Mai Tai

Mai Tai (Galumbi)

Heute geht es mal wieder um einen echten Klassiker. Einen Cocktail, den zumindest so gut wie jeder dem Namen nach kennt und den die meisten in der einen oder anderen Form schon einmal getrunken haben: Es geht um den Mai Tai. Allerdings entpuppt sich das Vorhaben, einen kurzen Artikel über den Mai Tai zu schreiben, schnell als tückisches Minenfeld.

Und das hat seine Gründe: Um den Mai Tai wird gerne heftig und mit Leidenschaft gestritten. Um die richtige Zubereitungsart, um die Urheberschaft und überhaupt um Rechte und Anmaßungen. Dabei gilt es für die meisten Leute als mehr oder weniger offiziell, dass der Mai Tai von Victor Bergeron erfunden wurde, der unter seinem Pseudonym „Trader Vic“ berühmt geworden ist. So heißt es, Bergeron habe den Drink 1944 in seinem Restaurant „Trader Vic’s“ in Oakland, Kalifornien erfunden. Nach eigenen Angaben haben zwei tahitianische Gäste und Freunde Bergerons beim Genuss des Cocktails ausgerufen: Mai Tai Roa Ae (in etwa: „Unglaublich gut!“) und der Name war geboren.

Allerdings beansprucht auch Ernest Raymond Beaumont Gantt alias Donn Beach alias „Don the Beachcomber“, der Gottvater der Tiki-Ära, die Erfindung dieses Klassikers für sich. Er soll – ebenfalls eigenen Angaben zufolge – den Drink angeblich vor Trader Vic in seiner Tikibar als Mai Tai Swizzle angeboten haben. Außerdem will das Royal Hawaiian Hotel in Honolulu den Mai Tai ebenfalls erfunden haben. Und das schon in den 1920er Jahren.

Es gab Rechtsstreitigkeiten um den Cocktail und viele lebhafte Diskussionen, die bis heute nicht verebbt sind. Trader Vic hat in einem Buch jeden beleidigt, der ihm die Urheberschaft des Drinks absprechen wolle und das Royal Hawaiian Hotel feiert sich bis heute wie selbstverständlich als Geburtsstätte des Mai Tai. Und in all das Chaos kommt dann auch noch der Umstand, dass der Drink über die Jahrzehnte hinweg oftmals zu einer vollkommen lieblosen Plörre verkommen ist, die billigen Rum mit reichlich Saft und Sirup kombiniert und geschmacklich in etwa so gut schmeckt, wie ein herzhafter Tritt vors Schienbein.

In diesem Sinne erschien es mir angemessen, einfach mehrere Rezepte anzugeben. Sowohl das von Trader Vic, als auch das von Don the Beachcomber. Und weil ohnehin schon so viel diskutiert wird, füge ich noch ein drittes hinzu, nämlich eine von mir abgewandelte Version, die mit einem italienischen Haselnusslikör und Falernum arbeitet. Da ich kein großer Fan von Marzipan bin, gefällt mir dieser „Galumbi-Mai Tai“ noch einmal ein klein wenig besser als die Originalversionen. Man möge meiner Seele gnädig sein.

Trader Vics Originalrezept von 1944

Rezept (in US-typischen Unzenangaben):

2 oz of 17-jährigen J. Wray & Nephew Jamaica Rum
Juice of one lime
½ oz Holland DeKuyper Orange Curaçao
¼ oz Rock Candy Syrup (Kandiszuckersirup)
½ oz French Garnier Orgeat

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und in ein mit frischem Eis gefülltes Glas abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: Minzzweig und ausgepresste Limettenhälfte

Don the Beachcombers Mai Tai

Rezept (in US-typischen Unzenangaben):

2 oz Wasser
¾ oz Limettensaft
1 oz Grapefruitsaft
1 oz Zuckersirup
1 oz dunkler Rum
1 oz goldener Rum
½ oz Cointreau
¼ oz Falernum
2 dashes Angostura Bitters
1 dash Pernod

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und in das mit crushed Ice gefüllte Glas abseihen.

Glas: Highball

Garnitur: Früchte und Strohhalm

„Der Galumbi-Mai Tai“ (s. Foto)

Rezept (in US-typischen Unzenangaben):

1 oz Deadhead Rum
1 oz dunkler, jamaikanischer Rum
¾ oz Orange Curacao
½ oz Toschi Nocello
Saft von einer halben Limette
2 Barlöffel Falernum

Zubereitung: Alle Zutaten inklusive der ausgepressten Limettenhälfte kräftig auf Eis schütteln und ins mit einer Eiskugel gefüllte Glas abseihen. Öl aus der Orangenzeste (s. Garnitur) auf die Oberfläche sprühen.

Glas: Tumbler

Garnitur: Minzzweig und Orangenzeste

Bezugsquellen: Für spezielle Rum-, Sirup- und Likörarten ist gegebenenfalls der Besuch eines Spirituosenfachgeschäfts erforderlich.

11 thoughts on “Mai Tai

  1. In dem eher nicht so bekannten Hollywood-Klassiker „Blaues Hawaii“ aus dem Jahre 1961 kam der Mai-Tai auf die Leinwand. Elvis Presley spielt darin den Chad Gates, der nach kurzem Dienst in der Army zurück nach Hawaii kommt und dort das bezaubernde Partygirl Holly Golightly (Audrey Hepburn) trifft. Wenn sie den legendären Satz sagt: „Versprechen Sie mir, dass Sie mich erst nach Hause bringen, wenn ich betrunken bin -sturzbetrunken“, dann trinkt sie Mai-Tai.

  2. Ich bin doch jedes Mal wieder aufs Neue beeindruckt, welch beachtlicher Quell sehr stilsicherer Anekdoten Sie doch sind, Herr Heinzel. Chapeau!

  3. Pingback: Vieux Carré | Galumbi

  4. Pingback: Mai Ta-IPA | Galumbi

  5. Ich habe mich auch mit dem Mai Tai beschäftigt und habe zur Recherche historische Bücher zu diesem Thema zu durchsucht. Interessant ist dabei vor allem Bill Kellys Buch „The Roving Bartender“ aus dem Jahr 1946. Es ist offensichtlich in Vergessenheit geraten, denn anhand dieser Quelle wird es sehr wahrscheinlich, daß weder Trader Vic noch Donn Beach den Mai Tai erfunden haben. Wir müssen uns wohl von Trader Vics Geschichte verabschieden, denn allen Anschein nach ist der Mai Tai viel älter und stammt aus Polynesien. Mehr zu diesem Thema und eine Rezeptsammlung habe ich unter http://bar-vademecum.de/mai-tai/ zusammengetragen.

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