschen nun einmal eine attraktive Alternative dar, die eben auch beurteilt werden will und kann. Inwiefern es eben aber manchmal auch genau andersherum gehen kann, zeigt der heutige Cocktail.

Der Umeshu Cocktail ist nämlich ein Drink, der im Grunde vollends auf Zutaten setzt, die nicht unbedingt zu den günstigen im Spirituosensegment zählen. Zumindest wenn man den Cocktail als solchen ernst nimmt. Und das sollte man! Ich lehne mich jetzt sogar weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass der Umeshu Cocktail einer der besten Drinks ist, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe. Der Drink wurde von Cocktailian- bzw. Mixology-Autor Bastian Heuser kreiert und beweist einfach, dass der Mann sein Handwerk nicht nur beherrscht, sondern ein Gespür für unglaublich harmonische Geschmackskompositionen besitzt. Im Grunde genommen handelt es sich beim Umeshu Cocktail um eine Spielart des Manhattans mit japanischem Einschlag. Und dass japanische Whiskys die so ziemlich rasantesten Preisanstiege der letzten Jahre hingelegt haben und noch immer hinlegen, dürfte inzwischen den meisten Leuten bekannt sein.

Für den Umeshu Cocktail mischt Bastian Heuser Suntory Yamazaki Whisky mit Umeshu (daher der Name des Drinks, den ich allerdings etwas unglücklich finde, da er schlicht den gleichen Namen wie der Pflaumenwein trägt und somit schnell etwas fehlleitet), Pedro Ximenez-Sherry und einigen Dashes Aromatic Bitters. Weder online noch in gedruckter Form war es mir möglich, den genauen Yamazaki Whisky herauszufinden, welchen Bastian Heuser hier benutzt. Dass er vermutlich keinen 18-jährigen Yamazaki verwendet hat, kann man sich wohl denken, doch ein 12-jähriger wäre genauso denkbar wie der inzwischen nicht mehr erhältliche 10-jährige Yamazaki. Weil ich mir nicht sicher war, habe ich kurzerhand entschieden, einfach den Hibiki Japanese Harmony zu verwenden. Das macht den Cocktail insgesamt auch etwas günstiger (wenn auch natürlich immer noch bei weitem nicht billig), passt aber auch geschmacklich hervorragend. Schließlich sind auch im Hibiki Japanese Harmony Yamazaki-Whiskys enthalten und die feinen Pflaumenweinnoten, die dieser Whisky mit sich bringt, harmonieren auch wunderbar mit dem Umeshu. Beim Umeshu – übrigens bitte nicht mit chinesischem Pflaumenwein verwechseln! – habe ich mich jedoch nicht Lumpen lassen und den Suntory Umeshu Yamazaki Cask ausgewählt, der dank seiner Fassreifung in Whiskyfässern noch eine „Extraportion Yamazaki“ mit sich bringt. Mit PX Sherry, Aromatic Bitters und dem Öl aus einer flambierten Orangenzeste auf der Drinkoberfläche ist dieser Cocktail klar, harmonisch, subtil und filigran wie ein Haiku-Gedicht. Und weil ich es ganz schön und passend finde, hier auch gleich die englische Übersetzung eines schönen Haikus des Dichters Hogan Reikan (1779-1860):

Describe plum blossoms?

Better than my verses

White wordless butterflies

– Kanpai!

Rezept „Umeshu Cocktail“ (von mir leicht abgewandelt):

6 cl Hibiki Japanese Harmony (oder ein Yamazaki Single Malt Whisky)
3 cl Suntory Umeshu Yamazaki Cask
2 Barlöffel Pedro Ximenez-Sherry
3 Dashes Aromatic Bitters

Zubereitung: Alle Zutaten in einem Rührglas auf Eis kalt rühren, ins vorgekühlte Glas abseihen und mit dem Öl einer flambierten Orangenzeste besprühen.

Glas: Martini

Garnitur: Vor dem Servieren mit Öl einer flambierten Orangenzeste besprühen (s.o.)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

8 thoughts on “Umeshu Cocktail

  1. Danke für den tollen Blog und das interessante Rezept. Welchen PX-Sherry benutzt du denn genau wenn ich fragen darf? Bin auf dem Gebiet der totale Laie und hatte nur gesehen, dass es anscheinend unterschiedliche Sorten gibt.

    • Sehr gern, freue mich immer über positives Feedback. Ich benutze meist den Lustau San Emilio PX, kostet um die 30 Euro. Man kann aber auch für den Einsatz in Cocktails einen günstigeren nehmen, v.a. wenn es mehr um Akzente geht und der PX nicht unbedingt im Vordergrund steht. Ich finde z.B. den Cuesta Pedro Ximenez für ca. 15 Euro auch ok.

  2. Hallo Sepo,

    vielen Dank für das Teilen des mir zuvor noch unbekannten Cocktails. Eine Frage: Du hast dich ja für einen Hibiki entschieden, wegen der Pflaumennote. Ich habe ebenfalls keinen Yamazki 18 Jahre zur Hand, dafür aber einen Chichibu Ichiro’s 2009/2013. Meinst du der eignet sich auch: https://japanwhiskys.com/japanischer-whisky/chichibu/52/chichibu-chibidaru-ichiro-s-single-malt-2009/2013

    Reicht die Note an Pflaume wie in der Beschreibung beschrieben? Auch in Kombination mit Pfirsisch oder den anderen Zutaten?

    Würde mich wirklich sehr über deine Einschätzung freuen.

    Gruß,
    Felix

    • Hallo Felix,

      den Chichibu Ichiro’s 2009/2013 habe ich leider bisher noch nicht probieren können. Ich gehe aber ehrlich gesagt davon aus, dass er sehr gut funktionieren wird! Auch bin ich mir nicht sicher, ob im Original wirklich nach Yamazaki 18 verlangt wird, ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen! Lass mich doch wissen, wie er mit dem Chichibu Ichiro’s 2009/2013 geworden ist!

      • Hallo Sepo,

        vielen Dank für deine Antwort. Kann es mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass man dafür ein Yamazaki 18 verwendet. Außer vielleicht in einem gehobenem Restaurant oder Hotel (Hotels mit Anspruch greifen sogar immer häufiger auf die hochwertigen japanischen Whisky zurück).

        Ich werde es einmal mit dem Chichibu Ichiro’s 2009/2013 probieren und berichten 🙂

        Danke und viele Grüße,
        Felix

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