Bittered Sling & Remi Landier Cognac VSOP

Bittered Sling

Cognac war in letzter Zeit nicht unbedingt der strahlende Hauptdarsteller des internationalen Spirituosenmarkts. Und das, obwohl gerade er lange Zeit den Nimbus von Noblesse und gehobenem Stil um sich wusste. Für viele galt er als zu teuer und irgendwie angestaubt und so wunderte es wenig, dass viele französische Cognacbrennereien sich zunehmend als Premiumziel für russische und chinesische Superreiche gerierten. Aber die Zeiten ändern sich. (Zugesandtes Testprodukt*)

Und so erlebt auch Cognac ein zartes Comeback, auch als Barzutat. Pur verkostet steht er bei sehr vielen Leuten noch immer im Schatten des Whiskys, welcher vermeintlich eine größere Vielfalt für weniger Geld bietet, aber auch dort ist die Preisentwicklung eine, die schon manchmal an die Geschichte des Cognac denken lässt. Doch heute möchte ich mich einmal einem Cocktail auf Cognacbasis widmen. Wobei es sich streng genommen um einen Cocktail auf Basis von Armagnac handelt, aber dieser funktioniert natürlich genauso gut mit einem Cognac. (Der Hauptunterschied von Cognac und Armagnac besteht in der etwas weiter bzw. anders gelagerten Herkunftsregion und im Umstand, dass Armagnac im Gegensatz zum Cognac nicht im Doppelbrandverfahren sondern in einem einzigen Brenndurchgang destilliert wird).

Beide Spirituosen sind im Grunde genommen fassgereifte Weinbrände, die aus Weißweinen gewonnen werden. Im Falle des Cognac müssen diese Weinbrände aus der französischen Stadt Cognac im Département Charente oder der umliegenden Umgebung stammen.

Der Cognac, den ich im heutigen Cocktail verwendet habe, stammt aus dem Hause Remi Landiers, welches zwar keiner der ältesten Cognachersteller Frankreichs ist, aber durchaus bereits über einige Erfahrung verfügt. Das Unternehmen besteht zwar erst seit 1973, in der Familie wird aber inzwischen in vierter und fünfter Generation in der Cognacbranche gearbeitet. Ursprünglich stammt man jedoch aus der Weinbranche. Das hat durchaus auch seine Auswirkungen, denn hier laufen sowohl die Weinberatung, die Destillation und die Fassreifung in einer Hand ab, was nicht bei jedem Cognac in dieser Form geschieht. Die Cognacs werden von Jean-Yves Landier, einem Sohn des Gründers Remi Landiers eigenhändig ausgesucht und verschnitten und in verschiedenen Reifungsstufen verkauft. Ich habe hier heute den VSOP im Glas (Very Superior Old Pale), bei dem mindestens 4 Jahre alte Cognacs miteinander verschnitten werden. Er wird mit 40% vol. abgefüllt.

Bittered Sling

Der Remi Landier VSOP bietet reichhaltige Vanillenoten mit einem würzigen Charakter und einigen hellen Früchten. Er schmeckt sehr ausgewogen und vollmundig mit einem eichigen Herz und einer sanften Seele.

Der Cocktail, für den ich mich hier entschieden habe, ist der sogenannte Bittered Sling und stammt aus dem Rührglas von Erik Adkins aus dem Heaven’s Dog in San Francisco. Der Name ist hier sehr bedeutungsschwer, denn er spielt auf die frühe Entstehungsgeschichte der Cocktails an. Um genau zu sein auf eine Zeit, in der der Begriff Cocktail noch unbekannt bzw. neu war. Zuvor galt ein Getränk nämlich dann als Sling, wenn es aus einer Spirituose, Zucker und etwas Wasser bestand. Man merkt schon, der Weg zu einem Old Fashioned bzw. den traditionellen Whiskey Cocktails ist da nicht besonders weit und maßgeblich unterscheiden sich diese nur durch die Zugabe von Bitters von einem Sling. Entsprechend verhielt es sich auch in den Anfangstagen der „Cocktailkultur“, dass man diese schlicht als „Bittered Slings“ bezeichnete. Eine der ältesten Quellen stellt hier die New Yorker Zeitung „The Balance, and Columbian Repository“ dar, welche im Jahr 1806 im Zuge einer Wahlkampfveranstaltung, bei der „Cock-tails“ gereicht wurden, über die Beschaffenheit dieser neuen Getränke humorvoll aufklärt:

„Cock-tail, then, is a stimulating liquor, composed of spirits of any kind, sugar, water, and bitters – it is vulgarly called a bittered sling, and is supposed to be an excellent electioneering potion inasmuch as it renders the heart stout and bold, at the same time that it fuddles the head. […] a person having swallowed a glass of it, is ready to swallow any thing else.“ (1806)

(„Ein Cock-tail ist ein stimulierendes Getränk aus Spirituosen aller Art, Zucker, Wasser und Bitters, wird gemeinhin auch „Bittered Sling“ genannt und soll einen ausgezeichneten Wahlkampftrank darstellen, indem er beherzt und kühn macht und zugleich den Kopf benebelt. […] Wer davon ein Glas getrunken hat, ist bereit, auch alles andere zu schlucken.“ – 1806)

Erik Adkins verrührt für seinen Bittered Sling nun also Armagnac oder Cognac mit ein wenig Gum (oder Gomme) Syrup und Bitters und garniert ihn im alten Stil mit Muskatnuss. Schlicht, aber sensationell gut. Ein Drink, wie ich ihn liebe.

Bittered Sling

Bittered Sling

Rezept:

6 cl Cognac oder Armagnac (ich habe mich für den Remi Landier VSOP entschieden)
0,5 cl Gomme-Sirup (alternativ 0,75 cl Zuckersirup)
1 Dash Angostura Bitters
1 Dash Fee Brothers Black Walnut Bitters

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis miteinander verrühren und auf einen großen Eiswürfel oder eine Eissphäre ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: frisch geriebener Muskatnuss

Bittered Sling

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Wenn Sie selbst Fachhändler sind, so kann ich für den Remi Landier VSOP auch folgende Bezugsquelle empfehlen.

*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

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