Aus dem Braukessel: Brooklyn Local 2

Brooklyn Local 2

Craft Beer ist mittlerweile nicht mehr bloß auf dem Vormarsch, es ist bereits im Konsumentenmainstream angekommen und verzeichnet stetig wachsende Umsatzzahlen. Nicht zuletzt deshalb schwenken immer mehr Brauereien um und versuchen den kleinen Handwerksbrauereien Konkurrenz zu machen, indem sie ihre eigenen „Craft Beer“-Produkte auf den Markt bringen. Ob das jetzt nun noch immer Craft Beer ist, oder nicht, will ich an dieser Stelle gar nicht erst diskutieren. Darüber gibt es ohnehin sehr viele Auseinandersetzungen und Diskurse, die sicherlich die nähere Zukunft begleiten werden.

Wer sich vertiefend mit der Materie befassen will, dem sei der dritte Cocktailian-Band „Bier & Craft Beer“, erschienen im Tre Torri-Verlag, wärmstens empfohlen.

Das Bier, um das es hier heute gehen soll, ist das Brooklyn Local 2 aus der Braufactum-Reihe. Es fiel mir sofort ins Auge, als ich es beim Einkauf in einem Craft Beer-Regal stehen sah. Die Zutatenliste versprach ein interessantes Geschmackserlebnis: Wasser, Pilsener Gerstenmalz, belgischer dunkler Kandiszucker, Honig, Orangenschalen, Hopfen (Hallertauer Perle, East Kent Golding, Aurora) und Hefe. Der Preis für die Flasche lag um 12 Euro und ist damit für ein Bier sicherlich nicht mehr wirklich günstig. Allerdings sollte man auch von vornherein klarstellen, dass dieses Bier auch nicht wie eine 0,3-Flasche Pilsener vom Kiosk zu bewerten ist. Im Craft Beer-Segment sind durchaus auch noch höhere Preise nicht unüblich.

Brooklyn Local 2

Das Brooklyn Local 2 wurde von dem bekannten US-Braumeister Garett Oliver im namensgebenden New Yorker Stadtteil gebraut und ist sicherlich vor allem durch die Zugabe von Honig und Orangenschalen etwas Besonderes. Im Stile eines belgischen Starkbieres gebraut, fällt das Local 2 durchaus kräftig aus (9% vol. – also Vorsicht!) und sollte langsam und bedächtig genossen werden. Wie bei vielen Craft Beeren empfiehlt sich eher ein Vergleich zum Genuss eines guten Weines. Das Local 2 ist zudem in der Flasche gegärt, was sich – vergleichbar mit einem Champagner – besonders auf den Schaum und das Mundgefühl auswirkt. Beim World-Beer Cup 2010 gewann es eine Bronzemedaille, was natürlich im Vorfeld der Verkostung bereits als Qualitätszeichen gedeutet werden konnte.

Leider ist mein letztes Bierverkostungsglas einige Tage vor der Verkostung dieses Bieres zu Bruch gegangen. Als gebürtiger Dortmunder verkoste ich daher bis zum Neuerwerb eines richtigen Verkostungsglases im traditionellen Stößchen. Das hat zwar ganz klar Nachteile gegenüber einem professionellen Bierverkostungsglas, aber irgendwie fühle ich mich dabei wohl. Und wer will schon die Behauptung wagen, ein Stößchen sei schlecht für die Aromen eines Bieres?

Verkostung:

Geschmacklich wartet das feinschmäumende Bier mit spürbarer Orange hinter Malz- und Karamellnoten auf. Es hat eine angenehme Süße, Noten von Nüssen und hellen Früchten schwingen mit. Man schmeckt deutlich das dunkle Basisbier heraus.
Letztlich ist das Brooklyn Local 2 erfreulich ausbalanciert geraten. Die manchmal festzustellende „Schwere“ belgischer Biere, die einem buchstäblich zu Kopf steigen kann, konnte ich hier nicht konstatieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert