Wisdom of Pelé

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So, wie angekündigt soll es heute dann mal wieder um einen Cocktail gehen. Und zwar steht auch dieser heute hier im Zeichen des Tikigenres. Was vielen Leuten zu Tiki-Drinks einfällt, ist sicherlich zunächst einmal Rum und dass sie meist ziemlich stark sind. Oft hat man mit dieser Einschätzung auch gar nicht so Unrecht. Was aber zunächst vielleicht nicht für jedermann so wirklich überzeugend klingt, muss nicht Zeichen eines schlechten Drinks sein. Die Gegenbeispiele sind hier wirklich zahlreich. Ein solches, wenn auch nicht so bekanntes, Beispiel für einen guten, starken und rumbasierten Tikidrink möchte ich heute vorstellen.

Der Cocktail hört auf den klangvollen Namen „Wisdom of Pelé“ und wurde im US-Bundesstaat Oregon in Portland von Blair Reynolds kreiert. Vor welchem Hintergrund dieser Name entstanden ist, war mir leider nicht möglich in Erfahrung zu bringen. Bei Pelé denke ich ganz automatisch an Edson Arantes do Nascimento, den weltberühmten brasilianischen Fußballspieler. Und obwohl dieser inzwischen auch lange Jahrzehnte in der Politik arbeitet und bereits brasilianischer Sportminister war, hätte ich ihn jetzt nicht unbedingt mit dem Begriff „Weisheit“ assoziiert. Schon eher mit Finesse, Verspieltheit, Genialität oder solchen Begriffen. Und an Tikicocktails denke ich beim „Weltfußballer des 20. Jahrhunderts“ schonmal gar nicht. Aber da die USA auch nicht unbedingt ein Land sind, welches für seine blühende Fußballkultur und –begeisterung bekannt ist, habe ich ohnehin Zweifel, dass dieser Pelé hier gemeint ist. Wie dem auch sei, werfen wir mal einen Blick in den Cocktailshaker (oder in diesem Fall in den Mixer). Wichtige Ergänzung: Dank eines aufmerksamen Lesers konnte hier eine Wissenslücke bei mir geschlossen werden: Pelé ist die hawaiianische Göttin der Vulkane – und auf einmal passt es wieder.

Der Wisdom of Pelé besteht auf vier verschiedenen Rums. Im Originalrezept werden der 151 Proof Lemon Hart Demerara Rum, dunkler jamaikanischer Rum (hier wird Coruba als Beispiel angeführt), Virgin Island Rum (als Beispiel Cruzan) und gereifter Martinique Rum (als Beispiel St. James Extra Old) aufgeführt. Nun mag es natürlich gut möglich sein, dass man diese Rums nicht alle in seiner Bar oder sogar zu Hause hat. Mir ging es auch so, weshalb ich ein wenig von den Vorschlägen abgewichen bin. Zunächst muss ich daher gestehen, dass ich den Cocktail abgeschwächt habe. Den Lemon Hart Rum mit seinen 75,5 % vol. wollte ich schlicht nicht in den Cocktail geben, da ich die Rezeptur bereits für potent genug hielt und noch nach dem Genuss gerne geradeaus gehen können wollte. Also habe ich ihn durch einen 12-jährigen El Dorado ersetzt. Als dunklen jamaikanischen Rum habe ich mich für den gleichsam günstigen wie vollaromatischen Meyers’s entschieden, den Cruzan Virgin Island Rum kann man gut durch einen Golden Rum ersetzen (ich habe einen Gosling’s Gold benutzt) und den St. James Extra Old durch einen fassgereiften anderen Rhum Agricole (ich habe Rhum J.M Vieux Agricole VSOP benutzt). Man sieht schon: Hier ist im Zweifel ein wenig Improvisation vor dem Hintergrund der persönlich verfügbaren Rums gefragt, wenn man aber die entsprechenden Stile vorrätig hat, sollte das problemlos möglich sein.

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Nun kommen noch Falernum, Grapefruitsaft, Limettensaft, Orangenblütenhonig, Zimtsirup, Whiskey Barrel Aged Bitters und Navan Vanilla Liqueur hinzu (letzteren habe ich mangels Verfügbarkeit durch den würzigeren Licor 43 ersetzt, könnte schon fast wetten, dass mir das ohnehin auch im Vergleich besser gefallen hätte) und fertig ist eine imposante Zutatenliste, die dem Tikigenre mehr als würdig ist. Das Ergebnis ist geschmacklich ebenfalls sehr imposant: Vielschichtige Rumnoten vermischen sich mit den restlichen Zutaten zu einem exotischen-würzigen Feuerwerk der Aromen. Aber Vorsicht: Trotz meines Verzichts aus den Lemon Hart Rum ist einer dieser Cocktails für einen Abend sicherlich mehr als ausreichend!

Rezept (die von mir abgewandelte Version, die Originalversion kann man hier einsehen):

3,5 cl El Dorado 12 Demerara Rum
2,5 cl Meyers’s Jamaican Rum
3 cl Goldener Rum (z.B. Gosling‘s)
1,5 cl fassgereifter Rhum Agricole (z.B. Rhum J.M Vieux Agricole VSOP)
3 Barlöffel Runny Orangeblossom Honey (s.u.)
2,5 cl Grapefruitsaft
2 cl Limettensaft
2 cl Falernum
0,75 cl Licor 43
0,75 cl Zimtsirup
2 Dashes Fee Brothers Whiskey Barrel Aged Bitters

Runny Orangeblossom Honey: Einfach Orangenblütenhonig im Verhältnis 1:1 mit heißem Wasser homogen verrühren.

Zubereitung: Alle Zutaten außer Licor 43 in einen Mixer geben und ca. 80 Gramm gestoßenes Eis hinzufügen. Dann ca. viermal kurz per Impulstaste durchmixen (es sollte nicht die Konsistenz eines Slushys enstehen). Dann ins vorgekühlte Glas geben und mit Licor 43 floaten.

Glas: Tiki Mug oder großes Highballglas

Garnitur: Limettenzeste und Cocktailschirmchen

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Bezugsquellen: Orangenblütenhonig erhält man in gut sortierten Supermärkten oder im Reformhaus. Zimtsirup und Früchte für die Säfte ebenfalls (den Sirup kann man auch selbst herstellen). Die alkoholischen Zutaten werden einen Besuch im Fachhandel oder eine Onlinebestellung unumgänglich machen.

5 thoughts on “Wisdom of Pelé

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  2. Guten Tag und vielen Dank für diesen inspirierenden und sehr hochwertig gestalteten Blog!
    Ich bin zwar kein Ethnologe, glaube aber zu wissen, dass Pele (oder Pelé) die hawaiianische Göttin der Vulkane, Erdbeben, Naturgewalten etc. ist. Das lässt sich bei Interesse sicherlich verifizieren und passt dann wieder ganz hervorragend zum Tiki-Thema und auch zum schwankenden Gang, den man nach dem Genuss möglicherweise an den Tag legt 😉

    • Super! Vielen Dank für die Info, Sebastian. Da muss ich noch Nachhilfe in Sachen hawaiianischem Pantheon nehmen. Werde das ergänzen!

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